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0777 - Phantom aus der Vergangenheit

0777 - Phantom aus der Vergangenheit

Titel: 0777 - Phantom aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war.
    Er holte sich ihre Kraft!
    Dann stand er auf.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung, schon tänzerisch anmutend.
    Auf der Straße stehend drehte er sich um. Blätter fielen von den Bäumen. Sie waren gelb geworden, andere schimmerten in tiefen Rottönen oder auch violett.
    Die Natur gab ihr Leben und ihre Kraft ab. Er aber hatte sie sich geholt.
    Es würde reichen. Zumindest für die nächsten Tage. Ob man die Spuren, die er hinterlassen hatte, entdecken würde, war ihm egal, denn keiner kannte sein Gesicht, niemand kannte seinen Namen. Er war das Phantom aus der Vergangenheit, ein Seelensauger. Wer seine Spur aufnehmen wollte, musste mehr sein als ein Mensch.
    Die letzten Strahlen der Sonne hatten sich zurückgezogen. Die Feuchtigkeit eines frühen Herbstabends begann, und mit ihr kamen die ersten dünnen Schleier. Von beiden Seiten der Allee schlichen sie heran wie lange Totenfinger, und es war kein Laut zu hören, als sie die Leiche umwickelten.
    Cyrus Wood gefiel es nicht, dass die Frau mitten auf dem Alleeweg lag. Da konnte sie zu schnell gefunden werden, deshalb bückte er sich und schleifte sie auf den Wegrand zu, wo sich ein mit Laub gefüllter Graben befand. Als der schwere Körper hineinfiel, sackten die Blätter zusammen, als wollten sie ein Bett bilden. Einige legten sich wie die Reste von alten Grabtüchern über die Tote. Das war dem Mann nicht genug, er schaufelte weiteres Laub über den Körper, war zufrieden und verschwand wieder, da er sein Lasso einrollen und über seine Schulter hängen wollte. Er durfte auf keinen Fall verräterische Spuren hinterlassen. Mit sich zufrieden tauchte er zwischen den Bäumen des Parks unter. Sehr bald schon erreichte er die freiliegenden Rasenflächen. Über ihnen schwebten die Dunstschleier lautlos hinweg und hüllten auch ihn sehr bald ein wie übereinander geschichtete Mäntel.
    Wenig später war er untergetaucht. Sogar einen Wassergraben konnte er überspringen. Diese Kraft hätte er sich vor wenigen Minuten noch nicht zugetraut.
    Er war gerettet.
    Wieder einmal.
    Und bis die Leiche der Frau gefunden würde, verging Zeit. Vielleicht entdeckte man sie erst am nächsten Tag, dann konnte er sich bereits auf eine neue Person konzentrieren.
    Hier irrte Cyrus Wood!
    Er hatte nicht mit der Treue des Pferdes gerechnet. Es war zwar vor der Gefahr weggelaufen, doch es kam zurück, und es spürte, dass etwas mit seiner Reiterin und Menschenfreundin geschehen war. An der Stelle, wo das Laub den starren Körper bedeckte, blieb es stehen, senkte den Kopf, und zusammen mit den Atemwolken drang ein schrilles Wiehern aus dem weit geöffneten Maul.
    Es stampfte sanft und demonstrativ auf, wollte nicht das zerstören, was unter dem Laub verborgen lag, und rannte schrill wiehernd den Weg zurück, um an das Haupthaus zu gelangen. Dort lebten Menschen, und die würden sich ihre Gedanken machen, wenn der Sattel leer war…
    ***
    Einen Tag später!
    Die Natur lag im Sterben, was uns besonders deutlich auffiel, weil wir über Land fuhren, wobei sich unsere Stimmung der Natur angeglichen hatte.
    Es war ein trüber Tag gewesen, ganz im Gegensatz zum Vortag.
    Der Himmel hatte sich bezogen. Der Wind kam aus Südost, war ziemlich böig, rüttelte an den Bäumen und riss voller Wut die nicht mehr so fest sitzenden Blätter ab, um mit ihnen zu spielen, bevor sie dem Boden entgegentrudelten.
    Mein Freund Suko fuhr. Wenn er hinter dem Lenkrad saß, hockten wir nicht in unserem Dienst-Rover, sondern im privaten BMW meines Freundes, den er so unwahrscheinlich liebte und pflegte.
    Schnell konnten wir nicht fahren. Zum einen ließ es der kurvige Verlauf der Straße nicht zu, zum anderen klebten zahlreiche Blätter auf der Fahrbahn, sodass diese an vielen Stellen zu einer schon eisglatten Fläche geworden war.
    Es regnete nicht, doch die Wolken würden an diesem Tag noch weinen, daran glaubte ich fest.
    Uns machte die Fahrt keinen Spaß, denn an vielen Stellen war es schon neblig geworden, sodass wir des Öfteren durch den Dunst krochen.
    Suko holte tief Luft und nickte.
    »Was hast du?«, fragte ich ihn.
    »Manchmal verfluche ich den Job.«
    »Aha. Auch heute?«
    »Sicher.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Denk daran, dass das Leben wie eine Klobrille ist und man viel durchmacht. Aber heute geht es uns gut. Es gibt keine Dämonen, die auf uns lauern. Ich habe nicht den Eindruck, mich in Lebensgefahr zu befinden…«
    »Ja, ja, ja, ja…«, unterbrach er mich. »Aber es gibt da eine Familie

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