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079 - Die Dämonenstadt

079 - Die Dämonenstadt

Titel: 079 - Die Dämonenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Elliot
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Will Douglas. Ich habe den Indio gesehen, wie er auf meinen ’Freund Sammy eingestochen hat...«
    »Hören Sie, Ladys und Gentlemen«, erhob der Bullige wieder seine Stimme. »Unser armer Freund kann es immer noch nicht fassen. Kaum, daß er einen Ton herausbringt. Was verdient eine dreckige Rothaut, die einen der unseren umbringt?«
    »Den Tod«, sagten einige.
    Vereinzelt noch und leise.
    Doch dann wurden die Stimmen lauter und häufiger. Wie ein Wellenkamm, der sich noch weit draußen im Meer entwickelt, an den Strand rollend immer größer wird und sich dann donnernd entlädt.
    Dann schrien sie alle. Aus hundert Kehlen forderten sie den Tod.
    »Hängt ihn auf!«
    »Gebt ihn den Hunden zum Fressen!
    »Zerstückelt ihn, wie er’s ’ mit Sammy gemacht hat!«
    Der Mob setzte sich in Bewegung. Eine Mauer aus Menschenleibern.
    Eine Mauer, der Haß und Mordlust vorausglühten.
    Kwanee hatte keine Grimassen mehr, die sonst die Männer belustigten, die jetzt seinen Tod forderten.
    Sein einfältiges Grinsen war erstarrt. Er spürte plötzlich, daß das kein Spaß mehr war, den sie sich heute mit ihm erlauben würden.
    Er würde keinen Brandy bekommen.
    Die Angst trat in dieses zerstörte, ausgemergelte Gesicht. Schlamm und getrocknetes Blut bröckelte von seiner hageren, Brust.
    Kwanee schrie dann seine Todesangst hinaus, beteuerte mit seinen dürren Worten seine Unschuld.
    Doch niemand verstand ihn.
    An dem Seil, an dem er hing, wurde gerissen. Kwanee stolperte, konnte sich noch fangen.
    Wieder ein Ruck. Kwanee fiel. In seinem offenen, schreienden Mund war Schlamm.
    Der Schlamm der Main-Street...
    Zweiundzwanzig Jahre später hatte ein anderer an derselben Stelle bitteren Sand geschmeckt...
    »Ich habe sein Pferd gefunden«, sagte jemand in der Nähe.
    »Bringe es her«, sagte ein anderer. »Wir setzen ihn drauf.«
    Gegen den von Blitzen zerrissenen Himmel hob sich der kahle Ast eines Baumes.
    Der Baum bei der Schmiede.
    Der Galgenbaum ...
    Kwanee wurde gepackt, in einen Kreis aus gaffenden Zuschauern gezerrt, deren Gesichter in Erwartung des tödlichen Schauspiels hektisch gerötet waren.
    »Komm her, Will Douglas«, rief der Wortführer. »Es ist nur gerecht, daß du den Henker machst. Du hast das erste Recht auf die Rache.«
    Will Douglas hatte plötzlich einen Strick in der Hand. Er wurde vorwärts gedrängt, ebenfalls in die Mitte des Kreises, der den Galgenbaum umschloß.
    »Los, los!« kam es fordernd aus der Meute. »Leg die Schlinge um den Ast.«
    Will Douglas mußte dreimal werfen, bis die Schlinge auf der anderen Seite herunterbaumelte.
    Jemand trieb ein schwarzes Pferd unter den Baum. Einen klapprigen Bronco, der wie jeder wußte, dem Indio gehörte.
    Kwanee wurde auf den Rücken gehoben. Die Beinfesselung war zerschnitten worden.
    Die Schlinge legte sich um seinen Hals. Die Schneide eines Messers fuhr in seine blauschwarzen, klebrigen Haare.
    Kwanee schrie nicht mehr. Er konnte nicht mehr schreien. Der Hanf saß ihm an der Kehle.
    Das Haarbüschel fiel in den Schlamm, wurde von dem Rappen hineingetreten.
    »Halt gut fest!« befahl der Bullige. »Es ist soweit, Douglas!«
    Der Mann trat ein paar Yards zurück.
    Bis an den Rand des Kreises.
    Dort zeig er seinen Colt.
    Legte an.
    Der Bullige nahm den Pferdekopf ins Visier.
    Das große Auge, das ihn anstarrte.
    Der Bullige zog durch.
    Der Kopf des Pferdes fuhr wiehernd hoch. Ein Blutstrahl schoß ihm aus dem Mund. Die Flanken bebten, die Läufe zitterten.
    Dann fiel der Kopf herab, die Vorderbeine knickten ein.
    Kwanee stieß einen gurgelnden Laut aus. Die Augen traten ihm aus den Höhlen.
    Das Pferd kippte zur Seite weg.
    Noch einmal zuckten die Beine, streckten sich. Ein letzter Ruck ging durch den Pferdeleib.
    Kwanee baumelte.
    Nur allmählich wurden seine Bewegungen schwächer, erlahmten die Reflexe, während Will Douglas gegen den Stamm gestemmt das Seil festhielt.
    Er hätte loslassen sollen, sich umdrehen und davonlaufen.
    Do.ch er wartete, bis auch der letzte Lebensfunke aus dem Körper des Indios gewichen war.
    Bis Kwanee still hing.
    Nur leise schwingend im Sturm.
    Ein Aufatmen ging durch die Menge. Doch es wurde nicht mehr laut. Manche senkten betreten den Kopf. Manche schämten sich.
    Zu spät.
    Zu spät auch für Will Douglas.
    Er sank auf die Knie.
    Neben ihm plumpste der Körper des toten Indios in den Schlamm.
    Im Hintergrund löste sich eine kaum sichtbare schemenhafte Mädchengestalt langsam in Nichts auf, wurde vom Sturmwind

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