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0770 - Die andere Seite der Hölle

0770 - Die andere Seite der Hölle

Titel: 0770 - Die andere Seite der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Unwürdiger näherte, der starb, das hast du gesehen.«
    »Ja, der Reporter.«
    »Er verlor sein Gesicht. Die Kraft brannte es weg, und in mich hinein flossen wieder die Energien, die ich brauchte.«
    »Wie bitte?« flüsterte Jane.
    Elenor nickte ihr lächelnd zu. »Ja, ich brauche Energien. Es ist ein Kreislauf. Ich habe dir vorhin von dem Willen anderer Menschen berichtet, du erinnerst dich? Ich habe ihn mir geholt, ich habe den Willen bündeln können und aus ihm eine Energie des Bösen gemacht. Nur so konnte ich dann heilen. Aber es gab da eine Klippe, wie ich zugeben muß. Um einen Menschen heilen zu können, brauche ich die Energie eines anderen. Der andere muß deshalb sterben. Es werden immer nur so viele Menschen von mir geheilt wie andere gestorben sind. Wird dir allmählich klar, wie es funktioniert? Ich sauge die Energie der Toten auf und gebe sie weiter. Denk an deinen Freund, den Reporter, denk an die Toten in den Flammen. Dort sind drei Menschen gestorben, ich habe ihre Energie übernommen. Ihr Tod versetzt mich in die Lage, drei Menschen zu heilen. So war es damals, so wird es bleiben. Die Nonne allerdings sammelte die Energie aus den Körpern der Kinder, und nur deshalb ist man ihr damals auf die Spur gekommen, weil einfach zu viele Kinder verschwanden. Ich aber bin vorsichtiger und raffinierter. Ein Feuer kann überall entstehen. Tote gibt es auf fast jeder Straße, und falls nicht, werde ich nachhelfen. Nur so kann ich meinen Auftrag erfüllen, und ich freue mich, in dir eine Freundin gefunden zu haben, denn schon bei unserer ersten Begegnung habe ich gewußt, daß etwas in dir steckt, das dich von vielen Menschen unterscheidet.«
    Jane saß unbeweglich. Sie hielt den Blick gesenkt, weil sie die kalten und blassen Augen der Wunderheilerin nicht ertragen konnte. Was sie gehört hatte, war ungeheuerlich gewesen. Es hatte tiefe Abgründe aufgezeigt, aber neue Abgründe, die Jane bisher noch nicht kannte. Nicht die Hölle direkt spielte hier die Rolle, sie lauerte im Hintergrund. Die Nonne damals und Elenor heute hatten genau erkannt, wie Menschen manipuliert werden konnten, denn ein Stück Hölle oder ein Fetzen Böses steckte in jedem.
    »Wieso denn ich?« fragte Jane, obwohl sie die Antwort eigentlich kannte. »Hättest du mich verbrennen lassen, dann hättest du noch jemanden heilen können.«
    »Das ist wahr, aber ich wollte nicht, denn ich merkte, daß du anders bist.«
    »Ich bin ein Mensch!«
    »Das sind sie alle.« Elenor ließ sich nicht beirren. Sie würde nicht zugeben, daß sie sich geirrt hatte.
    »Du hast Kontakt gehabt, ich spüre es. In dir steckt auch etwas, das dich von anderen Menschen unterscheidet. Es ist eine Kraft, die ich nicht einordnen kann. Sie ist mächtig und gleichzeitig schwach. Ich bin überzeugt, daß sie zu meiner Kraft paßt, und deshalb will ich versuchen, sie mächtig zu machen, damit wir beide ein Paar werden können.«
    Jane Collins krallte ihre Hände um die Kante der Sitzbank. »Ja, da war eine Kraft…«
    »Der Teufel?«
    »Ich habe ihm gedient. Ich war eine Hexe, ich habe mich auf ihn gefreut. Aber es liegt zurück.«
    »Nein, Jane, nein.« Elenor freute sich und umarmte sie plötzlich. »Nichts liegt zurück, alles erscheint wieder, und so wird auch deine Kraft zu einer Flamme werden, das weiß ich, das habe ich gespürt, und ich habe mich nie geirrt.«
    Jane wußte nicht, wie sie sich aus dieser Situation herauswinden sollte. Einerseits fühlte sie sich noch immer dem Teenager hingezogen, auf der anderen Seite aber steckt nicht soviel Böses in ihr, als daß es hätte die Oberhand gewinnen können.
    Deshalb schwankte sie. Der Druck hatte sich gelindert. Sie schaute nicht mehr mit Scheuklappen nach vorn. Ihr Blick hatte sich wieder geklärt, und immer mehr wurde sie zu der Person, die sie auch in Wirklichkeit war. Eine Frau, die sich gegen die Mächte des Bösen stemmte, aber in diesem Fall nicht die Kraft fand, es zu tun.
    Statt dessen hielt sie Elenor Hopkins noch immer umarmt und sprach flüsternd auf sie ein. Sie redete von einer gemeinsamen Zukunft, wo es nur sie beide gab. Sie würden den Menschen ihre Macht beweisen, und sie würden von ihnen verehrt werden.
    »Willst du das, Jane?«
    Die Detektivin gab keine Antwort. Sie wollte vieles, aber nicht das.
    Plötzlich stemmte sie sich von Jane Collins weg. Aus ihrem Mund drang ein böses Röcheln. Der Blick war noch kälter geworden. Sie ging einen Schritt nach hinten. Die schmalen Nasenflügel

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