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078 - Das Drachennest

078 - Das Drachennest

Titel: 078 - Das Drachennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, senkte den Blick und strich sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
    „Niemand weiß etwas Genaueres über ihn", flüsterte sie. ,.Es gab einige Leute, die früher lautstark über ihn gesprochen hatten. Sie starben alle. Seither vermeidet man alles, was mit Moretti zu tun hat, auch nur ihn zu erwähnen."
    „Hm", brummte ich. „Seit wann ist er in Livorno'?"
    „Er kam vor mehr als zehn Jahren.
    „Wie sieht er aus?"
    „Niemand hat ihn gesehen."
    „Wie war das?" fragte ich interessiert.
    „Er verläßt seinen Palazzo nur während der Nacht. Da fährt er in einer riesigen Kutsche, deren Fenster mit Vorhängen verhüllt sind, durch die Stadt."
    Jetzt war meine Neugierde endgültig geweckt. „Aber irgend jemand muß ihn doch gesehen haben? Er muß Bedienstete haben? Er ist doch ein reicher Geschäftsmann. Er muß Kontakte zu Händlern und Kaufleuten pflegen."
    „Er hat Bedienstete", antwortete Claudia, „aber sie sprechen nicht über ihren Herrn. Sie verlassen nur sehr selten den Palast. Er wickelt alle Geschäfte von seinem Haus aus ab. Er hat Besucher, doch sie bekommen ihn nicht zu sehen. Er empfängt sie in einem dunklen Raum, der mit einem Vorhang abgeteilt ist, und spricht zu ihnen, doch sie können ihn nicht sehen."
    „Erzähle weiter!"
    „Er hält Sklaven", hauchte sie. „Neger. Sie werden in verhängten Kutschen zu ihm gebracht. Aber es sollen sich auch..."
    „Was?"
    Sie schluckte. „Einmal gingen die Pferde einer Kutsche durch. Die Kutsche fiel um, und zwei weiße Frauen wurden herausgezogen, die rasch in den Palazzo gebracht wurden. Der Mann, der diesen Unfall gesehen hatte, war ein Freund von mir. Einen Tag später fand man ihn erstochen auf. Verstehst du jetzt, daß niemand über Moretti spricht?"
    Ich nickte. Was ich von Claudia gehört hatte, verstärkte nur mein Interesse. Ein Mann, der sich nicht sehen ließ. In meinen vergangenen Leben war ich des öfteren mit unheimlichen Männern zusammengekommen, mit Dämonen, Vampiren und Werwölfen, die meistens das Tageslicht scheuten. Gehörte vielleicht Agostino Moretti zu dieser Gruppe? In den letzten Jahren war ich immer wieder auf Hinweise gestoßen, daß sich diese Dämonen schon vor längerer Zeit zusammengeschlossen hatten. Sie nannten sich Schwarze Familie, und ihr Oberhaupt sollte Asmodi sein, dem ich meine Unsterblichkeit verdankte. Damals war mein Name Nicolas de Conde gewesen, und das alles hatte sich 1484 ereignet. Seither sollte aber Asmodi viel mächtiger geworden sein. 1484 hatte ich eine ziemlich simple Teufelsbeschwörung vorgenommen, die heute keinen Erfolg mehr haben würde. „Komm zu mir, Liebster", flüsterte Claudia.
    Sie schob das Bettuch zur Seite.
    Zum Teufel mit Agostino Moretti, dachte ich und schmiegte mich an das hübsche Mädchen.

    Der nächste Tag brachte eine Überraschung, mit der ich nicht gerechnet hatte.
    Nach dem Mittagessen, das ich zusammen mit Franca im Nebenraum eingenommen hatte, betrat Claudia das Zimmer. Ihre dunklen Augen flackerten ängstlich, ihr Gesicht war bleich, und ihre Hände zitterten.
    „Was ist mit dir, Claudia?" fragte ich grinsend. „Du siehst aus, als hättest du den Leibhaftigen gesehen."
    Sie räusperte sich und kam langsam näher. Dann beugte sie sich zu mir herunter und flüsterte: „Ein Abgesandter Agostino Morettis will dich sprechen."
    Ich runzelte die Stirn. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. „Schick ihn herein, Mädchen!"
    „Empfange ihn nicht, Michele!" flehte sie.
    „Ich will mit ihm sprechen."
    Sie warf mir einen bittenden Blick zu, eilte aus dem Zimmer und kam einige Sekunden mit einem unwahrscheinlich hageren Mann zurück, der wie ein zum Leben erwachtes Gerippe aussah. So einen ausgemergelten Kopf hatte ich noch nie gesehen. Er schien nur aus Haut und Knochen zu bestehen. Die trüben Augen lagen tief in den Höhlen, der Mund war farblos und die Nase flachgedrückt. Seine Haut war fast durchscheinend. Er war ganz in Schwarz gekleidet.
    Der Mann verbeugte sich tief und legte seine rechte Hand aufs Herz.
    „Gestattet, daß ich mich vorstelle", sagte er. Seine Stimme klang wie das Quietschen einer schlecht geölten Tür. „Udo Malpasso. Ich komme im Auftrag meines. Herrn, des hochwohlgeborenen Agostino Moretti."
    „Michele da Mosto", sagte ich und zeigte auf einen Stuhl.
    Er setzte sich geziert nieder und legte die Hände auf die spitzen Knie.
    „Was kann ich für Euch tun?"
    „Mein Herr hat von Euern

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