0771 - In der Falle der Ewigen
ausreichend Erfahrung mit ähnlichen Situationen. Sie waren sofort wieder beim Kern der Sache. Und um die stand es äußerst schlecht. Die Anzeigen auf den virtuellen Pulten sprachen eine eindeutige Sprache.
Der Spider saß unverrückbar in dem Energiefeld fest, das der Traktorstrahl um ihn gelegt hatte. Der Schattenschirm lag mit einhundert Prozent an Leistung um das Meegh-Schiff, denn Antriebsenergie war ja nun nicht gefordert. Ein Übergriff von außen war also zunächst einmal nicht zu befürchten.
Der Bildschirm zeigte ihnen die Umgebung. Ein kahler Hangar, groß genug, um zwanzig Spider aufnehmen zu können. Die Beleuchtung reichte knapp aus, um auch die hinterste Ecke schwach zu erhellen. Ein düsteres Summen wurde von den Außenmikrofonen in den Spider übertragen. Mehr war da nicht. Man ließ sie schmoren.
Nicole sah ihren Lebensgefährten von der Seite an. »Was glaubst du? Haben sie speziell nach uns gesucht? Oder sind wir ihnen durch Zufall direkt vor die Mündungen geflogen?« Eine rhetorische Frage, denn mit letzter Sicherheit war das nicht zu beantworten.
»Werden wir schon bald wissen, denke ich.« Zamorra ließ den Blick nicht vom Bildschirm, als erwarte er jeden Augenblick einen Angriff. »Verdammt, die Ewigen! Wir hätten es wissen müssen. Spätestens, als dieses Teufelsmädchen mit Ewigen-Technologie den Spider zerlegt hat. Und langsam wird mir noch so einiges klar. Teds düstere Stimmung, die er selbst nicht erklären konnte. Er muss etwas geahnt haben. Sicher nur unter bewusst, aber immerhin…«
Nicole war der gleichen Meinung. »Ob sich bei den Ewigen wieder ein ERHABENER an die Spitze der Dynastie gesetzt hat?«
Die Antwort darauf gab sie sich selbst. »So lange waren sie inaktiv. Da muss sich etwas getan haben, das sie wieder aus ihren Löchern hat kriechen lassen. Ich kann jedenfalls nicht an einen Zufall glauben. Die haben uns konkret aufgelauert.«
»Wer oder was sind diese Ewigen exakt?« Artimus van Zant kühlte seine Prachtbeule, die er mitten auf der fleischigen Stirn trug.
Zamorra gab ihm und dem Rest der Mannschaft einen kurzen Abriss von dem, was die DYNASTIE DER EWIGEN in der Vergangenheit ausgemacht hatte.
Und selbst diese Kurzfassung nahm einiges an Zeit in Kauf.
***
Nazarena Nerukkar entließ ihren derzeitigen Liebhaber mit einer herrischen Handbewegung.
Wie ein geprügeltes Tier schlich der Beta aus den Privaträumen der ERHABENEN. Er hatte allen Grund dazu, denn erneut hatte er kläglich auf Nazarenas Lager versagt.
Beinahe wehmütig erinnerte die ERHABENE sich an Tyr Longo, ihren früheren Gespielen, der in den Tagen des Machtkampfes um die Führung innerhalb der DYNASTIE sein Leben verloren hatte.
Nazarena Nerukkar drehte sich auf den Rücken und entspannte sich. Es würde sich schnell ein anderer Liebhaber finden lassen. Das sollte kein Problem sein. Ihre Probleme lagen woanders. Bei den Machtblöcken, die sich in der DYNASTIE DER EWIGEN immer deutlicher herausbildeten - und in den Tiefen der Galaxis, auf dem Planet Erde, Gaia genannt.
Letzteres Problem hatte Nazarena nun intensiv angepackt. Sie wollte sich nicht länger vorwerfen lassen, dass eine bestimmte Gruppierung auf Gaia mit den Ewigen Katz und Maus spielen konnte. Der tief sitzende Stachel hatte einen Namen - Ted Ewigk. Der frühere ERHABENE war nach wie vor im Besitz eines Machtkristalls, hätte also zu jederzeit Anspruch auf die Führung der Dynastie erheben können. Dass er es nicht tat, interessierte Nazarenas intrigante Gegenspieler nicht.
Er konnte es tun. Und da die ERHABENE nichts gegen ihn unternahm, warf man ihr Feigheit vor.
Nicht minder gefiel es ihren Feinden aus dem eigenen Lager, dass es die Menschen geschafft hatten, sich in den Besitz von drei Meegh-Raumern zu bringen. Drei Schiffe, auf die es Nazarena eigentlich abgesehen hatte.
Eines dieser Schiffe war zerstört worden, als die ERHABENE ihre Spezialistin für solche Einsätze ins Spiel brachte. Ein zweiter Versuch in dieser Richtung lief zurzeit vielversprechend an. Doch Nazarena Nerukkar hatte ein weiteres Eisen im lodernden Feuer dieses Spieles um den Machterhalt. Im Grunde wartete sie stündlich auf eine ganz bestimmte Nachricht.
Genau in diesem Moment meldete sich das Visorkom. Nazarena Nerukkar erhob sich nicht, denn eine visuelle Verbindung empfand sie als nicht notwendig. Auf dem Monitor leuchtete das graphische Symbol, auf das sie gehofft hatte: die liegende Acht vor einer Galaxis-Spirale, das Logo der DYNASTIE DER
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