0771 - In der Falle der Ewigen
unsexistisch. Sind Sie immer so furchtbar formell?«
Eine Antwort bekam Asmodis nicht mehr, denn aus Dr. Terlornes Armband drang ein nerviger Signalton. Mit einem Blick überflog sie die Textnachricht und gab sie an Asmodis weiter. »Sie sollen sofort zu den Hangars kommen. Bei dem Testflug ist wohl etwas geschehen…« Verblüfft starrte sie auf die verschwimmenden Umrisse ihres Patienten. In der nächsten Sekunde war er verschwunden. Einfach so. Dr. Terlorne war sich nicht sicher, ob sie froh oder betrübt darüber sein sollte.
Teufel oder nicht - der Mann hatte das gewisse Etwas.
***
Nur einige Meter von der riesigen Monitorwand entfernt materialisierte Sid Amos.
Ohne sich um die verblüfften Gesichter der Umstehenden zu kümmern, setzte er sich unaufgefordert in einen freien Sessel. »Was ist geschehen?«
Ein junger Mann antwortete ihm, ohne den Blick von den Kontrollen zu wenden. »Wir bekommen keinen Funkkontakt mehr zur SR02. Das hat uns zunächst nicht stutzig gemacht, denn wenn die Besatzung die vorhergesehenen Experimente durchführt, kann es ohne weiteres zu solchen Funklöchern kommen.«
Er hielt kurz inne, als ein neuer Schwall Daten auf dem Bildschirm erschien. Es genügte jedoch ein Blick, um festzustellen, dass sich an der Situation nichts geändert hatte. »Aber es gibt die bindende Vereinbarung, dass sich die SR02 zu jeder vollen Stunde mit einem wechselnden Codespruch melden muss. Als der vor einer Stunde ausblieb… nun, Wissenschaftler sind schon mal vergessliche Wesen. Doch der zweite Code kam sechzig Minuten später auch nicht.«
Das war Asmodis Erklärung genug. Er sah sich um. »Wo ist der Leiter von Projekt Spinnennetz ?«
Wieder antwortete ihm derselbe junge Bursche, der sich als Einziger wagte, eine Konversation mit diesem Sid Amos zu führen. Symbolträchtig wies er mit einem Daumen zur Decke. »An Bord der SR02. Ein schlimmer Fehler…«
Asmodis verschränkte die Arme vor der Brust. »Wo ist Robert Tendyke?« Diesmal bekam er nur Schulterzucken zur Antwort. Ganz offensichtlich war sein Sohn noch nicht wieder eingetroffen.
Ein unbehagliches Gefühl legte sich langsam über Asmodis’ Denken. Hätte er besser gemeinsarii mit Robert hierher kommen sollen? Er hatte im Hauptsitz von Tendyke Industries etwas gespürt. Etwas Undefinierbares, aber nicht gänzlich Fremdes. Es war ihm bekannt… und doch wieder nicht.
Hier schien wirklich alles unter einem schlechten Stern zu stehen. Zamorra, warum meldest du dich nicht? Was ist los bei euch?
Das Gefühl, plötzlich von unzähligen Augenpaaren beobachtet zu werden, drängte sich Asmodis stark auf. Langsam drehte er den Sessel einmal um dessen Achse. Sie starrten ihn alle an! Für einen kurzen Augenblick befürchtete er, man würde ihm die Schuld an diesem Desaster in die schwarzen Schuhe schieben wollen.
Doch es war schlimmer. Viel schlimmer! Denn in all diesen Augen las Asmodis ganz deutlich, dass man eine Entscheidung von ihm erhoffte. Mehr noch: erwartete. Schließlich gehörte er zu den Typen, die sich mit Professor Zamorra und Robert Tendyke ständig in der Weltgeschichte herumtrieben.
Nicht lange her, da hätten sie mich mit Weihwasser und anderem Firlefanz zu verscheuchen versucht. Die Zeiten änderten sich. Auch für einen Ex-Teufel seiner Güte.
Es war nur gut, dass hier niemand seine Gedanken lesen konnte. Denn Asmodis war in diesem Moment genauso ratlos, wie alle anderen Anwesenden.
Doch das musste er ihnen ja nicht auf die Nasen binden. Es konnte sicher nicht lange dauern, bis sie es von ganz alleine bemerkten.
***
Nicole Duval grub tief in ihren Erinnerungen.
Exakt an den Stellen, über die sich ein feiner Schleier des Vergessens gelegt hatte. War das auf einen natürlichen Verdrängungsmechanismus zurückzu führen? Oder hatte Sara Moon während oder nach der damaligen Hypnoschulung eine Art Sicherung eingebaut?
Zamorra glaubte in der Zwischenzeit an die zweite Variante. Es hatte sich ja gezeigt, dass in einer absoluten Notlageverschüttetes Wissen von Nicole abgerufen werden konnte. Zamorra hielt das für eine künstlich erzeugte Notschaltung, deren Sinn ihm noch nicht ganz klar war.
Nicole war nach wie vor in der Lage, einen Spider mit erstaunlicher Sicherheit zu fliegen. Zudem war sie es, die intuitiv mit vielen der technischen Neuheiten in den Meegh-Raumern der letzten Generation klar kam.
Dennoch gab es Grenzen, die sie ganz einfach nicht überwinden konnte. Die Informationen dazu lagen in ihrem
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