0782 - Die Bucht der blauen Geier
habe bereits veranlaßt, daß dem Feinsprecher Ruurdoc eine Rüge erteilt wird, weil es den Gleiter nicht genau in der Mitte zwischen unseren Empfangskuppeln landete."
„Jetzt reicht es mir aber!" empörte sich Sagullia Et.
„Hochverehrte Regelverkehrer, ich schlage vor, daß ihr eure Nettigkeiten woanders austauscht oder euch mal richtig prügelt."
Beide Feyerdaler stießen halberstickte Schreie aus, dann eilten sie nach verschiedenen Richtungen davon.
„Unter der Maske ihrer feinsprachlichen Höflichkeiten gärt es", erklärte Cesynthra. „Ich würde mich nicht wundern, wenn sie eines Tages durchdrehten und Amok liefen."
Ich nickte und erwiderte: „Zweifellos entspricht die Feinsprecherei und das damit verbundene rituelle Gehabe nicht der feyerdalischen Mentalität.
Das haben wir am Hommersolth und Kordahl gesehen.
Sie sind zweifellos hochintelligente, selbstbewußte Wesen und kluge Taktiker dazu. Meiner Meinung, nach repräsentieren sie die unverfälschten Vertreter ihrer Art, während die sogenannten Feinsprecher ihre eigene Natur vergewaltigen."
„Wir werden hier noch unser blaues Wunder erleben", sagte Garo. „Aber was tun wir jetzt?"
„Wir sorgen zuerst dafür, daß unsere Kombinationen gereinigt werden", erklärte ich. „Danach nehmen wir Kontakt zu den Schülern der Regelbewahrer auf und versuchen herauszubekommen, wo die Bucht der blauen Geier liegt."
„Sie wollen dorthin?" fragte Amja Luciano.
„Wir müssen herausbekommen, was DAS WORT vorbereitet", antwortete ich grimmig, „Ich fürchte, es hat einen Anschlag auf die Kontaktzentrale vor. Wenn wir Beweise dafür bekommen, können wir zur Kontaktzentrale gehen und unsere Warnung vorbringen."
„Wenn wir Beweise bekommen", meinte Sagullia. „Das ist uns schon einmal mißglückt - und es hatte fatale Folgen für uns."
Ich zuckte die Schultern.
„Mir war auch klar, daß unsere Lage nicht gerade hoffnungsvoll genannt werden konnte. Aber wir mußten wenigstens versuchen, die Pläne VERNOCs zu durchkreuzen, denn nur dann erhielten wir die Chance, Kontakt mit der Kaiserin von Therm aufzunehmen, die wahrscheinlich wußte, wo wir die Erde finden konnten.
4.
Sagullia Et streckte den Arm aus und deutete in die Nähe eines sogenannten Lernlabyrinths.
„Sehen Sie die Feyerdalerin, Perry!" flüsterte er. „Sie ist ganz allein. Das ist die Gelegenheit, etwas mehr über die Verhältnisse im Berührungskreis zu erfahren."
Ich nickte.
Die Feyerdalerin war gut zu erkennen. Es handelte sich um eine ziemlich korpulente Frau mit vollem Gesicht. Für die Verhältnisse auf dem Kontinent Yuurmischkohn war sie noch verhältnismäßig jung. Die anderen Frauen und Männer waren ausnahmslos älter, jedenfalls diejenigen, die wir bisher gesehen hatten.
Kein Wunder, denn man mußte schon ein besonders guter Feinsprecher sein, um Schüler der Regelerschaffer und Unfehlbarkeiten werden zu können.
„Sie will offenbar ins Labyrinth gehen", erwiderte ich. „Soviel wir beobachten konnten, kommt man dort nur durch, wenn man ganz bestimmte superfeinsprachliche Verhaltensweisen praktiziert.
Wir würden also hoffnungslos steckenbleiben."
„Wir müssen sie eben vor dem Labyrinth abfangen", sagte Sagullin unternehmungslustig. „Kommen Sie!"
Er verließ die Deckung, die uns eine Säule geboten hatte.
Ich versprach mir nicht allzu viel von dem Unternehmen.
Dennoch folgte ich ihm, eingedenk der psychotaktischen Regeln, die Initiativen von Nachwuchsleuten möglichst nicht zu bremsen.
Obwohl wir uns beeilten, kamen wir nicht mehr rechtzeitig.
Die Feyerdalerin hatte das Labyrinth bereits betreten. Aber sie war erst wenige Schritte eingedrungen.
Sagullia stellte sich an den Eingang und pfiff eine flotte Melodie.
Mir sträubten sich beinahe die Haare angesichts dieser Methode, aber vielleicht war ich einfach schon zu alt, um die Psyche junger Menschen noch richtig zu verstehen.
Als die Feyerdalerin sich umdrehte, vollführte Sagullia eine Verrenkung, die 'nach einer Mischung von Kratzfuß und Kniebeuge aussah.
„Für Ihre Freundlichkeit, mir zuzuhören, werde ich ewig dankbar sein", sagte Sagullia schmelzend. „Ich bin Sagullia und mein Begleiter heißt Perry."
Die Feyerdalerin drehte sich langsam um. In ihrem Gesicht arbeitete es. Ihre Augen glitzerten so höllisch, daß ich mich abwenden mußte. Offenkundig war sie über die Unterbrechung ihrer Aufgabe empört.
Schon fürchtete ich, daß sie uns einfach ignorieren würde, da sagte sie - und
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