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0772 - Das Gericht der Toten

0772 - Das Gericht der Toten

Titel: 0772 - Das Gericht der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fürchtete sich davor. Da baute sich eine innere Warnung auf, die ihr mitteilte, dass es gefährlich werden konnte, wenn sie den relativen Schutz des Fahrzeugs verließ. Eine kalte Haut kroch über ihren Rücken, und die wiederum hatte nichts mit der normalen Kälte zu tun. Sie stieg aus dem Innern hervor und war rein seelisch bedingt.
    Der Wagen war einfach zu eng, als dass sie sich hätte lautlos bewegen können. Sie kroch auf die hintere Tür des Jeeps zu.
    Aufstoßen. Sehr vorsichtig. Nur keine unnötigen Geräusche verursachen. Niemand sollte gewarnt werden. Zuvor schaltete sie die Innenbeleuchtung aus. Beruhigter war sie nicht. Im Gegenteil, selten zuvor hatte ihr Herz so schnell geschlagen. Zudem war sie ins Schwitzen geraten. Das Zeug lag klebrig auf der Stirn.
    Um aussteigen zu können, musste sie den Kopf einziehen. Im Auto war es wärmer gewesen. Jetzt spürte sie schon den kalten Wind. Wie Eishände strich er über ihr Gesicht hinweg.
    Sie blieb neben dem Jeep stehen. Bewusst war sie an der linken Seite ausgestiegen. So würde sie um das Heck herumgehen können, um an der rechten Seite nachzuschauen.
    Alles war klar…
    Nur ihr ging es nicht gut. Den ersten Schritt legte sie nicht so zögernd zurück wie den zweiten. Danach blieb sie stehen, denn das neue Geräusch irritierte und ängstigte sie zugleich.
    Jemand war dabei, über irgendetwas hinwegzukratzen. Das Zischen hörte sie nicht mehr, nur eben das leise Kratzen oder Schaben, und es klang dort auf, wo sich die Reifen befanden.
    Nein, der Reifen. Der rechte Hinterreifen!
    Also doch ein Marder, dem die Gummimasse schmeckte. Sie konnte es nicht fassen, aber sie verlor etwas von ihrer beklemmenden Furcht. Das Tier würde sie schon verscheuchen können.
    Die Nacht war längst nicht so dunkel, wie Rose angenommen hatte. Über den Bergen stand ein blanker, blauschwarzer Himmel mit einem herrlichen Panorama aus funkelnden Sternen. Die Berge waren noch gut zu erkennen. Dunkle Riesen ragten in den Himmel.
    Unterschiedliche Formationen, mal hoch und spitz, mal kantig, dann wieder flacher und auch breit. Die Berge schwiegen, sie erinnerten die Fotografin zwar an Wächter, nur konnten sie ihr nicht helfen.
    Roses Schritte knirschten leise auf dem Geröll. Die Luft war sehr klar. Vom Bach her wehte ihr ein kalter Hauch entgegen.
    Noch einen Schritt ging sie nach vorn. Die Lederjacke knarrte bei jeder Bewegung. Es ärgerte sie. Neben der rechten, leicht angeschmutzten Heckleuchte des Jeeps blieb sie stehen.
    Tief Atem holen.
    Da nahm sie den Geruch wahr. Sie konnte ihn nicht beschreiben, er war einfach widerlich. Es war Aasgeruch.
    Rose drehte sich um den Wagen herum. Zum Greifen nahe stand sie neben dem rechten Hinterrad, schaute nach unten und glaubte, verrückt zu werden…
    ***
    Marder hatte sie oft genug auf Fotos gesehen. Sie wusste deshalb genau, wie die Tiere aussahen. Was da aber am Reifen hockte, hatte mit einem Marder so wenig gemeinsam wie ein Fisch mit einem Tanzbären. Es war auch kein Tier, es war eigentlich auch keine Gestalt. Für dieses Wesen gab es nur einen Ausdruck.
    Es war ein Monster!
    Rose Cargill konnte nicht mehr atmen, weil ihr eine Pestwolke entgegen wehte. Die Wolke ging von der grünlichen Gestalt aus, die zwar einen menschlichen Körper auswies, doch kein Gesicht. Ihr Gesicht war einfach nur eine schreckliche Mutation, als wären ein Schwein und ein Hund miteinander gekreuzt worden.
    Eine Bestie!
    Eklig stinkend, mit einem breiten Maul versehen. Zwei Zahnreihen waren damit beschäftigt, die Gummifetzen zu kauen. Zwischen den Kiefern hing die schwarze Masse in langen Fäden, und die runden Kugelaugen hatte das Wesen nur auf den Reifen gerichtet. Die Frau daneben schien es nicht zu interessieren.
    Rose Cargill wusste nicht, was sie noch denken sollte. Ihr Gehirn war blockiert. Sie kam sich vor, als hätte sie jemand in einen Käfig des Schreckens gesteckt. Um sie herum standen Eisstangen. Sie pressten sich so nah gegen ihren Körper, dass Rose den Eindruck hatte, ihre Seele würde erfrieren.
    Das Wesen fraß weiter. Es schmatzte und hieb immer wieder seine Zähne in die Masse. Das schwarze Zeug hatte das Maul verschmiert, und die Bestie kümmerte sich noch immer nicht um die Frau.
    Rose ging zurück.
    Sie wollte rennen und wusste gleich, dass sie es nicht schaffen würde. Außer dem wollte sie auf unnötige Geräusche verzichten, deshalb zog sie sich so leise und so vorsichtig zurück wie eben möglich. In ihrem Kopf tuckerte es. Was

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