Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0779 - Der Nebelwolf

0779 - Der Nebelwolf

Titel: 0779 - Der Nebelwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
und nicht Kontakt zum Wasser haben.
    Auf der Ruderbank drehte ich mich herum. Noch einmal riskierte ich einen Rundblick.
    Der lohnte sich.
    Plötzlich tauchte etwas Helles auf. Ziemlich weit von mir entfernt, vielleicht sogar am Rand der Schwärze. Der Gegenstand sah aus wie ein heller Fleck, was er allerdings nicht war. Trotz der Entfernung erkannte ich ihn.
    Auf dem schwarzen Spiegel schwamm Ivorys Kopf!
    Er »schaute« zu mir herüber, und ich hatte das Gefühl, als wäre der Mund zu einem satten Grinsen verzerrt. Hatte das Wasser die Leiche ausgespien?
    Nein, denn eine Leiche konnte sich nicht bewegen, was Hoss Ivory allerdings tat. Er hob den Arm so hoch wiemöglich, er ballte die Hand dabei zur Faust, und ich verstand die Drohung sehr gut. Sie galt mir, und er wollte mir mit dieser Geste sagen, dass er mich noch packen würde.
    So schnell wie er erschienen war, tauchte er auch wieder unter. Als Ende hinterließ er einige Wellenkreise, die sich allerdings bald verflüchtigten.
    Dann lag das schwarze Wasser wieder in einer Ruhe vor mir, als wäre nichts geschehen.
    Ich atmete tief durch. Mit vorsichtigen Schritten näherte ich mich der kleinen Ruderbank am Heck und ließ mich darauf nieder. Das kalte Gefühl blieb, und es kam auch noch das der Einsamkeit hinzu.
    Ich hockte mutterseelenallein in einem Boot auf einem verdammten Moorsee und musste nun zusehen, wieder festen Boden unter die Füße zu kriegen. Leicht würde es mir nicht fallen, das stand fest.
    Der Außenborder war plötzlich verstummt. Ich wollte erst gar nicht über den Grund nachdenken, hier herrschten die Gesetze einer alten Magie, und die konnten vieles bewirken.
    Bis auf das Wasser hatte sich meine Umgebung kaum verändert.
    Noch immer trieben die Dunstschleier als bleiche, lange Fahnen über das Wasser. Feuchte Tücher drängten sich immer wieder gegen mein Gesicht. Trotzdem war meine Sicht relativ gut. Ich hatte mir auch die Richtung gemerkt, aus der ich gekommen war. Praktisch brauchte ich nur quer über diese Wasserfläche zu rudern, um den begehbaren Weg zu erreichen.
    Als ich nach den Rudern greifen wollte, hielt ich mitten in der Bewegung inne, denn in meiner unmittelbaren Umgebung veränderte sich etwas. Es hing mit dem Wasser und mit der Schwärze darin zusammen, denn ohne dass ein äußeres Ereignis dazu beigetragen hätte, löste sie sich auf. Sie zog sich zurück, als hätte sie aus einem geheimnisvollen Reich irgendeinen Befehl erhalten.
    Ich ruderte noch nicht weiter. Stattdessen schaute ich fasziniert zu, wie sich die Schwärze bewegte. Ich glaubte fest daran, dass sie sich auflöste, das allerdings war ein Irrtum. Sie bewegte sich zwar, es entstanden auch Lücken, aber sie nahm einen anderen Weg.
    Die große Fläche verschwand. Beinahe nach mathematischen Gesetzen verkleinerte sie sich und nahm die Form eines Rechtecks an, das sehr kompakt geworden war und mich sogar schon an treibenden Schleim erinnerte.
    Es dauerte nicht sehr lange, da war die schwarze Macht zu einem dunklen Paket zusammengeschnürt worden. Es schaukelte auf dem Wasser, dann sackte es plötzlich weg und trieb davon.
    Zurück blieb das normale grün und braun schimmernde Wasser, das von Pflanzenresten, von Schleim und Algen durchzogen wurde.
    Mehr war nicht zu sehen.
    Ich schüttelte den Kopf, als bei mir die Anspannung nachließ. Die letzten fünfzehn Minuten waren verdammt hart gewesen. Hatten sie einem Menschen das Leben gekostet?
    Diese Frage stellte sich mir, und ich war nicht in der Lage, sie zu beantworten.
    Nein und ja!
    Ich dachte an den Begriff des lebenden Toten, des Zombies. Es war durchaus möglich, dass die unheimliche Schwärze es geschafft hatte, aus Hoss Ivory einen Zombie zu machen. Ein Wesen, das irgendwann auf die Jagd nach Menschen und Fleisch gehen würde.
    Aber wie passte er mit den Werwölfen zusammen?
    Noch hatte ich nichts von ihnengehört. Ich musste nur die Erzählungen akzeptieren, natürlich auch diejenigen, die sich mit den Templern beschäftigten.
    Noch verschwamm dieser Fall in einer regelrechten Nebelbrühe.
    Es würde dauern, bis mir da der Durchblick gelang.
    Wieder versuchte ich, den Außenborder anzureißen. Siehe da, es gelang. Auch das war ein Zeichen der Normalität. Ein kerniges Grinsen glitt über meine Lippen. Ich war froh, dass mich der Motor nicht mehr im Stich ließ, blieb auf der Heckbank sitzen und umklammerte mit einer Hand das Ruder, um das Boot zu lenken.
    Hinter mir bekam das schäumende Wasser eine glasige

Weitere Kostenlose Bücher