0771 - In der Falle der Ewigen
neutralisierenden Energiefelder gestört. Fesselfeld und Schattenschirm hielten ihre Kräfte in der Waage.
Die Menschen jedoch wagten kaum zu atmen.
Dann kam die Entscheidung des Rechengehirns der SR02…
***
Entsetzt starrte Alwa Taraneh auf das winzige Loch, das sich in der Wand direkt neben der Tür befand. Ihr Blick wechselte zu Robert Tendyke, dann zurück zur Wand. Sie konnte einfach nicht glauben, was sie sah.
Der präzise gezielte Laserschuss hatte den noch immer bewusstlosen Mann nicht getroffen. Er lebte nach wie vor!
Warum?
Die Antwort war so einfach, wie sie für Alwa vollkommen unverständlich schien. Im Moment des Auslösens hatte sie ihren Kopf nach oben gerissen. Der tödliche Strahl war wirkungslos in das Mauerwerk eingedrungen.
Versagt. Ich habe ganz einfach versagt.
Die Ungeheuerlichkeit, die in dieser Feststellung lag, nahm ihr die Atemluft. Kalter Schweiß rann ihr von der Stirn. Mit Gewalt zwang Alwa sich zur Ruhe. Doch auch das wollte nicht gelingen, denn immer wieder fühlte sie die Präsenz des Unheimlichen, ausgehend von diesem Mann.
Es suchte nach ihr. Es knüpfte sich zwischen Tendyke und der Assassine -verband sie miteinander, verglich sie, als suche es mit aller Kraft eine Gemeinsamkeit.
Raus. Ich muss hier weg. Vielleicht kann ich an einem anderen Ort… ? Nein, sie belog sich nur selbst. Sie wusste genau, dass dieser Ort nichts damit zu tun hatte.
Die Erkenntnis kam schlagartig und war ihr nahezu unerträglich. Ich kann Robert Tendyke nicht töten. Alwa Taraneh sah wieder das Bild vor sich, das sie sich selbst von der Lehre des Ultiven Weges gemacht hatte. Eine breite, schnurgerade verlaufende Straße.
Über wie viele Jahre hatte sie ihr ganzes Leben auf dieses Symbol hin ausgerichtet? Doch nun schien sich direkt vor ihren Füßen ein unüberwindlicher Abgrund geöffnet zu haben. Ein bodenloses Loch, viel zu breit für einen gewagten Sprung. Sie konnte die Straße hinter der breiten Kluft noch sehen, aber niemals erreichen.
Hier endete Alwa Taranehs Weg, und sie wusste es mit aller Klarheit, zu der sie fähig war. Zu stark beeinflusste die Lehre ihr Denken, als dass es ihr möglich gewesen wäre, eine feige Flucht zu begehen. Wenn sie Tendyke nicht töten konnte, dann war es zumindest ihre Pflicht, den zweiten Teil des Befehls der ERHABENEN zu erfüllen. Nazarena Nerukkar hatte es nicht zwingend gefordert, doch die endgültige Zerstörung der unterirdischen Anlage von Tendyke Industries passte sicher in ihr Gesamtkonzept.
Als Lysa würde Alwa in das Projekt Spinnennetz gelangen. Auch ohne Tendyke.
Was ist es, das uns verbindet? Durch meine Hand stirbst du jedenfalls nicht.
Ungläubig betrachtete Alwa den besinnungslosen Mann, der unbewusst ihr Leben zerstörte. Er würde ihr die Antwort sicher auch nicht geben können. Aus der künstlichen Vertiefung ihres Oberschenkels förderte Alwa Taraneh eine kaum zwei Zentimeter lange Miniaturspritze hervor. Das Mittel konnte einem körperlich gesunden Humanoiden keinen dauernden Schaden zufügen, doch es setzte ihn für mindestens sechs Stunden außer Gefecht.
Sechs Stunden - das war mehr als ausreichend. Auch wenn man Tendyke sicher schon bald intensiv suchen würde.
Sie injizierte ihm das Mittel.
Ohne den betäubten Mann noch einmal anzusehen, verließ Alwa den Raum und sicherte die Tür, so gut es ihr möglich war.
Niemand hatte sie hierher kommen sehen. Auf dem Weg zurück in Lysas Büro begegneten ihr einige Angestellte von Tendyke Industries, die ihr nur kurz zunickten. Es war sicherlich nicht ungewöhnlich, die Chefsekretärin überall im Gebäudekomplex zu treffen. Unwahrscheinlich, dass sich daran später jemand erinnerte. Selbst wenn, würde es für die unterirdische Anlage samt der Spider zu spät sein.
Im Büro aktivierte Alwa die abhörsichere Verbindung, die dort zum Projekt Spinnennetz geschaltet war. Nachdem sie Lysas Identität übernommen hatte, war es ihr leicht gefallen, die gesicherte Anlage in Tendykes Büro zu entdecken.
Alwa Taranehs technisches Wissen machte sich immer wieder bezahlt. Selbst die bestmöglichen Absicherungen waren für sie nur Spielereien. Tendyke arbeitete mit Transfunk, einer Errungenschaft der DYNASTIE DER EWIGEN. Diese Funkverbindungen waren schneller als das Licht und deshalb mit »normalen« Empfängern nicht abhörbar.
Sie waren wirklich nicht dumm, diese Menschen. Sie nahmen die Technologie anderer Rassen in Besitz und integrierten sie nahtlos in ihr Weltbild. Das war
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