079 - Die Geisterspinne
herum und waren auch auf der Wurst. Sie hatten Löcher in die Eier gebohrt und verwandelten das Innere des Kühlschrankes in eine einzige wimmelnde Masse. Sie waren ganz weiß, krochen auf den Konservendosen herum, Büchsen aus Blech und den Plastikpackungen.
„Würmer! Nein - das ist... " flüsterte er aufstöhnend.
Zufällig fiel sein Blick auf das Glas in seiner Hand. Ein Dutzend kleiner, weißer Würmer kroch über die Reste des klebrigen Orangensaftes.
„Überall sind sie. Woher kommen die Würmer? Diese verfluchte Insel!" stöhnte Russo auf und ließ das Glas fallen.
Mit einem Klirren, das sich in der Stille wie eine Detonation anhörte, zersprang das Glas auf dem Boden. Die weißen Würmer krochen, sich lautlos windend, nach allen Seiten. Und jetzt kamen sie auch aus dem Kühlschrank.
„Ich werde verrückt!" heulte Russo auf.
An Deck verharrten die Schritte einen Moment. Die Nachtwache war durch seinen Schrei alarmiert worden. Andrea begann auf den nächsten Niedergang zuzurennen. Russo hörte seinen keuchenden Atem. Er fühlte ein Kribbeln auf der Zunge. Irgend etwas bewegte sich in seinem Mund. Er spuckte aus. Würmer waren auch in ihm.
„Hilfe! Andrea!" keuchte er und rannte aus dem Raum.
Überall auf der Jacht wurden Stimmen laut und schlugen Türen. Während er in die Richtung des Heckniederganges rannte und mit der Schulter die Tür auframmte, fühlte er, wie sich das Innere seines Körpers in eine brodelnde und krabbelnde Masse zu verwandeln begann. Vor Angst wurde er halb wahnsinnig. Er stieß mit Andrea zusammen, der die Stufen mehr heruntergesprungen als gegangen war.
„Mann, was schreist du hier so herum? Bist du verrückt?" begann Andrea.
Er schaltete das Licht an und sah in das Gesicht Russos.
Russo öffnete den Mund, um seine Antwort herauszuschreien. Andrea sah, wie lange, dicke Würmer zwischen seinen Lippen und Zähnen hervorkrochen.
Russo klammerte sich an den Steuermann.
„Hilf mir!" gurgelte er undeutlich. Vorsichtig versuchte Andrea, ebenfalls vor Schreck erstarrt, ihn zur Seite zu schieben. Ekel und Grauen schüttelten ihn. Die Würmer krochen jetzt aus den Ohren des Stewards. Mit einem gellenden Schrei warf sich Russo vorwärts, klammerte sich an das Geländer und rannte an Deck. Sein Weg wurde von den Würmern gekennzeichnet, die sich blitzartig vermehrten und durch den Körper gruben.
Russo schrie wie ein Rasender. Andrea senkte den Lauf der Mündung und rannte ihm nach. Unterwegs schaltete er die Systembeleuchtung der Jacht ein. Schlagartig erhellten sich sämtliche Räume, und die Außenscheinwerfer der Sacheen gingen an.
Hinter Andrea kam Dorian Hunter den Gang entlanggerannt. Er trug nur eine Badehose und erreichte das Deck fast gleichzeitig mit Andrea.
„Was ist los? Wer schreit hier so laut?"
„Dort! Sieh selbst! Russo. Er ist - er ist voller Würmer."
Russo stand, wild um sich schlagend, im Heck der Jacht. Er schrie laut. Seine Schreie hallten über die nachtschwarze Bucht. Er schien innerlich zu brennen. Dorian, der auf ihn zulief, sah deutlich die sich windenden Raupen und Würmer, die aus allen Teilen des gequälten Körpers hervorkrochen. „Ich brenne Hitze! Helft mir doch!" schrie Russo undeutlich und begann zu taumeln.
Dann blickte er Dorian an. Eine Sekunde später verwandelten sich auch seine Augäpfel in weiße, sich windende und drehende Würmer. Mit einem letzten wahnsinnigen Schrei nahm Russo einen Anlauf, rannte auf die Reling zu und schlug dagegen. Der Oberkörper kippte nach vorn, die nackten Füßen verloren den Halt. Der Körper fiel aufklatschend ins Wasser.
Andrea und Dorian erreichten Russo nicht mehr. Der Tiefstrahler beleuchtete das Wasser, in dem sich Ringe bildeten. Kurze Zeit lang schwebte der Körper, langsam um sich schlagend im Wasser; dann schien das Wasser aufzukochen. Weiße Wirbel verschmolzen miteinander und bildeten einen schäumenden, kochenden Kreis neben der Bordwand.
„Verdammte Teufelsinsel! Die Gebäude Asmodis sind zerfallen", sagte Dorian leise und verbittert, „aber die Gefahren sind geblieben."
„Ausgerechnet Russo. Er hat nichts mit dem Wahnsinn zu tun", murmelte Andrea.
Hinter ihnen erschienen die übrigen Insassen der Jacht. Sie hatten noch nicht begriffen, was passiert war.
Jeff ließ Dixies Schultern los und fragte Dorian: „Was war los?"
Dorian und Andrea berichteten, was sie gesehen hatten. Während sie sprachen, platzten mit blubbernden Geräuschen große Blasen im Wasser.
Nach langem
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