0780 - Der Geist des Baphomet
einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen gibt. Gehen wir einmal davon aus, auch wenn es Spekulation ist. John hat von einer schrecklichen Bedrohung gesprochen, von einer schwarzen Flut, vergleichbar mit dem Todesnebel, auch die Templer haben Ähnliches befürchtet, auch wenn sie es noch nicht schafften, sich konkret auszudrücken. Dieser Fall hat plötzlich eine andere Dimension erhalten. Ich möchte nur, dass Sie sich unten in Frankreich auf alles gefasst machen, auf alles, verstehen Sie? Ich kann John da nicht wegholen, er steckt selbst in der Klemme und braucht Hilfe. Ich werde ihm eine Hundertschaft Polizisten oder Soldaten schicken, aber das ist für Sie nicht interessant. Versuchen Sie alles, um Ihr Leben zu schützen. Ich denke, dass jemand vorhat, die Templer zu vernichten, und zwar durch einen Angriff, gegen den wohl kaum einer gefeit ist. Denken Sie an die schwarze Flut, an diese Nichtmaterie, die verflucht tödlich werden kann.«
Suko war beinahe über die lange Rede seines Chefs erschreckt. So hatte er ihn selten gehört. Diese Intensität war ihm direkt fremd, und da musste sich schon etwas Furchtbares anbahnen.
»Ja, ich werde die Augen offen halten.«
»Gut, ich bin für Sie immer erreichbar.«
»Danke, Sir.«
Suko legte auf. Seine Stirn zeigte ein Faltenmuster. Er merkte nicht, dass er von der Hotelbesitzerin beobachtet wurde. »Schlechte Nachrichten?«, fragte sie.
Suko atmete tief ein. »Wie man’s nimmt«, murmelte er. »Ich würde vor Freude nicht gerade an die Decke springen.«
»Trinken Sie einen Schnaps, das vertreibt die Sorgen.«
»Danke für den freundlichen Rat, aber nicht bei mir. Ich werde mich ein wenig hinlegen.«
»Dann gute Nacht.«
»Danke.«
Suko fuhr hoch in den dritten Stock, wo sein Zimmer lag. Natürlich kreisten seine Gedanken um den Anruf aus London. Sir James hatte ihn nicht ohne Grund gewarnt, und in der Tat hatte der Fall andere Dimensionen angenommen. Plötzlich fühlte sich Suko umzingelt und seine Gedanken drehten sich, als er auf dem Bett lag, um diese unbekannte und tödliche schwarze Flut.
Den Todesnebel kannte er. Nicht nur das, er wusste auch, dass er gegen ihn machtlos war. Wenn diese schwarze Flut ähnlich reagierte, konnte es zu einem nicht mehr überschaubaren Chaos kommen, dann hatte die andere Seite gewonnen.
Es wurde eine lange Nacht für Suko, besonders deshalb, weil er zwischen den Schlafpausen immer wieder hochschreckte und er sofort an Sir James Bericht denken musste.
Zweimal stand er auf, trank Wasser, und erst in den Morgenstunden sackte er weg.
Tief und fest schlief er.
Gegen acht Uhr wachte er auf. Im ersten Augenblick kam er sich völlig fremd vor, wusste nicht, wo er sich befand, dann fiel ihm wieder der vergangene Abend ein, und die Erinnerung daran sorgte bei ihm für ein schnelles Aufstehen.
Er quetschte sich in die Dusche, um die letzten Schlafreste aus seinem Körper herauszutreiben. Um neun Uhr wollte er abgeholt werden. Suko musste sich beeilen, denn er wollte zuvor noch frühstücken.
Ein schlimmer Gedanke setzte sich in seinem Kopf fest. Konnte es sein, dass die große Gefahr die Templer in Alet-les-Bains bereits erreicht hatte und sie nicht mehr so waren wie früher. Diese Vorstellung trieb dem Inspektor eine Gänsehaut über den Rücken. Noch vor dem Frühstück zahlte er die Rechnung.
Im Gegensatz zu seiner Frau war der Hotelier ein dürrer Mann, dem die dicke Hornbrille nicht stand. Er sah aus wie ein französischer Woody Allen.
»Gut geschlafen, Monsieur?«
»Den Umständen entsprechend.«
Die Antwort gefiel dem Hotelier nicht. »Lag es an uns? War es zu laut?«
»Nein, es lag an mir. Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen.« Suko zahlte mit der Kreditkarte und begab sich in den Frühstücksraum, der zum Hof hin lag und wie eine kleine Insel mit Glaswänden und einem Glasdach wirkte. Im Sommer war es sicherlich wunderbar, hier sitzen zu können. Jetzt, wo der Herbst in seine letzte Phase getreten war, sah die Natur tot aus.
Suko bekam Kaffee, zwei Croissants, etwas Butter, Milch und Konfitüre. Satt konnte man davon nicht werden, aber Suko verspürte auch keinen Hunger. Er aß mechanisch, während sich seine Gedanken immer wieder um die Templer drehten, und er hoffte, dass noch nichts passiert war.
Sir James hatte die schwarze Flut mit einem Nebel verglichen. Dieses Gebilde hatte sich in England aufgehalten, in einer Sumpfgegend im Südwesten, nicht weit von Dartmoor entfernt. Die Masse würde also
Weitere Kostenlose Bücher