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0772 - Das Gericht der Toten

0772 - Das Gericht der Toten

Titel: 0772 - Das Gericht der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zweitausend Metern Höhe – wurde es früh kalt. Achtundzwanzig Jahre alt war sie vor drei Wochen geworden. Den Geburtstag hatte sie noch im Elsass gefeiert, zusammen mit der Familie und Freunden.
    Seit drei Jahren arbeitete sie als selbstständige Fotografin. Hätten die Eltern sie nicht unterstützt, wäre aus ihrem Traum nichts geworden, denn wie viele junge Mädchen hatte auch Rose die Vision gehabt, einmal berühmt zu werden.
    Die Konkurrenz war groß, man arbeitete mit List, Intrigen und sogar Verleumdungen. Deshalb hatte sie sich entschlossen, auszuweichen. Die Natur hatte sie schon immer interessiert, und jetzt nahm sie Landschaften auf, mit dem besonderen Blick für Pflanzen, die vom Aussterben bedroht waren.
    Rose Cargill war damit in eine Marktlücke gestoßen, denn von nun an konnte sie sich vor Angeboten kaum retten.
    Sie suchte sich stets die lukrativsten heraus. Diesen Auftrag hatte sie von einer großen französischen Zeitschrift erhalten. Man hatte ihr sogar vier Wochen Zeit gegeben. Da Rose sehr schnell arbeitete, würde sie so viel Zeit wohl gar nicht benötigen.
    Mit beiden Händen strich sie einige Strähnen zurück und schaute sich um.
    Die Sonne war weitergewandert und setzte jetzt die Bergspitzen unter Feuer. Dabei dachte Rose automatisch an den letzten Abend und an Manus Warnung. Da hatte sie wenigstens noch mit jemandem sprechen können. Hier war sie allein, und plötzlich kamen ihr trübe Gedanken. Das Tal erinnerte sie an einen allmählich heranschleichenden Schatten, an eine große Gruft, die jeden Augenblick durch einen riesigen Deckel verschlossen werden konnte.
    Sie fror, was nicht unbedingt an der Temperatur lag, sondern an der Einsamkeit. Sehr schnell ging sie wieder zu ihrem Jeep zurück.
    Die Nähe des Wagens vermittelte ihr so etwas wie ein Gefühl der Sicherheit. Auf einmal wurde ihr auch bewusst, dass sie keine Waffe bei sich trug. Sie konnte sich also nicht verteidigen, wenn sie angegriffen wurde.
    Die Tiere würden ihr kaum etwas tun, aber weshalb fielen ihr Manus Warnungen wieder ein? Vor allen Dingen wollte ihr dieses Wort Zombie nicht aus dem Sinn.
    Gab es hier in der Nähe tatsächlich Mönche, die in irgendwelchen Felshöhlen wohnten? Wenn ja, dann lag sie wie auf dem Präsentierteller, denn von drei Seiten war das Tal gut einsehbar. Die vierte Seite kam auch noch hinzu, rechnete man den schmalen Einschnitt ab, durch den der Weg in den Kessel führte.
    Schlief sie im Wagen oder draußen?
    Sie brauchte nicht lange, um sich für den Wagen zu entscheiden.
    Zuvor wollte sie etwas essen und auch einiges gegen ihre Einsamkeit unternehmen.
    Da es keinen gab, mit dem Rose sprechen konnte, würde sie sich unterhalten lassen. Für so etwas war ein Walkman gut, und die Batterien reichten für zwei Tage Musik.
    Rose liebte den Sänger Prince. Seine Musik putschte sie auf. Als es ihr noch nicht so gut ging wie heute, hatte ihr seine Musik so manches Mal über die Stunden innerer Einsamkeit hinweggeholfen.
    Während sie zuhörte, holte sie aus der Kühlbox kalten Braten.
    Dazu aß sie Weißbrot. Das Fleisch garnierte sie mit Remouladensoße. Zum Dessert gab es zwei Äpfel und anschließend einen Schluck Weißwein, einen Riesling aus dem Elsass.
    Mit dem Weinglas in der Hand schlenderte sie um ihr Fahrzeug herum. Dass sie durch das Wasser ging, störte sie nicht. Ihre Stiefel hielten die Nässe ab.
    Mönche, Zombies!
    Schlagartig fielen ihr diese beiden Begriffe wieder ein! Das schockte sie so sehr, dass sie ihren Gang unterbrach und erst einmal stehen blieb.
    Wieso dachte sie daran?
    Lag es an der Umgebung, die immer düsterer wurde? An den langen Schattenfeldern, die sich nicht aufhalten ließen? Die Stille hatte sich noch mehr vertieft. Der Walkman hing um ihren Hals. Rose hörte das Plätschern des Wassers. Im Gegensatz zu sonst beruhigte es sie keineswegs.
    Deshalb beschloss die Fotografin, sich abzulenken. Diesmal nicht nur durch Musik. Sie leerte ihr Glas, spülte es sauber und stellte es wieder in den Vorratskoffer auf dem Rücksitz. Dann kümmerte sie sich um die wertvollen Geräte.
    Kameras made in Germany, das war einmal. Vor fünfundzwanzig Jahren hatten die Japaner den Markt übernommen, die meisten Deutschen verdrängt, aber es gab noch Firmen, die besondere Apparate herstellten, eigentlich für Spezialfotografie und Wissenschaft.
    Auf eine solche Kameraausrüstung verließ sich Rose Cargill. Für sie leuchteten die Namen Leica, Voigtländer oder die schwedische

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