Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0770 - Die andere Seite der Hölle

0770 - Die andere Seite der Hölle

Titel: 0770 - Die andere Seite der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Königin sein wird?«
    Jane nickte.
    »Sie ist ich, ich bin sie. Elenor oder Franziska - was spielt das für eine Rolle? Ich sage dir noch eines: Du wirst dein Leben ändern müssen. Nichts wird mehr so sein wie sonst, das hat auch Elenor erkannt. Ich habe sie mir ausgesucht, denn sie ist der Empfänger für mich gewesen. Sie soll mich ersetzen, aber in einer Zeit, die anders ist als die meine. Als sie mich verbrannten, als mein Körper verschmorte, da dachten die Menschen, es sei vorbei. Sie haben sich geirrt. Sie bauten mir eine Kapelle, aber sie rissen sie nicht ab. Sie wollten die Nachwelt warnen. Ich sollte nicht mehr zurück, sie bauten eine Nische, und sie stellten dort die gesichtslose Figur auf, die schwarze Madonna. Als Warnung war sie gedacht, aber sie hatten mich unterschätzt, denn es ist mir gelungen, wieder in die Kapelle einzudringen. Was mir einmal gehört hat, das lasse ich nicht los. Sie konnten mich nicht ausschalten, ich lebte weiter. Mein Geist war es, der alles überwachte. Ich bin der Tod und das Leben zugleich. Ich bin die Leiche und die Frau, und ich habe die Gestalten um mich herum zum Leben erweckt, zu meinen Dienern gemacht. Ich bin ich, und ich bin sie. Und ich habe ihr die Kraft gegeben, die Menschen so zu behandeln, wie ich es damals tat. Man wird Elenor wieder zujubeln, wenn sie ihre Kräfte einsetzt, die gar nicht ihre Kräfte sind, denn sie entzieht sie den Menschen. Auch das hat mich das Böse gelehrt. Man muß erkennen und begreifen, und man muß seine Macht entsprechend einsetzen.« Sie öffnete den Mund und lachte. Gleichzeitig geschah etwas anderes.
    Jane nahm plötzlich den Brandgeruch war, zuerst nur schwach. Sehr schnell verstärkte er sich jedoch, und das Gefühl des Ekels stieg in ihr hoch, denn es stank nach verbranntem Fleisch, und gleichzeitig strömte ihr ein widerlicher Aasgeruch entgegen.
    Verfaultes, Verbranntes - es war kaum in Worte zu fassen. Es war einfach ungeheuer.
    Ihr wollte sich der Magen umdrehen. Sie holte nur mehr durch die Nase Luft, und mit dem Aufkommen des Gestanks begann auch die Veränderung der lebenden Figur.
    Sie brannte, sie glühte. Die Haut zog sich zusammen. Flammen schossen und züngelten aus ihr hervor, ohne Wärme abzugeben. Franziska erlebte das gleiche wie vor einigen Hundert Jahren, als sie auf den Scheiterhaufen gestellt worden war.
    Die Haut zog sich immer mehr zusammen. Als verkohlte Fetzen hing sie schließlich um bleiche Knochen. Wie alte Lappen, die jemand nicht richtig abgeschnitten hatte. Aus dem Maul strömte Leichengeruch. Die Haare knisterten, als die Flammen sie durchhuschten. Es gab keine Chance mehr für Franziska. Sie hatte ihr Maul weit geöffnet, die Zunge schnellte hervor, fing Feuer und verschmorte.
    Augen platzten weg, als wären dunkle Kugeln explodiert. Leere Höhlen blieben zurück, und Jane konnte in diese beiden Tunnel schauen. Der Kopf wackelte, als hätten Schläge den Hals getroffen.
    Er kippte zur Seite weg, hing nur mehr an dünnen Fäden. Ein Zischen erklang, und der Geruch des geschmorten Fleisches wurde unerträglich.
    Dann war es vorbei.
    Es gab Franziska nicht mehr. Es gab nur noch die Figur ohne Gesicht, die schwarze Madonna.
    Es war vorbei…
    Jane wunderte sich, daß sie saß. Sie hatte ihren Rückzug zu einer Kirchenbank nicht bemerkt. Jetzt hockte sie hier, hielt noch ihre Lampe fest, die allerdings ausgeschaltet war.
    Sie starrte zu Boden.
    Schweiß bedeckte ihren Körper. Der Geruch von verbranntem Fleisch und der verkohlten Haare klebte noch immer in Nase und Mund fest. Ihr war klar, auf was sie sich eingelassen hatte. Sie wollte auch nicht mehr zurück, obwohl es etwas in ihrem Innern gab - vielleicht das Unterbewußtsein -, das sie warnte.
    Jane strich ihre Haare zurück.
    Es war kalt in der Kapelle. Sie fror. Mit beiden Armen umschlang sie ihren Körper. Der Gestank zog ab. Auf Janes Augen lag ein Druck. Sie wollte nachdenken, was ihr nicht gelang. Diese Welt war zu fremd für sie und trotzdem vertraut.
    Mit wackligen Bewegungen stand sie auf. Wieder schaute sie nach vorn, wo sich in der Nische nichts mehr bewegte. Alles war so geworden wie früher. Da stand die schwarze Madonna, da hockten die Kreaturen zu ihren Füßen, und die graue Dunkelheit beschützte beide.
    Jane hatte Franziska gesehen, sie kannte Elenor und auch die Madonna. Um sie drehten sich ihre Gedanken, und für sie war klar, daß die Figur des Rätsels Lösung sein mußte. Sie war der Mittler zwischen den beiden Wesen. Sie

Weitere Kostenlose Bücher