0770 - Die andere Seite der Hölle
vibrierten, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich bemerke schon, daß mit dir etwas nicht stimmt, Jane. Du hast dich gewandelt, du willst nicht. Ich spüre deine andere Kraft, sie steht nicht auf meiner Seite.«
Ihr Mund verzerrte sich. »Was ist das nur? Warum willst du nicht mehr meine Freundin sein?«
Sie hat ja recht, dachte Jane. Sie hat so recht. Es war die andere Kraft in ihrem Innern, die Jane daran erinnerte, daß sie nicht auf diese Seite gehörte.
Nein, sie war hier falsch!
Elenor hatte den Kopf gedreht. Sie warf einen Blick auf die Nische. Dort hatte sich etwas verändert.
Wo eigentlich das Gesicht der Figur hätte sein müssen, vibrierte die dunkle Fläche, und es sah gleichzeitig so aus, als wären aus der Tiefe silbrige Körper in die Höhe gestiegen, so daß die Fläche einen grauen Schimmer bekam.
Die Veränderung blieb…
Es entstand ein unsichtbares Band zwischen Elenor und der schwarzen Madonna. Die Brücke zwischen den Zeiten war wieder geschlagen worden, und Jane Collins fühlte sich jetzt wie in einer Falle. Die Kapelle war ein Feind, auch das Mädchen stand nicht mehr auf ihrer Seite. Wenn das der Fall war, wurde sie nicht gebraucht. Im Endeffekt hieß das Tod. Da kannte das Mädchen keine Rücksicht. Es hatte Jane zudem die Einzelheiten sehr gut erklärt.
Elenor Hopkins konnte es nicht begreifen. Deshalb schüttelte sie wohl auch den Kopf. »Bitte«, sagte sie, »sollte ich mich in dir so geirrt haben?«
»Gib auf!« Jane wunderte sich selbst darüber, daß ihr diese Worte über die Lippen gedrungen waren, aber sie konnte diesmal nicht über ihren eigenen Schatten springen. Wie war das noch mit den Hexenkräften? Ja, sie waren noch vorhanden, aber Jane hatte sich für die andere Seite entschieden, sie war nur kurzweilig gefangen gewesen, und hätte es diese Kräfte nicht gegeben, wäre sie vielleicht immer noch dieser Wunderheilerin hörig gewesen. So aber war sie nicht nur gewarnt worden, man hatte ihr sogar Kraft gegeben.
Das machte sie etwas sicherer.
»Du willst nicht«, flüsterte Elenor. »Ich sehe dir an, daß du nicht willst - oder?«
Es war aus dem letzten Wort herauszuhören gewesen, daß Elenor hoffte, sich getäuscht zu haben.
Aber weshalb sollte Jane Collins lügen? Die andere hätte es sowieso herausgefunden, also mußte sie so handeln, wie sie es immer getan hatte.
»Du bist eine Ausgeburt des Bösen«, erklärte sie mit fester Stimme. »Du stellst eine Gefahr für die Menschheit dar. Was die Leute schon damals erkannten, hat auch mir die Augen geöffnet. Du bist keine Heilerin, Elenor, du bist das Gegenteil davon, denn du bringst den Tod über die Menschen! Dich begleitet der Schatten des Sensenmanns, und ich kann nicht auf deiner Seite stehen, ich muß dich bekämpfen!«
Jetzt war es heraus, und Jane bewunderte sich selbst zu diesen mutigen Worten.
Wie würde Elenor reagieren?
Sie lächelte.
Und Jane bekam Angst…
***
Es gab zum Glück noch Menschen in Glenfield, die uns nicht kannten und uns deshalb neutral gegenüberstanden. Von einer dieser Personen hatten wir uns den Weg zur Kapelle erklären lassen. Es gab sogar eine Straße, die wir nehmen konnten.
Die kurvenreiche Straße durchschnitt das Grün der Umgebung und paßte sich dem Gelände an.
Der Himmel hatte sich bezogen. Graue Wolken bildeten eine Decke, und dieses Wetter paßte haargenau zu unserer Stimmung.
Wir sorgten uns um Jane!
Wenn sie tatsächlich in die Klauen dieses teuflischen Teenagers geraten war, dann würde sie sich aus eigener Kraft kaum retten können. Diese Ansicht vertrat zumindest Suko, der Janes Reaktion drastisch am eigenen Leib erfahren hatte.
Sein Hinterkopf schmerzte noch immer, aber Suko war hart im Nehmen und würde voll an meiner Seite stehen. Über den Schlag redete er nicht mehr, er konzentrierte sich auf die Umgebung, denn er hatte es sich nicht nehmen lassen, selbst zu fahren.
Die Kapelle mußte links von uns liegen. Man hatte uns von einer Anhöhe berichtet, auf der sie stand. Nach einer langen Linkskurve geriet zumindest der schlanke Turm in unseren Sichtbereich.
Als ich nickte, da lachte Suko auf. »Das also ist sie. Dann wollen wir hoffen, daß wir Jane dort finden.«
Zunächst entdeckten wir weiter vor uns ein Autowrack. Es war ausgebrannt. Nur mehr verkohlte Reste breiteten sich auf der Straße aus. Von Jane wußten wir, daß dieser Wagen einmal dem Reporter Hal Contni gehört hatte. Auch er war der anderen Seite der Hölle zum Opfer gefallen. Für mich
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