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0783 - Der Tunnel

0783 - Der Tunnel

Titel: 0783 - Der Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Augen. Gefressen, dachte er. Verdammt noch mal, das hat er mir auch gemeldet, doch Braddock konnte es nicht nachvollziehen, er hatte sich ebenfalls in der Höhle umgeschaut und nichts Verdächtiges gesehen. Das erklärte er seinem Freund und Kollegen auch, doch der schüttelte den Kopf.
    »Sie war da, Jake.«
    »Gut, ich glaube. Du hast sie also gesehen. Ich möchte wissen, was dann geschah. Du bist wahrscheinlich auch in die Höhle hineingegangen, nicht wahr?«
    »In die Dunkelheit!«, korrigierte Ed flüsternd. Seine verbundenen Hände bewegten sich zuckend. Die Erinnerung überkam ihn wieder wie ein dunkler Strom. »Sie hat mich gelockt, es waren Stimmen in ihr. Ich hatte Angst, ich wollte zurück, aber ich konnte nicht mehr. Kannst du das begreifen?«
    »Nein.«
    »Sie war in meinem Kopf«, fuhr er flüsternd fort. »Das Dunkel und die Stimmen hatten sich dort festgesetzt. Sie haben mich übernommen. Ich konnte ihnen nicht entkommen, sie waren einfach zu stark. So ging ich weiter hinein.«
    »Blieb es dunkel?«
    »Ja.«
    »Kannst du deine Gefühle beschreiben, Ed?«
    »Nein, ich hatte keine. Ich hatte nicht mal Angst«, gab er zu, »denn ich fühlte mich wie neutralisiert. Es war komisch, wirklich, aber ich ging und setzte dabei völlig normal einen Fuß vor den anderen. Um mich herum war Leben…«
    »Keine Finsternis?«, fragte Braddock skeptisch.
    »Auch, aber sie lebte. Ich hörte sogar Stimmen. Sie sprachen etwas, das ich zunächst nicht verstand, aber später wurde mir der Begriff klar. Es war immer nur ein Wort.«
    »Wie hieß es?«
    »Avalon…«
    ***
    Lisa und ihr Mann schwiegen. Jake hob schließlich die Schultern, er konnte mit dem Begriff nichts anfangen, im Gegensatz zu seiner Frau, die in ihrem Leben viel gelesen hatte und auch noch las. Sie setzte sich steif hin, und in ihre Augen trat ein ungewöhnlicher Glanz. Sie schob die Brille höher und fragte: »Wirklich Avalon? Das Reich der Nebel. Die Insel im Meer, auf der König Artus sein Grab gefunden haben soll? Ist es das Avalon gewesen?«
    »Ich hörte immer nur das eine Wort.«
    Lisa spürte, wie ein inneres Fieber in ihr entfacht worden war.
    »Wenn du das Wort gehört hast, Ed, wenn man es dir immer wieder sagte, hast du dann auch etwas gesehen?«
    »Weiß nicht…«
    »Bitte, denk doch nach.«
    Jake mischte sich ein. Er schüttelte den Kopf. »Lisa, was redest du denn da? Dieses Avalon, das ist doch… das gibt es nicht. Das ist eine Sage, eine Legende, ein Märchen.«
    Fast hätte Lisa ihren Mann ausgelacht. So aber sagte sie nur. »Hast du eine Ahnung.« Sie meinte damit Ed.
    »Es war so dunkel.«
    »Blieb es auch finster?« Lisa zeigte sich gespannt. Sie war in die Rolle des Fragers geschlüpft. Sie fühlte sich auch berechtigt, denn ihr Mann hatte über Avalon nichts gelesen. Er gehörte zu den Realisten, er war durch und durch Techniker. Für ihn existierte nur etwas, das sich auch mathematisch beweisen ließ. Nicht für Lisa. Die ehemalige Krankenschwester hatte in den langen Nächten des Wachtdienstes auch viel Zeit zum Lesen gehabt. Und sie war zu einer regelrechten Leseratte geworden. Sehr viele Romane hatte sie gelesen, aber auch Sachbücher und populärwissenschaftliche Schinken.
    Ed Halloran nickte schwerfällig.
    »Und trotzdem bist du verletzt…«
    Eine simple Feststellung nur, doch Lisa hatte mit dieser Bemerkung etwas im Innern ihres Besuchers aufgewühlt, das einfach an die Oberfläche musste. Da war ein bestimmter Punkt getroffen worden, und bei ihm kehrte schlagartig die Erinnerung zurück. Zuerst stöhnte er auf, dann fing er an zu schluchzen. Er schüttelte den Kopf, leise Stöhnlaute drangen über seine Lippen. Er hob die verbundenen Hände vor sein Gesicht, um sich gegen irgend etwas zu schützen. Als er sprach, war eine Weile vergangen, und die beiden Braddocks hatten Mühe, ihn überhaupt zu verstehen. »Es… es war das Skelett …«
    Die Braddocks blickten sich an. Diesmal kam auch Lisa nicht so recht mit. »Wie bitte?«, fragte sie.
    Halloran bewegte sich unruhig. Er schaute in die verschiedenen Richtungen des mit wuchigen Möbeln ausstaffierten Wohnzimmers.
    Er blickte auch gegen die Decke, die durch einige Holzbalken gedrittelt wurde. »Ein Skelett, glaube ich…«
    »Das glaubst du nur?«
    »Ja.«
    »Warum bist du dir nicht sicher?«
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte Ed. »Es sah so aus wie ein Skelett. Aber es war so bleich. Wie Knochen, denke ich… es hatte Augen.«
    Er nickte. »Ja, Augen.«
    »Skelette

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