079 - Die Dämonenstadt
verweht...
***
Sally war nicht wieder aufgetaucht, und der alte Douglas hatte sogar die Bundespolizei mobil gemacht.
Die übrigen Viehdiebe konnten gefaßt werden. Der Verdacht, sie hätten Sally entführt, ließ sich nicht halten.
Deshalb stand Will Douglas furchtbare Ängste aus. Doch er war nicht dazu zu bewegen gewesen, selbst mit in die Gespensterstadt zu fahren, um dort nach weiteren Spuren zu suchen.
Auch die Leute vom FBI hatten unverrichteter Dinge wieder abziehen müssen. Sie taten Morgans Aussage, die Fußspuren Sallys hätten mitten auf der Straße aufgehört, als laien-hafte Auslegung auf. Als sie an Ort und Stelle waren, hatte der Wind schon längst wieder an seinen Sanddünen weitergearbeitet, die Goodluck-Town eines Tages ganz verschlingen würden.
Der alte Douglas hatte peinliche Fragen über sich ergehen lassen müssen. Er war schließlich auch damit herausgerückt, worüber er und seine Enkelin am vergangenen Vormittag gestritten hatten, doch keiner der Beamten vermochte einen Grund daraus zu lesen, warum Sally sich von selbst abgesetzt haben könnte. Der Verdacht, daß ein Verbrechen geschehen war, war nicht mehr von der Hand zu weisen.
Jetzt tickerten im ganzen Lande die Fernschreiber, gingen Fotos von Sally an die Zeitungen.
Am darauffolgenden Morgen hatte sich immer noch kein Erpresser bei Will Douglas gemeldet. Der alte Mann hatte das auch nie ernsthaft in Erwägung gezogen. Die Polizei nahm jetzt an, daß der Alte aus Angst um seine Enkelin die Forderung eines Kidnappers unterschlagen hätte. Telefonisch konnte sich der Mann nicht mit ihm in Verbindung gesetzt haben, denn die Leitungen waren überwacht.
Über seinen wirklichen Verdacht schwieg sich Will Douglas beharrlich aus. Obendrein hätte man ihn unter diesen Umständen vielleicht nicht ausgelacht, aber doch zumindest sehr an seinem Verstand gezweifelt.
Einer der Beamten war schließlich auf die Idee verfallen, Sally sei das Opfer eines Sexualverbrechers geworden. Dutzende von einschlägig Vorbestraften wurden verhört, ihre Alibis überprüft.
Bisher war noch nichts dabei herausgekommen.
Bei diesem Stand der Ermittlungen brach Slim Morgan noch einmal in die Geisterstadt auf. Vielleicht, hatten die Polizisten doch irgend etwas übersehen.
Zwar waren sämtliche Häuser auf Lebende und Tote untersucht worden, doch das einzige, was dabei herauskam, war die Gewißheit, daß die Staubschicht auf den morschen Bretterböden schon seit Jahren von keines Menschen Fuß mehr betreten worden war. So hatte man sich es ersparen können, die Stadt nach weiteren Hinweisen zu durchsuchen. Wichtig war ihnen einzig und allein die Person Sallys gewesen.
Slim Morgan glaubte nicht ernsthaft daran, trotzdem noch etwas zu finden. Doch er wollte nichts unversucht lassen, Sally wieder in seine Arme schließen zu können.
Er war noch jung, gerade erst dreißig Jahre alt geworden. Doch er liebte dieses’ quirlige Mädchen, wenngleich sie sich bisher noch nicht oft hatten aussprechen können. Der Alte war dagegen.
Noch nie vorher war ihm aufgefallen, wie sehr er wirklich an Sally hing. Sie hatte erst verschwinden müssen.
Und mit diesem plötzlichen Verschwinden stimmte etwas nicht. Hätte sich Sally wirklich nur eine ihrer Eskapaden leisten wollen, dann war ihr Plan inzwischen sicher anders als geplant ausgegangen.
Slim Morgan ließ seinen Wagen am Ostrand von Goodluck-Town stehen. Nachdem er drei ehemalige Saloons durchgestöbert hatte, gab er es auf, in Kneipen weiterzusuchen. Er hatte zwar einen Kellerraum gefunden, den die Polizei vermutlich nicht entdeckt hatte — die Falltür wies keinerlei Spuren auf — doch der Kellerraum darunter war bis auf ein zusammengebrochenes Holzregal leer.
Das größte Kopfzerbrechen bereitete ihm nach wie vor das unvermittelte Enden von Sallys Spur. Auch wenn die Beamten nicht daran geglaubt hatten — er wußte, daß er seinen Augen trauen konnte- Aber gleichzeitig konnte Sally sich nicht in Luft aufgelöst haben. Das wäre die einzige Erklärung, für das Enden der Spur gewesen. Es kam nicht einmal in Frage, daß sie über eine Strickleiter in einen Helikopter gestiegen war. Die Rotoren hätten im wahrsten Sinne des Wortes zu viel Staub aufgewirbelt, als daß man ein derartiges Manöver nicht bemerkt hätte.
Slim kam zu dem Schluß, daß mit rationalen Schlußfolgerungen hier nichts mehr zu erreichen war. Zumindest nicht im Augenblick. Vielleicht gab es eine technische Lösung, doch wenn es sie gab, kannte
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