Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

Titel: 078 - Das Dorf der Wolfsmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James R. Burcette
Vom Netzwerk:
immer stärker drückten die Finger zu. Ich japste nach Luft. So sehr ich mich auch bemühte, ich konnte die Umklammerung nicht lösen.
    Mir blieb keine andere Wahl. Ich ließ mich einfach nach vorn fallen. Unsanft krachte ich auf dem Betonboden auf. Doch es war mir gelungen, die Hände der Toten abzuschütteln. Ich spürte, wie mir das Blut den Nacken hinunterlief. Doch darauf konnte ich jetzt nicht achten.
    Ich richtete mich auf. Mein rechter Fuß schmerzte. Ich mußte ihn mir verstaucht haben. Ich humpelte, so rasch es ging, davon. Einmal wandte ich mich um und sah den Kopf des rothaarigen Mädchens im Fensterrahmen.
    Ich lief zwischen den parkenden Autos hindurch. Da hörte ich die Polizeisirene, was mich zur Eile antrieb.
    Ich ließ den Parkplatz hinter mir und betrat eine schmale, unbeleuchtete Gasse. Links und rechts lagen Zäune, hinter denen sich Gärten und bungalowartige Häuser befanden.
    Jede Bewegung bereitete mir Schmerzen. Ich fühlte mich völlig ausgelaugt, leer wie ein ausgedrückter Schwamm. Ich biß die Zähne zusammen und hastete weiter.
    Die Gasse wurde immer schmaler.
    Dann sah ich die Scheinwerfer. Sie überschütteten mich mit Licht. Ich blieb stehen und kniff die Augen zusammen. Ein großer Wagen kam rasch näher.
    Die voll aufgedrehten Scheinwerfer blendeten mich.
    Ich konnte nicht ausweichen. Der schwere Pkw rollte auf mich zu. Ich drückte mich eng gegen einen Maschenzaun. Der Wagen war nur noch wenige Meter entfernt. Ich klammerte mich an dem Draht fest und schwang mich hoch. Dabei riß ich mir die Hände blutig.
    Jetzt war der Wagen heran. Er bremste ab. Ich versuchte den Fahrer zu erkennen, was mir aber nicht gelang, da mich die Scheinwerfer zu stark blendeten.
    „Kommen Sie zu mir, Collins“, rief mir eine helle Frauenstimme zu.
    Ich sprang zu Boden und kam langsam näher. Das Fenster war heruntergelassen, und ich sah eine junge Frau mit einem ungewöhnlichen Gesicht. Es war schmal, mit hohen Backenknochen und kleinen, vollen Lippen. Die Augen standen schräg und waren bernsteinfarben. Das ungewöhnlichste an ihr war das fast weiße Haar, das unglaublich voll und lang über ihre Schultern floß.
    „Steigen Sie ein, Collins“, sagte sie. „Ich will Ihnen helfen.“
    War das wieder einer der verfluchten Tricks der Werwölfe?
    Ich ging um den Wagen herum, und sie öffnete die Tür. Rasch glitt ich auf den Sitz und musterte sie eingehend. Sie trug einen dunkelblauen Hosenanzug, der ihre vollen Brüste und langen Beine betonte.
    „Wer sind Sie?“ fragte ich.
    „Eva Davin“, sagte sie und fuhr los. „Wir haben nicht viel Zeit. Die Werwölfe sind hinter Ihnen her.“
    „Wieso wissen Sie das?“ fragte ich mißtrauisch.
    Sie antwortete nicht, sondern konzentrierte sich ganz auf die Straße. Sie fuhr wie eine Verrückte die schmale Gasse entlang.
    „Antworten Sie!“ drängte ich heftig.
    „Ich erzähle Ihnen alles später“, sagte sie. „Vorerst muß ich Sie einmal in Sicherheit bringen.“
    Ich lehnte mich zurück und warf ihr wieder einen Blick zu. Es gab keinen Zweifel, sie war eine der schönsten Frauen, die ich je gesehen hatte.
    Die Gasse schien kein Ende zu nehmen. Einige Insekten klatschten gegen die Windschutzscheibe.
    Plötzlich versperrte uns ein riesiger Sattelschlepper den Weg. Das Mädchen trat auf die Bremse. Der schwere Wagen schlingerte und brach nach rechts aus. Eva Davin steuerte gegen und bekam den Wagen wieder unter Kontrolle. Einen Meter vor dem Lkw blieben wir stehen.
    Aus dem Fahrerhaus sprangen zwei hünenhafte Männer. Ich erkannte sie sofort.
    Es waren die beiden, die mich auf dem Rummelplatz niedergeschlagen hatten.
    „Wir müssen uns zum Kampf stellen“, sagte Eva, öffnete die Wagentür und sprang heraus. Ich folgte ihrem Beispiel. Ich zückte den Silberdolch und blieb neben dem Auto stehen.
    Hier brannte keine Straßenbeleuchtung. Nur die Scheinwerfer zerrissen die Dunkelheit.
    Die beiden Männer kamen näher. Ich konnte nur undeutlich ihre Gestalten ausmachen.
    Einer geriet für einen Augenblick in den Lichtkegel. Sein Gesicht veränderte sich soeben. Es war dicht mit schwarzen Haaren bedeckt. Er wurde zu einem Wolfsmenschen.
    Überrascht starrte ich auf Eva Davin, die sich ebenfalls verwandelte.
    Die Luft flimmerte, und die Gestalt des Mädchens schien von innen her zu leuchten. Ihre Arme wurden zu lederartigen, riesigen Flügeln. Dann änderte sich ihr Gesicht. Es wurde faltig, die Lippen traten zurück und spitze Zähne kamen zum Vorschein.

Weitere Kostenlose Bücher