0770 - Die andere Seite der Hölle
auch ins Gegenteil gedreht, denn er zerstörte das kniende Gebilde aus der Vergangenheit.
Es wurde vor Sukos Augen hinweggefegt. Als er die Riemen wieder zurückzerrte und dabei auch sah, wie diese seltsamen Monstren verzischten, hörte er einen furchtbaren Laut.
Er drehte sich um.
***
Ich hatte das Kreuz! In meinem Besitz befand sich der Sieger des Lebens über den Tod.
Und was hatte das Wesen?
Nichts - oder die Erkenntnis, in ihr den Tod, die endgültige Vernichtung, getroffen zu haben. Denn beim Anblick des Talismans wußte Elenor, was die Stunde geschlagen hatte.
Sie wollte trotzdem zurückweichen, schaffte es auch, bis sie zu Jane Collins kam und so nahe heran war, daß Jane zugreifen konnte. Auf diese Chance hatte sie gewartet. Sie umklammerte den rechten Knöchel des verbrannten Beines, spürte diese widerliche, dünne und schorfige Haut unter ihren Fingern und zerrte am Knöchel.
Elenor fiel einfach um.
Aber Jane war noch nicht fertig. Sie hatte sich wieder gefangen, sie konnte reden, und sie schrie mir zu: »John, ich will das Kreuz! Gib es her! Gib es!«
Jane hatte ungemein viel mitgemacht und gelitten. Ich wußte deshalb, was ich ihr schuldig war. Sie erhielt das Kreuz. Ich drückte es ihr in die mir entgegengestreckte Hand.
Sie schloß die Faust darum. Das obere Drittel des Kreuzes schaute daraus hervor.
Und dann rammte sie die Hand nach unten.
Elenor hatte keine Chance. Die Faust und das Kreuz erwischten ihren widerlichen Schädel. Wir beide und der herbeieilende Suko hörten das Knacken der Knochen, und wir sahen auch das andere Feuer, das plötzlich aufsprühte, als hätte jemand Wunderkerzen angesteckt.
So harmlos war es nicht.
Dieses Feuer vernichtete das Böse.
Weiße Magie, also die Kraft des Guten, sorgten dafür, daß nicht einmal Asche von dem Wesen zurückblieb, das sich einmal als Wunderheilerin bezeichnet hatte.
Jane fiel zusammen.
Suko und ich halfen ihr auf die Beine. Wir führten sie zwischen uns, und so verließen wir auch die Kirche…
***
Aus der Autoapotheke hatten wir Verbandszeug geholt und Janes kleine Wunden versorgt. Es ging ihr noch immer nicht gut. Sie hockte auf einem Stein, war bleich und erzählte uns mit tonloser Stimme den Rest der Geschichte. Es war praktisch die Aufklärung.
Suko und mir rannen Schauer über den Körper, als wir die Details dieser unseligen Zweierverbindung erfuhren.
Und wir waren heilfroh, daß wir das Grauen im letzten Augenblick gestoppt hatten.
Irgendwann wurde es zu kühl. Zudem fing es an zu regnen. »Der Fall endet, wie er begonnen hat«, sagte Jane leise.
Wir halfen ihr beim Aufstehen. Sie strich die Haare zurück und drehte sich noch einmal um.
Die Kapelle lag jetzt vor ihr.
Sie stand noch immer auf der Anhöhe, aber sie hatte sich verändert. Löcher und Risse im Dach, und auch das Mauerwerk würde kein Jahr mehr halten, denn an der linken Seite war es abgesackt. Sogar der Turm hatte eine Schieflage bekommen.
»Gebe Gott, daß einer seiner Orte nie mehr so entweiht wird«, flüsterte Jane.
Wir fanden, daß es gute Abschlußworte waren und gingen. Hinter uns versank die Kapelle in dichten Regenschleiern…
ENDE des Zweiteilers
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