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077 - Zu Gast bei Mr. Vampir

077 - Zu Gast bei Mr. Vampir

Titel: 077 - Zu Gast bei Mr. Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Randa
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also.“
    „Aber die Theorie ist eine Seite. Das Leben eines Menschen in Gefahr zu bringen, um sie zu beweisen, ist eine andere!“
    Er kann dem Kommissar nicht eingestehen, daß er seit dem ersten Gespräch mit dem Kommissar zwei lange Gespräche mit Jeannine hatte und sie nicht mehr als einen Bauern auf einem Schachbrett betrachtet, den man nach Belieben hin- und herschieben kann.
    „Und ich finde, daß Jeannine Burtin damit unnötig einer Gefahr ausgesetzt wird.“
    „Sie haben doch gesagt, daß der Irre sich nur innerhalb gewisser Grenzen bewegen kann, die Jeannine keinesfalls in Gefahr bringen, solange Jeannine sich in seinen Augen loyal verhält.“
    „Und wenn ich mich irre?“
    „Wie dem auch sei, Jeannine wird überwacht werden, daß uns auch nichts entgeht. Zwei Polizisten werden Tag und Nacht nicht von ihrer Seite weichen. Einerseits haben wir Ihre Meinung als Fachmann, Doktor, auf der anderen Seite haben wir meine Leute, die sie bewachen, und drittens kann ich Ihnen aus Erfahrung sagen, daß sich ein Sadist nur in den seltensten Fällen zweimal an ein- und dasselbe Opfer heranmacht.“
    „Außer, wenn er in der unmittelbaren Umgebung des Opfers lebt.“
    „In diesem Fall würde es sich eindeutig um Leggatt handeln, und auch er wird von meinen Leuten beschattet!“
    „Ich möchte, daß Jeannine eine Waffe bekommt.“
    „Daran habe ich auch schon gedacht.“
    Morestier ist nicht ganz zufrieden mit dem Ausgang des Gesprächs, denn er war fest davon überzeugt, daß Fauchard ihm helfen würde, die junge Frau davon zu überzeugen, daß die Gefahr, der sie sich aussetzt, zu groß sei. Darüber hinaus scheint es ihm, daß man einen wichtigen Punkt außer acht läßt – aber möglicherweise hat auch er selbst diesen Eindruck nur während des persönlichen Gesprächs mit Jeannine bekommen: Die junge Frau hat offensichtlich große Angst, weniger physische Angst, als einen psychischen Terror; so als bedrücke sie ein drohendes Unheil.
    „Ich werde mich hier vertreten lassen“, sagt der Arzt. „Und so weit es mir möglich ist, werde ich diese Angelegenheit aus allernächster Nähe verfolgen.“
    „Ihre Anwesenheit kann uns eine große Hilfe sein.“
    Es klopft.
    „Herein!“ ruft der Arzt.
    Ein Krankenpfleger bringt Jeannine in das Büro. Morestier begrüßt sie mit einem Nicken. Offensichtlich hat sie die Nacht schlecht verbracht, denn ihre Züge sind müde, und ihr Gesicht ist grau.
    Fauchard wird aufmerksam. „Fühlen Sie sich nicht gut, Mademoiselle?“ fragt er, während er ihre Hand ergreift.
    „Doch.“
    „Vielleicht sollten Sie sich noch einige Tage Ruhe gönnen?“
    „Nein, nein.“
     

     
    „Dieser Ansicht bin ich auch“, sagt Morestier, zu Fauchard gewendet.
    Wenn Fauchard ihm hilft, vielleicht können sie beide Jeannine davon abhalten, die Klinik zu verlassen. Aber sie schüttelt energisch den Kopf.
    „Die paar Tage würden nichts ändern. Im Gegenteil. Ich brauche Beschäftigung.“
    Morestier stößt einen Seufzer aus. Sein Gesicht ist ernst, und er beschließt, Fauchard die Wahrheit zu sagen. Schließlich scheint der Kommissar psychologischen Problemen gegenüber aufgeschlossen zu sein.
    „Im ersten Moment … ich möchte sagen, während sie in der Gewalt des Monsters war, hat Jeannine äußerst klug und mutig gehandelt. Aber das Erlebnis hat sie schockiert. Und jetzt, rückblickend, bedrückt sie der Zweifel, ob an der Sache nicht doch etwas dran war…
    Sie zweifelt nicht mit ihrem Verstand, sondern mit ihrem Instinkt. Medizinisch gesprochen ist das völlig logisch. Ihre Nerven waren unvorstellbar angespannt. Und wir alle haben eine gesunde Portion Aberglauben in uns; wir bekämpfen ihn zwar mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, aber Jeannine hat nach diesem Erlebnis nicht mehr viele Waffen übrig. Und ich möchte sagen, wir alle haben ein wenig Mitschuld daran.“
    Der Kommissar hebt zwar die Brauen, sagt aber nichts.
    „Das erstemal, als Jeannine uns von ihren Erlebnissen erzählte, wollten wir ihr nicht glauben, und bevor sie sich erholen konnte, erhielt sie damit bereits den nächsten Schlag. Wir haben eine Frau vor uns, Kommissar, eine sehr junge Frau, und ich erzähle Ihnen das alles in ihrer Gegenwart, damit sie sehen kann, daß wir sie verstehen. Wenige Menschen hätten eine solche Situation geistig gesund überstanden, und wir dürfen froh sein, daß wir nicht eine Wahnsinnige auf der Straße gefunden haben.“
    Jeannine weint. Die Worte Morestiers tun ihr

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