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0772 - Das Gericht der Toten

0772 - Das Gericht der Toten

Titel: 0772 - Das Gericht der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eine hässliche Fratze, bedeckt von nässenden Geschwüren und Pusteln. Wahrscheinlich waren sie es, die den fürchterlichen Geruch abgaben, denn in die Mulde hinein schwebte ein süßlicher Leichengestank.
    Das Wesen war nicht gekommen, um Rose zu erschrecken, sondern um sie zu holen. Es zuckte noch einmal. Dann ließ es sich fallen.
    Rose konnte den Schrei nicht unterdrücken. Wie ein Notsignal jagte er in die klare Bergluft hinein, doch es gab niemanden, der ihn gehört hätte und ihr zu Hilfe geeilt wäre.
    Stattdessen kam das Untier.
    Es rutschte über die glatte Seite der Mulde hinweg, hatte sich den kleinen Felskopf als Ziel ausgesucht und blieb auf der Bahn. Es konnte Rose nicht verfehlen.
    Sie klammerte sich nur mit der linken Hand fest. Die rechte streckte sie dem Wesen entgegen. Ihre Faust stieß gegen den Körper, und sie senkte sich dabei in eine weiche Masse hinein, als wollte sie ein tiefes Loch bohren.
    Das Gewicht dieser Gestalt drückte sie gegen den Felsen. Er war kein Rettungsanker mehr für sie, denn teigige Arme umschlangen sie, und Rose wurde von dem penetranten Leichengeruch eingehüllt.
    Das Wesen bewegte sich.
    Sie hörte furchtbare Geräusche. Ein wildes Keuchen oder Schmatzen. Die Kraft zerrte an ihr. Sie stieß sich ab von diesem Felsen, der ihr einen trügerischen Halt geboten hatte.
    Rose Cargill merkte kaum, dass sie wie eine Wilde um sich schlug.
    Es war ihr egal, was sie traf. Ob das verunstaltete Gesicht oder den weichen Körper. Sie wollte sich nur befreien und setzte auch ihre Fingernägel ein, um die Haut aufzureißen.
    Dann rutschte sie ab. Sie bewegte sich wie eine Puppe, als sie dem Boden der Mulde entgegenglitt.
    Ein blitzschneller Griff des Wesens. Zielsicher umklammerte er den Knöchel der Fotografin, und wieder steckte sie in einer Falle. Sie hatte verloren.
    Rose wusste es. Und sie konnte nicht einmal weinen…
    ***
    Es war nicht das Gleiche wie vor einigen Monaten beim Teleporting, als sich mein Körper in Atome aufgelöst und später an einem anderen Ort wieder zusammengesetzt hatte. Das hier war anders, nicht zu vergleichen, denn diesmal packte mich der Sog. Er riss mich fort aus meiner Umgebung, und ich hatte dabei wirklich das Gefühl, als wären Wellen über meinem Körper zusammengeschlagen, die mich schluckten und nie wieder hergeben wollten.
    Ich trudelte weg. Ich fiel in die Tiefe. Ich rauschte ins Nichts!
    Dabei spürte ich keinerlei Gefühle. Ich konnte mich auch nicht orientieren, wusste nicht, wo oben, unten, rechts oder links war. Ich musste mich einfach diesen anderen, gefährlichen und auch starken magischen Kräften hingeben.
    Jede Reise hat irgendwo ein Ende und war sie auch noch so unerklärlich und unbegreiflich. Das wusste ich aus Erfahrung, denn ich hatte bereits zahlreiche dieser magischen Reisen unternommen, war auch immer an ein Ziel gelangt und lebte noch.
    Deshalb spürte ich auch diesmal keine Furcht, sondern mehr eine gewisse Neugierde, wo ich wohl landen würde. Dabei schloss ich nicht einmal die Reise in die Vergangenheit aus.
    Alles war möglich!
    Zeitlich waren diese Arten von Reisen nicht zu erfassen. Denn dieser Faktor spielte keine Rolle. Es war durchaus möglich, dass ich in meiner normalen Welt blieb, ich konnte auch in die Regionen eines Pandämoniums eintauchen und schloss dabei selbst einen Besuch in der finstersten Hölle nicht aus.
    Schlagartig war alles vorbei.
    Ich war wieder ich selbst, ich war wieder normal, und ich spürte eine normale Umgebung. Keine dumpfe Luft, keinen bedrückenden schiefergrauen Himmel, keine Monster, die mich aus glühenden Augen anstarrten, sondern eine warme und trotzdem etwas kühle Luft, die mich umwehte.
    Ich öffnete die Augen. Nur, um sie im nächsten Moment wieder zu schließen, weil mich die Strahlen der Sonne einfach zu stark geblendet hatten.
    Ich drehte den Kopf nach rechts und damit der Kühle entgegen.
    Dort musste Schatten sein. Als ich die Augen diesmal öffnete, konnte ich aufatmen und auch normal sehen, denn ich hatte mich tatsächlich in einen Schatten hineingedreht.
    Da ich die Augen offen ließ, stellte ich fest, dass ich nahe einer sehr hohen Felswand lag, die über mir schwebte wie ein gewaltiges dunkles Dach.
    Für einen Moment blieb ich liegen, schnappte nach Luft und war erleichtert darüber, dass mich diese magische Reise nicht in fremde Dimensionen hineingeführt hatte.
    Nach einer Weile raffte ich mich auf, ging einige Schritte, bis sich mein Kreislauf wieder beruhigt

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