Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
079 - Die Dämonenstadt

079 - Die Dämonenstadt

Titel: 079 - Die Dämonenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Elliot
Vom Netzwerk:
geisterten sie durch meine Träume. Ich habe tausendmal gebüßt... Glauben Sie mir...«
    Slim Morgan konnte es nicht verhindern, daß Regungen des Mitleids in ihm hochstiegen.
    Der Rancher war innerhalb weniger Sekunden zu einem menschlichen Wrack geworden.
    Ein Häufchen Elend, das zu treten sich nicht mehr lohnte.
    »Die Tat ist schon längst verjährt«, sagte Slim, nur um irgend etwas zu sagen, das nach einem Trost klang, und mit dem er sich nichts vergab. »Was ist mit Sally? Sie wissen doch etwas!«
    Der zum Greis gewordene Will Douglas vergrub sein Gesicht in den Händen.
    »Ich fürchte, sie ist tot«, sagte der Rancher brüchig. »Genauso wie mein Sohn Terry. Sie haben auch ihn geholt. Und ich bin schuld.«
    »Von wem sprechen Sie, Douglas!«
    Slim rüttelte den Greis an den Schultern.
    »Von ihnen. Sie haben jetzt auch Sally geholt. Das ist ihre Rache ...«
    »Verdammt nochmal, Douglas. Reden Sie endlich ein vernünftiges Wort!«
    »Ich habe noch einen Mann auf meinem Gewissen, Morgan. Diesen Indio und auch Sammy. Ich habe ihr Leben zerstört, sie das meine. Sie haben nur kurz gelitten. Mein Martyrium dauerte fast fünfzig Jahre. Ich bin schlechter dabei weggekommen...«
    Slim Morgan ließ von dem Mann ab. Es gab nur eine Erklärung:
    Will Douglas mußte verrückt geworden sein.
    ***
    Nachdem Morgan ihn verlassen hatte, war Douglas im Sessel sitzengeblieben. Seine Gedanken rasten in einem verrückten Kreis und kamen doch nicht zu einem Ende.
    Sein ganzes Leben rollte vor ihm ab, während er mit hängenden Armen ins Leere starrte.
    »Mister Douglas! Um Himmels willen! Was ist mit Ihnen los?«
    Der Rancher drehte mühsam seinen Kopf. Er hatte gar nicht bemerkt, daß es dunkel geworden war.
    »Mein Gott!« Sarah, die schwarze Haushälterin, schlug die Hände über ihrem Kopf zusammen. »Sie leben noch. Ich hatte schon gedacht, Sie wären tot. Sie haben sich überhaupt nicht mehr bewegt, und da...«
    »Mach Feuer im Kamin, Sarah. Ich möchte nicht mehr gestört werden.«
    »Ich werde sofort nach einem Arzt telefonieren.«
    »Das wirst du schön bleiben lassen«, sagte Douglas unter letzter Aufbietung seiner Willenskraft. »Mir fehlt nichts. Ich bin nur ein wenig müde. Mach jetzt Feuer. Ich friere.«
    Er hatte die Haushälterin aus dem Haus geschickt. Sie schlief nicht hier, sondern drüben im Frauenhaus.
    Will Douglas starrte in die flackernden Flammen, lauschte - dem Knistern der dicken Scheite, roch den Duft des verbrennenden Holzes.
    Funken sprühten.
    Will Douglas saß vornübergebeugt.
    Die Flammen vor ihm entwickelten ein Eigenleben. Noch nie vorher hatte er das Kaminfeuer so intensiv betrachtet. Wie Kobolde tanzten blaue Flämmchen über dem Holz, verbanden sich mit den großen roten, wurden wieder klein und bläulich.
    Jetzt nahmen sie sogar die Form eines Gesichtes an. Nur einen kurzen Augenblick lang.
    Mund, Nase, Augen. Alles war dagewesen.
    Jetzt schon wieder.
    Diesmal dauerte es länger, bis das Gesicht sich wieder auflöste.
    Gespannt wartete Will Douglas, ob es noch ein drittes Mal kommen würde.
    Und es kam!
    Urplötzlich füllte es die ganze Kaminöffnung aus.
    Heftig fauchend.
    Douglas sah das Gesicht ganz deutlich. Die rote Haut, die lange Zunge aus blauen Flammen, die wie ein Uhrpendel hin und her sprang. Die Schwärze des abgeschnittenen Haares, die leeren Augen.
    Dann sprang der Feuerball aus der Kaminöffnung, wurde größer, Gliedmaßen formten sich.
    Die Gestalt aus Feuer teilte sich.
    Douglas war gegen die Lehne seines Sessels zurückgesunken. Eine unsichtbare Kraft preßte ihn gegen das Polster, lastete schwer auf seiner Brust, ließ ihn knapper atmen.
    Wehrlos mußte der Rancher verfolgen, wie die Spukgestalten seiner Träume im Zimmer materialisierten.
    Kwanee, der Navajo, die blutende Masse Sammy Bronstons und das schwarze Pferd, aus dessen offenen Nüstern heißer, stickiger Dampf blies.
    »Nein!« schrie der Rancher in das leere Haus.
    Um die Lippen des Navajos spielte ein satanisches Grinsen.
    Wie in seinen schrecklichen Träumen.
    Doch diesmal war die Erscheinung echter und intensiver.
    Will Douglas spürte mit allen Fasern seines Körpers und mit seiner Seele, daß er nicht mehr allein in diesem Zimmer war, daß die Vergangenheit ihn endgültig eingeholt hatte.
    Die eisige Kälte, die urplötzlich die Wärme des Feuers ablöste, traf ihn wie ein Schock.
    Ein übernatürlich lautes Lachen tat seinen Ohren weh.
    »Wir sind gekommen, Douglas«, kam es krächzend aus diesem

Weitere Kostenlose Bücher