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0772 - Das Gericht der Toten

0772 - Das Gericht der Toten

Titel: 0772 - Das Gericht der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hasselblad noch immer am Himmel der Fotografie.
    Im Licht der Innenbeleuchtung prüfte sie die Teleobjektive, polierte hier und da noch einmal die Optik mit einem der weichen Tücher nach und konnte sonst nichts finden.
    Rose hatte sich vorgenommen, nicht zu lange zu schlafen. Sie wollte die ersten Aufnahmen bei Sonnenaufgang schießen, um diese herrliche Stimmung einzufangen.
    Als sie daran dachte, verschwanden die trüben Gedanken wieder, und eigentlich freute sich Rose auf den neuen Tag. Er würde ihr einiges bringen, zudem blieb das Wetter konstant freundlich.
    Schlafsack oder nicht, das war die Frage.
    Rose entschloss sich, es ohne zu versuchen. Die Rückbank war zwar nicht besonders bequem, doch wenn Rose sich einrollte, konnte sie auch dort schlafen.
    Das also war okay.
    Um immer frische Luft zu haben, ließ sie die beiden vorderen Scheiben zur Hälfte nach unten gekurbelt. Denn die klare Bergluft sollte ja für gesunden Schlaf sorgen.
    Sie schloss die Augen.
    Nein, es war nicht still. Die Dunkelheit steckte voller Geräusche.
    Deutlich waren sie zu hören, aber zumeist das Plätschern des Wassers, dessen Rhythmus nur hin und wieder unterbrochen wurde, wenn ein Tier hindurchlief.
    Rose Cargill gewöhnte sich daran. Nur einmal – sie war beinahe schon eingeschlafen – schreckte sie hoch. Da hatte sie in der Ferne ein unheimliches Jaulen gehört, als würde ein Tier verenden. Kalt rann es ihren Rücken hinab.
    Rose wollte erst hinausgehen und nachschauen; schließlich konnte es ja irgendetwas zu bedeuten haben. Sie fand nicht die Kraft, war zu kaputt und lethargisch.
    Abermals fielen ihr die Augen zu. Sie sackte einfach weg. Kurz bevor sie einschlief, hatte sie noch eine Vision.
    Sie sah Manu in höchsten Todesnöten. Zwei unbeschreibliche, furchtbare Wesen hielten ihn gepackt. Er war nur noch ein blutendes Bündel, denn die beiden waren dabei, ihn bei lebendigem Leib zu verschlingen.
    Zum Glück endete ihr Traum. Rose Cargill schlief weiter.
    ***
    Es war Glenda, die auf den leeren Sessel zustürzte und mit beiden Fäusten auf das Kissen schlug. »Verdammt noch mal, ich habe es euch gesagt! Ich habe euch gewarnt! Er hätte sich nicht hinsetzen sollen. Jetzt ist er weg, verschwunden, einfach nicht mehr da…«
    Sie trat nicht zurück, weil sie es wollte, sondern weil Suko sie zog.
    »Beruhige dich bitte, Glenda…«
    Sie riss sich los. »Ich soll mich beruhigen, wenn so etwas passiert ist? Meine Güte, was verlangst du von mir? Ich – ich kann mich nicht beruhigen.« Sie ging dabei geduckt zurück. »John ist vor unseren Augen verschwunden, und niemand weiß, wo er sich aufhält.«
    »Das ist richtig«, sagte Suko.
    »Ist das dein ganzer Kommentar?«
    »Nein, Glenda, ist er nicht. Aber es steht auch nicht fest, dass John tot ist.«
    »Ihr habt Humor.« Sie schlug sich auf die Schenkel. »Ihr habt wirklich Humor.«
    Die drei Männer – einschließlich Sir James – standen da wie begossene Pudel. Sie suchten natürlich nach einer Erklärung, doch niemand ahnte auch nur, was geschehen war.
    »Magie«, sagte Bill Conolly schließlich. »Es war Magie. Die der Templer, was weiß ich.« Er deutete auf den Sessel. »Ich habe ja auch darin gesessen, aber ich bin nicht verschwunden so wie John.«
    »Vielleicht wäre das geschehen, wenn Sie länger dort geblieben wären«, meinte Sir James.
    »Das bringt aber nichts.«
    »Da haben Sie Recht.«
    Suko quälte eine ganz andere Frage. »Ich möchte gern wissen, ob ihr auch dieses seltsame Gefühl oder den ungewöhnlichen Eindruck gehabt hat, als John verschwand. Ich kam mir vor, als wäre jemand dabei, mich immer weiter zurückzuziehen. Für mich wurden John und der Sessel immer kleiner, fast zwergenhaft, während die Wohnung hier normal blieb.«
    »Ja«, sagte Sir James schnell. »Ich bin froh, dass Sie es ansprechen, Suko, denn ich hatte den gleichen Eindruck.«
    »Danke, Sir. Und du, Bill?«
    Der Reporter senkte den Kopf. »Leider auch«, gab er zu. »Mir war, als würde ich von John bewusst räumlich getrennt. Die Perspektive konnte ich nicht begreifen.«
    »Bleibst nur du, Glenda.«
    Die dunkelhaarige Frau starrte ins Leere. Sie schien dabei nachzudenken. »Angst«, flüsterte sie dann. »Es war die reine Angst, die ich erlebte. Etwas umklammerte mich und drückte mein Herz von verschiedenen Seiten zusammen. Es ist schwer, das Gefühl zu beschreiben, aber es war furchtbar.«
    Suko nickte. Alle Anwesenden hatten den fremden Einfluss gespürt. Ihnen war klar, dass der

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