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0779 - Der Nebelwolf

0779 - Der Nebelwolf

Titel: 0779 - Der Nebelwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hellgrüne Farbe. Der etwas aus dem Wasser ragende Bug zerschnitt die Fläche, als wäre sie ein Spiegel, und die Insel im Moor blieb hinter mir zurück. Ich schaute nur nach vorn, wo sich das begehbare Land als dunkle Wand abzeichnete.
    Da musste ich hin.
    Um es kurz zu machen, ich verfuhr mich nicht. Schon bald tauchte vor mir der Grasgürtel auf, umweht von feinen Schwaden. Es war nicht genau die Stelle, von der wir gestartet waren, aber die fand ich trotzdem, als ich parallel zum Ufer tuckerte.
    Als die Bohlen in mein Blickfeld gerieten, atmete ich auf und legte an. Das Boot zog ich aufs Trockene. Die Bohlen bogen sich wieder unter meinem Gewicht, aber das kannte ich ja. Ich hatte die erste Fahrt überstanden, den Kampf aber nicht gewonnen.
    Vom Ufer schaute ich zurück!
    Es war nichts Verdächtiges mehr zu sehen. Glatt und in seiner ursprünglichen Farbe lag der Sumpf vor mir. Beinahe harmlos, doch ich wusste, wie tückisch er sein konnte.
    Was war jetzt zu tun?
    Ich musste zurück nach Trevine. So hieß der Ort, in dem ich mein Quartieraufgeschlagen hatte. Viel kannte ich von ihm nicht, ich war die meiste Zeit über in Hoss Ivorys Gärtnerei gewesen. Dort stand auch mein Wagen.
    Der Fußweg würde nicht länger als zehn Minuten dauern, wenn ich stramm durchging. Das hatte ich auch vor, denn nach dem langen Sitzen tat mir die Bewegung gut.
    Mittlerweile war Zeit vergangen, der Nachmittag war zwar nicht vorbei, doch ziemlich weit fortgeschritten, und es würde nicht mehr lange bis zum Einbruch der Dunkelheit dauern.
    War das seine Zeit? Waren das die Stunden des Bösen? Dieser gleitenden und unheimlichen Schwärze, die…
    Das Heulen unterbrach meine Gedanken!
    Ein furchtbares Geräusch. Aufgeklungen in einer für mich nicht bestimmbaren Ferne, und dieser Laut jagte mir einen Schauer über den Rücken.
    Ich wusste sofort, dass ihn kein Mensch ausgestoßen hatte. Das schaffte er nicht, aber es gab andere Wesen, die sich auf diese schaurige Art und Weise meldeten.
    Werwölfe, zum Beispiel…
    ***
    Trevine sah aus wie ein Ort, der genau in diese Gegend hier hinein passte. Grau, diesig, verschlafen, geduckt und erfüllt von einer gewissen Melancholie. Er hatte sich eben dieser tristen Umgebung angepasst, und das Gleiche war mit den Menschen ebenfalls geschehen.
    Klein war Trevine nicht, ein Flächendorf mit kompaktem Ortskern.
    Bedeckt und überschattet wurde das große Dorf von einem düstergrauen Himmel, der keinen einzigen Lichtschimmer durchließ. Weder Mond noch Sterne schimmerten, ich sah auch keine Sonne, sondern nur die Wolken und natürlich den Dunst, der sich zwischen Häusern verteilt hatte. Sie alle waren aus Stein errichtet worden. Jedes Haus hatte einen Kamin, aus dem der graue Rauch quoll. Wegen der Kälte heizten die Menschen, und sie verbrannten in der Regel Torf und Holz.
    Ich kam allein zurück, ich war ein Fremder in der Fremde. Natürlich wurde ich gesehen. Die Leute schauten mich an. Selbst ihre Augen wirkten dabei grau, die Gesichter waren es sowieso. Auch die Fassaden der Häuser waren von einem grauen Schleier überzogen, der wie ein dicker Schimmelpilz wirkte.
    Von einem parkenden Lastwagen luden zwei Männer prall gefüllte Säcke ab und trugen sie in eines der Häuser. Die beiden schauten mich an, sprachen aber auch kein Wort.
    In Trevine gab es eine Kirche.
    Wäre ich Zyniker gewesen, so hätte ich gesagt, dass man an ihr gespart hatte, denn der Turm war arg mickerig. Den Erbauern schien rasch das Geld ausgegangen zu sein. Der Turm überragte das Dach des Gotteshauses kaum. Auf mich wirkte er wie ein Stummel.
    Ich fragte mich, wer von den Bewohnern wohl gewusst hatte, dass ich mit Hoss Ivory unterwegs gewesen war. Vorstellen konnte ich mir, dass Hoss von seinen Plänen nichts verraten hatte, so schätzte ich ihn auch ein.
    Schweigsam, verschlossen und zielstrebig, das aber war wohl jetzt vorbei.
    Seine Gärtnerei lag nicht weit von der Kirche entfernt. Wenn er aus dem Fenster seines Hauses schaute, konnte er das dunkle Gebäude sehen. Ich schrak zusammen, als ich plötzlich das Läuten der Glocke hörte. Es war ein einsam klingendes Bimmeln, ein schwacher, heller Klang.
    Unwillkürlich blieb ich stehen und schaute zum Kirchturm hoch.
    Dicht unter der Spitze war eine viereckige Öffnung. Das Schallfenster.
    Die Glocke rief nicht zum Gottesdienst, denn kein Bewohner hatte sich auf den Weg zur Kirche gemacht. Ich schaute auf die Uhr. Der Nachmittag war vorbei, die Glocke läutete den Beginn

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