0782 - Knochenbrut der alten Templer
Der Schwung reichte aus, um ihn durch den Raum zurück bis zur Tür zu schleudern, gegen deren Pfosten er mit dem Rücken krachte.
Dabei ging er leicht in die Knie, aber er dachte nicht daran, aufzugeben, denn mit einer blitzschnellen Drehung hatte er sich um den Türpfosten gewunden und den Raum verlassen.
Der dunkle Flur schluckte ihn.
Ich hatte mich wieder gefangen und schüttelte mich, als könnte ich den Schock des ersten Angriffs so vertreiben. Das war gerade noch einmal gut gegangen, aber ich hatte erreicht, was ich wollte. Der Killer war zu mir gekommen, und ich war in diesem Templerhaus so etwas wie ein Lockvogel gewesen.
Nur musste ich ihn noch außer Gefecht setzen. Das würde schwer genug werden.
Ich hatte vor, ihn zu entwaffnen, denn auf keinen Fall wollte ich ihn töten. Dieser Mann wusste meiner Ansicht mehr über die Geschehnisse hier, er war ein Zeuge.
Sein erster Angriff hatte nicht geklappt, ich war zu schnell gewesen. Beim zweiten mal würde er vorsichtiger sein. Ich hatte natürlich keine Lust, in eine Falle zu laufen und dachte blitzschnell über einen Plan nach. Manchmal zwingt die Situation einen Menschen, kreativ zu werden. So erging es mir auch.
Ich lief leise auf die noch immer offen stehende Tür zu und schloss sie. Sollte der Templer denken, was er wollte, ich hatte meine eigenen Pläne und hoffte, dass der andere mir keinen Strich durch die Rechnung machte.
Deshalb musste ich schnell sein und öffnete Sekunden später eines der beiden Fenster. Vor dem einen stand der Sessel, der Weg war mir versperrt, beim zweiten hatte ich genügend Platz und hielt mein Gesicht gegen die kalte Nachtluft.
Bevor ich nach draußen kletterte, schaute ich zurück. An der Tür bewegte sich nichts. Der Templer schien sich auf einen Nervenkrieg einzurichten, Zeit genug hatte er ja.
Ich zerrte das leicht am unteren Rahmen klemmende Fenster so weit auf, dass ich bequem hinausklettern konnte. Die Distanz bis zum Boden war kaum der Rede wert. Allerdings sprang ich nicht, sondern kletterte möglichst geräuschlos hinaus.
Wenn der Templer schlau war, musste er eigentlich damit rechnen, dass ich irgendwelche Tricks anwenden würde, bisher jedoch hatte sich bei ihm nichts getan. Er hielt sich vornehm zurück, was für mich natürlich umso besser war.
Die Haustür war nicht weit entfernt. Auch vor ihr waberte die Dunkelheit, die mir einen absoluten Schutz gab. Ich hielt mich eng an der Hauswand, ohne sie allerdings zu berühren, weil ich unnötige Geräusche vermeiden wollte.
Die Tür tauchte vor mir auf. Ich ging noch einen Schritt vor und drehte mich dann um.
Zum Greifen nahe lag die Klinke vor mir.
Ich faste sie an. Einen Moment zögerte ich noch. Sie bestand aus Metall, das sich im Laufe der Nacht abgekühlt hatte, und ich hatte den Eindruck, einen Eisklumpen zu umfassen. Behutsam drückte ich die Klinke nach unten und schob dann langsam die Tür auf.
Das war genau der Gefahrenmoment. Wenn sich der Templer auf die Haustür konzentriert hatte und den grauen Spalt sah, der sich nicht vermeiden ließ, dann wusste er, wo ich mich befand. Ich erwartete sogar den hellen Blitz des Messers aus der Finsternis, aber es geschah nichts. Ich blieb allein und begab mich ohne Schwierigkeiten über die Schwelle.
Ich schloss die Tür wieder. Sehr sachte war sie zugefallen. Dann atmete ich durch.
Wo stand er? Ich drehte mich nach rechts. Die Treppe war nur mehr zu ahnen, ebenso wie die anderen Türen.
Dass sich der Templer noch im Haus aufhielt, stand für mich fest.
Leider kannte er es besser als ich, ich musste mit allen möglichen Fallen rechnen.
Leicht geduckt ging ich vor. Auf meinem Rücken spürte ich ein kühles Kribbeln. Der Magen war etwas zusammengedrückt, ich hatte auch feuchte Hände bekommen. Mein Herz klopfte stärker, und das Kribbeln unter der Kopfhaut war ebenfalls vorhanden.
Derartige Momente kannte ich. Sie traten immer dann auf, wenn eine Entscheidung dicht bevorstand.
Der nächste Schritt…
Etwas hakte sich an meinem rechten Fuß fest.
Gefahr! Ich schaute nach unten – und spürte im selben Augenblick den Ruck.
Ein Band, ein Draht, das dachte ich noch, da aber befand ich mich schon auf dem Weg nach unten. Den heftigen Ruck hatte ich nicht mehr ausgleichen können, ich kippte nach vorn, und plötzlich war die verfluchte Wand dicht vor mir.
Um nicht mit der Stirn dagegen zu prallen, streckte ich die Arme vor und stemmte mich ab.
Zugleich hörte ich das harte Kichern hinter mir, da
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