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0770 - Die andere Seite der Hölle

0770 - Die andere Seite der Hölle

Titel: 0770 - Die andere Seite der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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werden. Die beiden Zeiten mußten überbrückt sein.
    Jane sah, wie sie den Mund aufriß. Ihr Gesicht bestand fast nur mehr aus Maul. Dann klappte sie es wieder zu, wobei Elenor die Verbindung aufrecht erhielt.
    Die Detektivin sah ein, daß sie jetzt etwas unternehmen mußte. Sie durfte nicht zu lange warten, und sie mußte es mit den bloßen Fäusten versuchen, denn die Handtasche, in der sich ihre Waffe befand, lag irgendwo im Hotel. Wahrscheinlich war die Handtasche sogar verbrannt.
    Jane kam nicht dazu. Etwas zischte auf sie zu. Es war eine Stimme - oder waren es Stimmen?
    Das hatte Jane noch nie gehört. Sie suchte nach einer Erklärung und hörte nur das Kreischen und Zischen, die helle und die tiefe Stimme, die sich überlagert hatten und auch von weiteren, für sie nicht identifizierbaren Geräuschen und Lauten begleitet wurden.
    Erst nach einer Weile wurde ihr klar, daß sie nicht nur von einer Person angesprochen worden war.
    Da vereinigten sich zwei Stimmen.
    Die einer Toten und die einer Lebenden.
    So war also der Kontakt zwischen dem Mädchen und der Nonne entstanden. Diesmal hatte die andere Seite der Hölle sich voll hineingehängt und Jane klargemacht, daß sie es nicht nur mit einer Gegnerin zu tun hatte. Sie mußte sich gegen zwei wehren.
    Das Kreischen nahm zu. Die Worte überschlugen sich. Jane hatte große Mühe, sie zu verstehen.
    »Die Feindin!« hörte sie. »Die verfluchte Feindin. Man darf sie nicht am Leben lassen. Man muß sie vernichten. Sie soll keine Chance haben. Sie ist wie die Priorin. Ja, das ist sie. Du wirst mich rächen, Elenor, nur du allein.«
    »Ja, ich, Franziska, ich werde es tun!«
    Beide Antworten schlossen sich zu einer zusammen.
    Und nicht nur die Stimmen vereinigten sich. Sie waren nur das Vorspiel zu dem gewesen, was nun geschah und was Jane als unbegreiflich ansehen mußte, da es keine rationale Erklärung dafür gab.
    Da floß etwas, da waren Ströme entstanden, und es vermengten sich Zeiten miteinander, Vergangenheit und Gegenwart. Was existierte? Was war vorbei?
    Jane wußte es nicht, sie war Zuschauerin einer Szene, die von einem fahlen Schein erhellt wurde.
    Kräfte tauschten sich aus, und Jane dachte daran, was sie schon einmal in der Nische gesehen hatte.
    Jetzt bekam sie es wieder präsentiert, doch anders als zuvor, denn die Person, die zu einer anderen wurde, lebte. Sie stand vor ihr, sie war kein Geisterbild aus der Vergangenheit.
    Elenor wurde zu Franziska!
    Aber nicht zu der Franziska, die es geschafft hatte, die Menschen zu heilen, nein, sie verwandelte sich in die schreckliche Gestalt, die vom Feuer des Scheiterhaufens umglüht worden und als schauriger Rest zurückgeblieben war.
    Elenor verbrannte. Sie erlebte dabei die Qualen mit, die auch Franziska gespürt haben mußte. Sie riß den Mund auf, erste klagende Schreie drangen über die Lippen. Ihr blondes Haar fing an zu knistern. Funken stoben durch die Strähnen, bekamen noch mehr Energie und verwandelten sich in Flammen.
    Dann brannte das Haar!
    Hoch loderte das Feuer, es bildete plötzlich einen Helm, der den Kopf umschloß und einen Gestank absonderte, der Jane an schmelzenden Kunststoff erinnerte. Das war nicht alles. Plötzlich erschienen die kleinen Flammen überall. Sie waren nicht mehr zu stoppen. Sie schnappten zuerst nach der Kleidung und anschließend nach der Haut.
    Die Wunderheilerin verbrannte vor Janes Augen!
    Und die Madonna kehrte als Franziska zurück. Nicht mehr die gesichtslose Figur stand in der Wandnische, jetzt war es wieder die Nonne mit den schwarzen Haaren und den dunklen Augen, die in die Tiefe der Kapelle starrten.
    Jane erlebte den Horror wie selten.
    Die zwergenhaften Dämonen rissen ihre Mäuler auf. Rauher Atem floß daraus hervor und vermischte sich mit einem widerlich stinkenden Höllenqualm.
    Jane Collins drückte beide Hände gegen die Mitte ihres Körpers. Sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Ihre Augen brannten, und ein Tränenschleier verschleierte ihren Blick.
    Dennoch sah sie alles genau, und sie erkannte auch, daß der Vorgang beendet war.
    Vor ihr stand nicht mehr Elenor Hopkins. Sie war zu dem Geschöpf geworden, das nur mehr als verkohltes, ausgeglühtes und verbranntes Stück Fleisch angesehen werden konnte.
    Und dennoch ging sie.
    Sie stank nach Aas. Sie war böse, sie blieb auf den Beinen. Das fahle, blaue Licht aus der Nische strahlte sie an wie ein Spotlight aus dem Jenseits.
    Sie bewegte sich. Keine Beine, sondern schwarze Stelzen

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