0771 - Der Knochen-Sessel
kam Suko zur Sache. »John ist nach New York geflogen, weil ihn Abe Douglas alarmiert hat. Dort wird ein alter Sessel versteigert, der aus Knochen besteht.«
Bill nickte. »Das wissen wir. Ich hatte ja mit John telefoniert.«
»Was mich wundert, ist, dass John den Sessel ersteigern will.«
Suko beugte sich vor, denn er flüsterte. »Das heißt, es hat mich so lange gewundert, bis ich den Anruf aus Alet-les-Bains erhielt.«
Bill schaltete schnell. »Von den Templern?«
»Ja, um genauer zu sein, von Abbé Bloch.«
Die Getränke wurden serviert. Etwas beleidigt zog sich der Ober zurück, weil keiner von uns etwas zu essen bestellte. Suko konnte reden. Sheila hörte ebenso gespannt zu wie ihr Mann, während sie die Olive in ihrem Getränk nach unten drückte.
»Durch den Würfel des Heils ist es dem Abbé gelungen, den Kontakt mit dem silbernen Skelett in der Kathedrale der Angst herzustellen. Durch das Skelett des Hector de Valois hat der Abbé eine Botschaft erhalten.«
»Über den Knochen-Sessel«, sagte Bill.
»So war es.«
»Und weiter?«
»Dem Abbé wurde mitgeteilt, dass der Sessel nicht in andere Hände gelangen darf. Er muss im Besitz der rechten Templer bleiben, denn hinter ihm ist noch eine andere Gruppe her. Die Baphomet-Templer. Was das bedeutet, brauche ich euch wohl nicht zu erklären.«
»Das brauchst du wirklich nicht«, murmelte Sheila, die ebenfalls ihre Erfahrungen mit dieser schrecklichen Gruppe gesammelt hatte.
»Wie der Sessel einzuschätzen ist, ob gut oder böse, das weiß ich nicht«, sprach Suko weiter. »Fest steht, dass er den Templern gehörte. Ich gehe einmal davon aus, dass er sich im Besitz Hector de Valois’ befunden hat.«
Die Conollys nickten.
Suko redete weiter. »Auf irgendwelchen Umwegen, die wir nicht kennen, ist er aus der Versenkung hervorgeholt worden und steht nun zur Versteigerung an. Zum Glück hat es Abe Douglas gelesen und John informiert. Mich warnte der Abbé, obgleich er eigentlich hatte mit John Sinclair sprechen wollen.«
»Weiß John denn durch dich Bescheid?«
Suko schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Dazu war einfach nicht die Gelegenheit. Das heißt, ich habe es im Hotel versucht. Man sagte mir, dass er unterwegs war.«
Sheila brachte das Gespräch mit ihrer nächsten Frage auf den Punkt. »Und was machen wir jetzt?«
Ihr Mann hob die Schultern. »Sag nicht abwarten, Bill.«
»Du hast mir das Wort aus dem Mund genommen.« Er trank einen Schluck und wischte den Schaum von seinen Lippen.
Sheila hatte ihren Blick schon auf Suko gerichtet und merkte, dass auch er nicht so recht bei der Sache war. Zumindest tat er sich schwer, als er nachdachte. »Ich werde auf keinen Fall nach New York fliegen«, erklärte er sehr bestimmt.
»Was hindert dich daran?«
»Der Fall an sich.« Er schaute in den Tee. »Ich möchte John nicht in die Quere kommen, weil ich einfach davon ausgehe, dass der Knochen-Stuhl zunächst ihn etwas angeht.«
»Wie kommst du darauf?«
»Durch den Anruf des Abbés.«
»Das hieße«, fuhr Sheila fort, »dass du ihm glaubst und vertraust.«
»So ist es.«
Bill räusperte sich. »Aber gar nichts zu tun ist auch nicht das Optimale für uns.« Er lehnte sich zurück. »Gehen wir mal davon aus, dass es John gelingt, den Skelett-Stuhl zu ersteigern. Was würde dann geschehen?«
»Er würde ihn herbringen.«
»Richtig, Sheila. Und dann?«
Sie hob die Schultern. Verlegen schaute sie sich im Lokal um, dessen warmes Lampenlicht auf dunkle Tische mit weißen Decken fiel.
»Ich habe keine Ahnung. Vielleicht wird er sich den Stuhl in die Wohnung stellen.« Sie winkte ab. »Das ist Unsinn.«
»Da wäre noch etwas«, sagte Suko.
»Und?«
Der Inspektor lächelte. »Wenn sich das silberne Skelett um den Stuhl kümmern will und deshalb mit dem Abbé in Verbindung trat, ist es durchaus möglich, dass er an einen anderen Platz gehört. Denke ich mir jedenfalls.«
Bill schaltete am schnellsten. »Du meinst die Kathedrale der Angst.«
»Ja.«
Bill Conolly nickte. »Wäre an und für sich ein guter Ort für einen derartig makabren Gegenstand, finde ich.«
»Das müsstest du John erzählen«, sagte Sheila.
Suko mischte sich ein. »Jedenfalls gibt es eine Verbindung zwischen dem Skelett-Sessel und den Templern in Alet-les-Bains. Das steht fest, daran gibt es nichts zu rütteln. Nur würde mich interessieren, woher dieser Stuhl gekommen ist. Wo hat er all die Jahrhunderte gesteckt? Wer hat ihn zur Versteigerung nach New York geschafft? Hat
Weitere Kostenlose Bücher