079 - Die Geisterspinne
und begann zu rennen.
Die anderen folgten ihm, teils langsamer, teilweise schneller.
Bruno Scemo drehte sich um und beobachtete die Umgebung, aber er sah nur Asche, Rauch und natürlich den Nebel, der sich inzwischen in eine stickige, heiße Wolke verwandelt hatte.
Das Totenkopfäffchen kreischte ununterbrochen.
Aus dem Rauch tauchten einige Krieger auf. Dorian und Jeff, die an der Spitze der Eindringlinge rannten und stolperten, trauten ihren Augen nicht. Sie erkannten einige Landsknechte, die riesenhafte Zweihandschwerter und Morgensterne schwangen.
Das Entnervende an diesem Kampf war, daß die Verteidiger weder sprachen noch brüllten. Alles geschah völlig lautlos; nur die Geräusche der Eindringlinge waren zu hören.
Eine Flammenwand schlug den fünf oder sechs kämpfenden Dämonen entgegen. Die beiden Landsknechte verbrannten und lösten sich zu fetten, schwarzem Qualm und wirbelnder weißer Asche auf. Dann hämmerte wieder Brancas Maschinenpistole los und zersiebte zwei preußische Grenadiere mit ihren hohen, weißen Mützen.
„Laßt euch nicht täuschen! Sie sind alle sterblich!" schrie Coco Zamis und lief an Dorian vorbei.
Ihre Schultern streiften die Pflanzen auf der linken Seite des angedeuteten Pfades. Die Gummistiefel wirbelten die Asche der vernichteten Krieger auf. Der Affe kreischte unablässig. Auch das malträtierte die Nerven der Gruppe. Eine Reiterpistole krachte. Die Kugel traf den Rand von Scemos Helm und heulte als Querschläger senkrecht in die Luft.
Bruno wurde rasend. Er sah vor sich undeutliche, aber bedrohliche Bewegungen. Noch „lebten" einige der Krieger. Er stieß mit einer schnellen Bewegung seiner Schulter Eve zur Seite, hörte sie aufkreischen und sich selbst Schreie ausstoßen. Dann erreichte er den Platz, an dem ein japanischer Samurai gerade seinen Bambusbogen wegwarf und das lange, gekrümmte Schwert aus der Scheide riß. Mit einem schrillen Aufschrei sprang Bruno auf den schwarzhaarigen Mann zu, dessen Lächeln in seinem Gesicht festgefroren schien. Das Schwert zischte knapp vor seinem Magen wie ein blitzender Schatten durch die Luft. Er taumelte noch immer von dem harten Schlag, der seinen Schutzhelm getroffen hatte. Aber dann sah er in die schwarzen seelenlosen Augen des zum zweiten Mal geborenen Kriegers. Seine Hand, die das Rohr des Flammenwerfers hielt, verkrampfte sich. Ein Finger drückte auf den Auslöser. Fauchend preßte die Druckluft die Flüssigkeit in die Düse. Ein Flammenbündel verwandelte die Pflanzen und den Samurai in ein grelles Bild, das in den Augen schmerzte.
„Ich bringe dich um!" schrie Bruno und rannte direkt in das Feuer und den Qualm hinein. Sein Stiefel traf etwas hinter der Rauchwand und warf es um. Er lief weiter, automatisch, bis er plötzlich merkte, daß er allein war.
Schwer atmend drehte er sich um und erkannte, daß sie sich den Weg freigekämpft hatten. Einer nach dem anderen tauchte, rußgeschwärzt und mit verzerrten Gesichtszügen aus dem Rauch auf. Sogar der Affe schwieg und versteckte das runde, zweifarbige Köpfchen in den langen Armen. „Diese Verteidiger hätten jeden anderen umgebracht", sagte Dorian, als er Bruno erreichte.
Sie nickten sich kurz zu. Durst und Hunger hatten sie vergessen. Direkt neben ihnen erhob sich eine Steinfigur. Eine dämonische Fratze grinste sie aus einem Kranz graugelber Blüten an.
„Aber nicht uns. Wie weit sind wir noch entfernt?" fragte Bruno.
Dorian hob die Schultern. „Keine Ahnung. Aber wenn sich die Angriffe häufen, sind wir auf dem richtigen Weg, Scemo", erwiderte der Dämonenkiller.
„Sehr tröstlich. Du rechnest mit noch mehr?"
Bruno deutete auf die Rauchwolke, die sich träge in die Höhe zog.
„Ja. Mit noch mehr. Wir sind jetzt noch keine zwei Stunden auf der Insel."
Nacheinander kamen sie wieder auf den Pfad - Coco, Parker, Branca und schließlich auch Eve, die den Eindruck machte, als hätte sie das alles nur geträumt. Sie war entweder noch immer betrunken oder litt besonders unter diesem Kampf, denn sie schwankte haltlos hin und her.
Sie sahen alle, wie Dorian auf Eve Foots zuging und leise, aber eindringlich mit ihr sprach. Keiner verstand die Worte, aber als er sie dann an der Hand nahm und zu der erschöpften Gruppe zurückbrachte, hatte sich ihr Gesichtsausdruck geändert.
Hunter deutete auf den glänzenden silbernen Faden und erklärte laut: „Wir können uns ziemlich stark darauf verlassen, daß diese Spur uns zum Ziel führt. Wir sollten, solange wir
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