0772 - Die Rache des Toten
wieder grau.
Zamorras Vermutung stimmte nicht. Luc Avenge schlug sich nicht vor Lachen auf die Schenkel. Er amüsierte sich auch nicht darüber, dass der Dämonenjäger auf ihn warten musste. Er blieb so ruhig, als wollte er die Tageszeitung lesen.
Er gestattete sich selbst nur für ein paar Sekunden ein Gefühl der Zufriedenheit. Er hatte den Krieg noch lange nicht gewonnen, noch nicht einmal eine Schlacht, und er musste verdammt vorsichtig agieren.
Aber das war es ihm wert.
Er hatte sehr wohl bemerkt, dass Nicole Duval mitgefahren und erst kurz vor dem Ziel ausgestiegen war. Wenn Zamorra glaubte, dass er sich damit täuschen ließ, dann hatte er sich geirrt.
Ich bin über jeden deiner Schritte bestens informiert.
Man musste dem Feind immer einen Schritt voraus sein. Nur dann hatte man die Chance zu überleben.
Selbst dann, wenn man tot war, wie ich!
Es war ihm bis heute ein Rätsel, weshalb ausgerechnet er wieder unter den Lebenden weilte. Doch wollte er dieses Geschenk des Schicksals annehmen, um sich an dem zu rächen, den er für seinen Mörder hielt.
Es gibt keinen Zweifel daran, dass der Mann, den ich für meinen Freund hielt, für meinen Tod verantwortlich ist, dachte er. »Aber warum nur hat er mich verraten und verkauft? Weshalb ist er nicht eingeschritten und hat zumindest versucht, mir zu helfen?«
Diese Fragen quälten ihn, seit er den Körper des ermordeten Reeders beseelte. Und immer noch fand er keine Antworten darauf.
Luc Avenge saß aufrecht auf dem Bett seines Hotelzimmers, keine achthundert Meter sowohl von Zamorra als auch von Nicole entfernt. Er beobachtete, wie die beiden das Unternehmen abbliesen und in ihr Quartier zurückfuhren.
Und genauso hatte er sie auch eingeschätzt.
Er schloss erneut die Augen. Der heutige Tag war anstrengend gewesen, und für morgen hatte er einen neuen Plan.
Zamorra sollte nicht zur Ruhe kommen.
Für die gestörte Telefonverbindung zum Château Montagne trug Avenge natürlich ebenfalls die Verantwortung. Bis Zamorra und seine Gefährtin merkten, dass er sie hereingelegt hatte, würde einige Zeit vergehen. Sie waren auf weltliche Fortbewegungsmittel angewiesen. Er dagegen konnte auf seine Fähigkeit des zeitlosen Sprungs zurückgreifen, wenn es sein musste.
Avenge rieb sich die Schläfen mit den Fingerspitzen.
Da waren sie wieder!
Bilder einer vergangenen Zeit.
Momentaufnahmen seines Todes…
Er stöhnte leise auf. Er wusste genau, was nun folgte. Und er wehrte sich immer noch verbissen dagegen, obwohl er wusste, dass es keinen Zweck hatte.
Geht das denn nie vorbei?, schrie er in Gedanken.
Dann überschwemmten ihn die Eindrücke von damals regelrecht.
Sie kämpften damals gegen einen Feind. Sie, das waren der Reporter Ted Ewigk, Zamorra und er selbst.
Der Feind hieß Magnus Friedensreich Eysenbeiß.
Deutlich sah er noch das Schwert vor sich.
Zamorras Schwert!
Dann fehlte etwas in seiner Erinnerung, doch eines wusste er mit Gewissheit: Mitten im Kampf richtete sich die Waffe gegen ihn.
Er wollte nicht glauben, dass sein Freund zu so etwas fähig war.
Und dann…
Er riss die Augen auf, als könne er sich so von den Schatten der Vergangenheit lösen.
»Und dann hat er mich getötet!«
***
Fooly fluchte leise vor sich hin. Das hatte er nun davon!
»Weshalb kann ich bloß meine große Klappe nicht halten«, zürnte er mit sich selbst.
Aber der Chef und Mademoiselle Duval könnten das nie im Leben so gut wie ich, beruhigte er sich gleich wieder. Und William traue ich das schon gar nicht zu.
Außerdem waren die Herren des Châteaus abwesend, auf einer Insel vor der französischen Atlantikküste. Das war auch gut so, denn sein Alleingang würde ihnen ganz sicher nicht gefallen.
Er hätte Rhett mitnehmen sollen, dem fiel immer etwas ein. Und der wäre bestimmt gleich bei einem solchen Unternehmen dabei gewesen.
Ich darf ihm später nicht davon erzählen, sonst wird er böse auf mich.
Und das wollte er nicht, denn Rhett war sein bester Freund.
Es hätte Sir Rhett gefallen, auf Foolys Rücken sitzend, nachts durch die Gegend zu fliegen. Der Jungdrache besaß zwar nur kurze Stummelflügel, doch die trugen ihn vorzüglich. Er war durchaus in der Lage, lange Strecken souverän zurückzulegen - wenn er wollte. Seine Flugversuche wirkten stets ein wenig skurril. Das meiste, was er andere sehen ließ, war nur Slapstick-Show. Wer ihn nicht kannte, befürchtete stets, dass Fooly binnen kürzester Zeit abstürzen würde.
In Gedanken ging der
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