0785 - Angriff der Wölfischen
Respekt eingeflößt hätte. Lässig hatte er die Füße auf den Schreibtisch gelegt, während er Zamorra und O’Neill über die Fakten informierte.
»Wie kommen Sie darauf?«, fragte Zamorra, der das Verhalten des Sheriffs reichlich selbstgefällig fand.
»Werwölfe, ich bitte Sie, Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie an diese Ammenmärchen glauben, oder?«
Zamorra unterdrückte den Impuls, den Ordnungshüter darüber aufzuklären, dass sie es hier keineswegs mit Werwölfen zu tun hatten. Er hatte nicht den Eindruck, dass Bumbleford an den Feinheiten der Parapsychologie interessiert war.
»Es geht gar nicht darum, was ich persönlich glaube«, sagte er stattdessen vorsichtig. »Aber immerhin haben wir hier die Aussagen von neun unbescholtenen Bürgern, die alle dasselbe gesehen haben. Schwer vorstellbar, dass die sich alle abgesprochen haben.«
»Ich sage ja gar nicht, dass die uns anlügen oder einen Streich spielen wollen«, brummte Bumbleford genervt. Offenbar war es unter seiner Würde, ernsthaft über Menschen mit Wolfsköpfen zu diskutieren. »Aber offenbar hat jemand ihnen einen Streich gespielt. Die meisten, die sich bei mir gemeldet haben, sind Jäger oder Waldarbeiter. Einfache, aufrichtige Leute. Die würden auch glauben, dass ihnen Jesus Christus persönlich erschienen ist, wenn sich jemand aus Jux ‘ne Dornenkrone aufsetzt«
»Hat sich in der letzten Zeit sonst noch irgendetwas Auffälliges in der Gegend ereignet, Sheriff?«, fragte Zamorra weiter. »Es muss auf den ersten Blick gar nichts mit den Sichtungen zu tun haben. Es könnten auch seltsame Personen sein, die sich hier niedergelassen haben, oder ungewöhnliche Naturphänomene.«
»Ungewöhnliche Phänomene?«, fragte Bumbleford nachdenklich. »Nein, nichts - bis auf die Ufo-Landung letzte Woche, und der Dinosaurier, den wir im alten Steinbruch gefunden haben, hat auch ein bisschen für Aufregung gesorgt. Aber so etwas passiert hier ja schließlich alle Tage.«
Zamorra seufzte. Hier kamen sie nicht weiter. Offenbar war Sheriff Bumbleford nicht bereit, sich eine Sekunde länger ernsthaft mit dem Thema auseinander zu setzen.
Sie mussten selbst mit den Zeugen sprechen.
***
»Sheriff Bumbleford ist ein Idiot.« Der alte Mann spie den Satz fast aus, und seine grauen Augen funkelten wütend. »Der erkennt einen Werwolf noch nicht mal, wenn er ihm vor die Haustür kackt!«
Zamorra grinste. Alle Zeugen, die sie bisher befragt hatten, hatten übereinstimmend dasselbe über den schnurrbärtigen Ordnungshüter gesagt, aber keiner hatte es in so farbige Worte gepackt wie Mike Neary. Der alte Mann war schon weit über siebzig und stand immer noch hinter der Theke seines kleinen Jagdausrüstungs- und Waffenladens, den er gemeinsam mit seinem Sohn betrieb.
»Und sagen Sie Bumbleford eins: Wenn irgend so ein Drecksack vor mir mit ‘ner beschissenen Maske auf und ab hüpft, dann erkenne ich das. Ich war mein Lebtag ein guter Christenmensch, gehe jeden Sonntag in die Kirche und war nie besonders abergläubisch. Ich lese noch nicht einmal das Horoskop oder so’n Weiberkram, aber der Kerl war so echt wie Sie und ich.«
»Die Technik ist heute ziemlich weit fortgeschritten«, gab O’Neill zu bedenken. »Denken Sie an all die Hollywoodfilme. Wenn man die sieht, könnte man auch glauben, dass die Welt von Monstern und Außerirdischen bevölkert wird.«
Und hätte damit gar nicht so Unrecht, dachte Zamorra, behielt seinen Kommentar aber lieber für sich.
»Das hier ist aber nicht Hollywood, Detective, das hier sind nur die gottverdammten San Bernardino Mountains. Warum zum Teufel sollte sich so ein Effektheini aus L.A. hierher verirren, um hier im Wald harmlose Pilzsammler zu erschrecken?«
»Aber theoretisch könnte es sein?«, fragte Zamorra.
»Nein, könnte es nicht! Ich habe seine Augen gesehen. Sie glühten wie die Kohlen, mit denen das Höllenfeuer beheizt wird, und dieses Wesen hat mich damit direkt angesehen. Das Vieh war echt!«
»Es hat Sie angesehen?«, echote Zamorra ungläubig. »Und dann ist es einfach so verschwunden, ohne Sie anzugreifen?«
»Vielleicht hatte der Drecksack Angst vor mir?«, schlug Neary etwas verunsichert vor.
Das konnte sich Zamorra beim besten Willen nicht vorstellen. Aber er erwiderte nichts, sondern gab O’Neill einen Wink, ihm in den menschenleeren hinteren Teil des Ladens zu folgen. »Entschuldigen Sie uns für einen Moment, Mister Neary.«
»Sicher, wenn Sie Geheimnisse vor mir haben«, brummte
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