0774 - Die Stadt des Glücks
der planetaren Kruste herauf. Die Raumfahrer rochen verschieden mineralische Zusätze, ein Teil des Wassers schien warm zu sein, denn in den senkrechten Bahnen der Sonnenstrahlen zeichneten sich die Schlieren von Dampf wolken ab.
„Märchenhaft, Tau Es hat so gar nichts von einer Höhle oder einer Gruft an sich. Laß uns weiter hineingehen, ja?"
„Wenn du willst, ja, natürlich. Nur zu. Siehst du, sie sehen uns nicht einmal an."
Im Innern des Berges befanden sich etwa sechzig Tbahrgs. Sie waren nackt oder nur mit winzigen Stoffstreifen bekleidet. Obwohl sie sich ununterbrochen bewegten, hin und her schwammen, in die runden Becken aus Naturstein und aufgemauerten Stützwänden sprangen und prustend wieder hervorkamen, blieben sie immer paarweise beieinander.
Die einzelnen Becken, alle etwa mit gleichgroßem Durchmesser, waren in verschiedenen Höhen angeordnet. Das warme Wasser aus geologischen Tiefen durchlief von oben nach unten verschiedene Becken, kühlte sich ab und mischte sich sowohl mit kälterem Wasser aus anderen Quellen wie auch mit Wasser, das andere mineralische Bestandteile enthielt. Überall waren kleine Wasserfälle zu sehen. Auch das Wasser war verschieden gefärbt.
„Es ist ein zauberhaftes Spiel mit Farben."
„Möchtest du baden, Jusca?" fragte Tai nach einer Weile.
Das Sonnenlicht brach sich an den Säulen aus verschiedenfarbigem Kalkstein und ließ das blaue, grüne, gelbe und goldene Wasser aufschimmern wie Edelsteine. Eine Orgie aus schillernden Farbtönen entfachte sich hier im Innern des lichtdurchfluteten Berges.
„Ich glaube, ich möchte einmal im blauen Wasser und dann im goldenen Wasserbecken schwimmen!" rief Jusca.
Ihre Stimme brach sich in dem natürlichen Felsendom und erzeugte zahllose Echos. Zwischen den verschiedenen Becken führte ein nasser, mosaikartiger Pfad mit gerundeter Oberfläche entlang, sich endlos verzweigend und immer wieder seine Richtung ändern.
„Ich auch."
Sie kamen an ein einigermaßen leeres Becken. Nur zwei Paare saßen am Rand, ein drittes schwamm herum. Die Tbahrgs sprachen leise miteinander, aber keiner beachtete den anderen.
Jedes Paar konzentrierte sich voll auf sich selbst.
Auch Jusca und Tai wurden nicht angesprochen, nicht einmal neugierige Blicke trafen sie.
Eine kleine Maschine, fast unsichtbar in die Felsen eingebaut, reichte ihnen schillernde Tücher, die weich waren wie die Schwingen von Schmetterlingen. Jusca und Tai rissen sich die Kleidungsstücke von den Körpern und sprangen in das warme, nach unbekannten Mineralien duftende Wasser.
Ein zusätzlicher Glückseindruck entstand.
Das Wasser schien von energetischen Strömungen durchflutet zu sein. Es war prickelnd wie Sekt. Tai und Jusca schwammen wie ausgelassene Kinder hin und her und kletterten nach etwa einer Stunde glücklich, aber halbwegs erschöpft auf den Rand hinaus.
Sie blieben sitzen und trockneten sich gegenseitig mit den Tüchern ab, ließen sie achtlos liegen und zogen sich nach einer Weile wieder an. Sie spürten Durst und sahen, daß die Tbahrgs einige Ebenen weiter unten Becher und Pokale aus einem kaum erkennbaren Automaten hervorholten.
„Dorthin müssen wir gehen. Sie trinken. Wir werden auch etwas bekommen, wie immer und überall in Glücksstadt", sagte Taicichi und deutete auf die kleinen Gruppen rund um diese merkwürdige Theke.
„Ich bin schon unterwegs."
Wenn sie nicht so sehr in die Ausstrahlung dieser Landschaft verstrickt gewesen wären, hätten sie bemerkt, was eines der Geheimnisse dieses Bezirkes war: die Strahlungen und die sorgfältige Anordnung der landschaftlichen Merkmale hatte vordringlich nur einen Zweck, nämlich den Wesen dieses Planeten die Befangenheit zu nehmen. Erwachsene wurden gewissermaßen unbefangen wie Kinder und näherten sich dem anderen Geschlecht ohne jede Hemmung, die ihnen durch lange Jahrzehntausende der Kultur und Zivilisation aufgepfropft worden war.
Die Raumfahrer wurden von den trunkenen Planetariern für ihresgleichen gehalten. Sie wählten Getränke nach der Farbe aus. Schließlich hielten sie große Pokale in den Fingern, angefüllt mit duftenden Weinen.
Sie tranken sie in gewaltigen Schlucken aus.
Anschließend waren sie leicht betrunken. Sie hielten sich aneinander fest und verließen den Berg auf der anderen Seite.
Als sich die Sonne senkte, sahen sie sich einem tiefen Tal gegenüber, einer felsigen Senke, die mit Gebäuden, Verbindungsgängen und röhrenartigen Stegen ausgefüllt war.
Im dämmernden
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