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079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

Titel: 079 - Im Würgegriff des Nachtmahres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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seine Zustimmung.
„Allerdings würde ich es begrüßen, wenn Sie Ihre Anwesenheit im Zimmer auf ganz
kurze Zeit beschränken würden."
    „Selbstverständlich, Doktor. Ich werde zwei oder drei Fragen an
Dr. Monette richten. Dann werde ich gehen."
    Tolbiac erhielt ein kleines Zimmer, dort zündete er sich eine
Zigarre an, eine Schwester brachte ihm einen starken Tee, und der Kommissar
nahm sich noch einmal die sichergestellten Briefe vor.
    Morgens um halb fünf kam Dr. Monette zum erstenmal zu sich.
    Er fragte sofort nach Tolbiac. Die an seinem Bett sitzende Schwester
holte den Kommissar.
    Monette lag mit halbgeschlossenen Augen da.
    Der Psychiater nahm den Kommissar wie hinter einem Nebelschleier
wahr.
    „Wie geht es Ihnen, Doktor?" erkundigte sich Tolbiac.
    „Nicht gut ... Aber das hindert mich nicht daran, mit Ihnen zu
sprechen . . ."
    „Ich halte Sie nicht lange auf, zwei, drei Fragen, und Sie haben
wieder Ruhe vor mir. Das Wichtigste zuerst, Doktor Monette. Als ich Sie auf der
Treppe fand, flüsterten Sie mir zu, daß Sie den Mörder gesehen hätten."
    „Ja, Kommissar — zweimal — einmal unten vor der Tür ... Dann war
er wieder verschwunden.
    Dann oben auf der Treppe. . ."
    Das Sprechen fiel ihm schwer. Schweiß perlte auf seiner Stirn.
Tolbiac tupfte dem Kranken die Stirn ab.
    „Wie hat er ausgesehen? Können Sie ihn beschreiben, Doktor?"
    Monette konnte es. Tolbiac stutzte. Er kramte in den Papieren
herum, die er in Danielle Rousons Wohnung vorgefunden hatte. Er nahm ein Bild
heraus. Das Foto zeigte die Ermordete, und an ihrer Seite stand ein
hochgewachsener, gutaussehender Mann. Das Gesicht war gut zu erkennen.
Scharfgeschnittene männliche Züge, dichtes dunkles Haar, ein schmales,
gepflegtes Lippenbärtchen.
    „Doktor Monette?"
    „Ja, Kommissar?"
    „Können Sie dieses Foto sehen, Doktor?" Tolbiac hielt es ihm
hin.
    Monette öffnete die Augen ein bißchen weiter. Er preßte sie
mehrmals zusammen. Er sah das Bild unscharf.
    „Einen Moment ... " murmelte er müde und schwach. „Das ist
doch ... Das ist doch. . ." Sein Gesichtsausdruck veränderte sich; Monette
fing an zu stieren. „Das ist der Mann, Kommissar! Aber woher..." Er atmete
schwer. Die Anstrengung war zuviel für ihn. Zwei Sekunden hatte er das Bild
völlig klar gesehen.
    „Ich hab's mir beinahe gedacht", murmelte Tolbiac und steckte
das Foto wieder ein.
    „Seien Sie vorsichtig, Kommissar", sagte Monette
unvermittelt. Er sieht aus wie ein Mensch, aber er ist keiner . . . Er ist ein
Nachtmahr ... Wissen Sie, was ein Nachtmahr ist?"
    „Nein, aber ich werde es herausfinden."
    Er wollte gehen. Monette brauchte unbedingt Ruhe. Die letzten fünf
Minuten hatten ihn mehr angestrengt, als er selbst wahrhaben wollte.
    Tolbiac bedankte sich. Er wollte sofort das Alibi von Louis
Blanche überprüfen lassen.
    „Einen Moment noch, Kommissar", verlangte Monette. Er drehte
dem Polizisten den Kopf zu. Matter Glanz schimmerte in seinen Augen. „Ich habe
noch mehr zu sagen ... "
    „Ruhen Sie sich aus, Doktor. Morgen werden wir uns weiter
unterhalten."
    „Es wird kein Morgen geben ... Nicht für mich ... Ich fühle es ...
Ich weiß es ... Mir ist, als zapfe jemand meine Kräfte an, sie schwinden dahin
... Ich werde sterben, Kommissar Tolbiac ... Ich werde den Sonnenaufgang nicht
mehr erleben ... Hören Sie sich lieber an, was ich Ihnen zu sagen habe ...
"
    Tolbiac rief zuerst die Schwester, die den Arzt informierte.
    Was Monette da von sich gab, klang absurd, aber es entsprach der
Wahrheit. Sein Zustand verschlechterte sich von Minute zu Minute. Sein Gesicht
und seine Kräfte verfielen sichtlich.
    Spritzen halfen nicht.
    Monette sprach leise, er wollte das loshaben, was ihn bedrückte.
Er erzählte von seiner Arbeit mit Lucelion, von dem Tagebuch, das er
ungerechtfertigterweise an sich genommen hatte und von den Wegen, die er
gegangen war, um Lucelions Angaben zu überprüfen.
    Monette hatte die Spur eines Geheimnisses aufgenommen, den Zipfel
angehoben— und damit schien sein Schicksal besiegelt zu sein.
    „Etwas stimmt
hier nicht ... Es ist nicht normal, Kommissar...Auch Virginie de Ayudelle - sie
wird sich an Gilbert erinnern. . ."
    Er
fantasierte. Er warf jetzt alles durcheinander. Seine Stimme klang unendlich leise,
als spräche er aus sehr weiter Entfernung.
    Der Chefarzt spritzte Strophantin und kreislaufanregende Mittel.
Umsonst.
    Dr. Pierre Monette starb unter seinen Händen.
     
    ●
     
    Es war noch nicht hell, als Tolbiac blaß und

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