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079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

Titel: 079 - Im Würgegriff des Nachtmahres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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langer Zeit geschehen ist. Germaine — sie hieß
Germaine, Monsieur Brent. Ein schlimmes Schicksal hat sie heimgesucht."
    „Wer ist Germaine? Und warum war sie gerade hier?" fragte
Larry.
    Die Inderin seufzte. „Wer sie ist — kann ich nicht sagen. Noch
nicht. Meine Begegnung mit ihr war zu kurz."
    „Eine Minute lang — waren Sie Germaine", bemerkte Larry.
    „Ja, eine Minute lang. Ich weiß. Ich redete mit ihrer Stimme, ich
dachte und empfand wie sie. Ich war erfüllt von einem unvorstellbaren Haß.
Wieder sah ich das Mädchen vor mir liegen. Sie war sehr schön. Ehe mein Geist
vollends von den Einflüssen der rachsüchtigen Germaine eingenommen wurde, sah
ich die Dinge noch aus anderer Sicht. Dann wußte ich plötzlich nur noch eins:
Du mußt töten. Sie ist schön, zu schön. Sie ist genauso wie die Geliebten, die
Alexandre immer zu sich einlud. Sie war genau wie die Bräute, mit denen er vor
den Augen Germaines seine Liebesnächte verbrachte. Das konnte sie ihm nie
verzeihen. Mehr weiß ich nicht." Sie atmete tief durch, und ihre Brust hob
und senkte sich. Madame Sheherezade warf einen scheuen Blick durch die
geöffnete Zimmertür, hinein in den Raum, wo sie den Anfall durchgemacht hatte.
„Um mehr zu erfahren, müßte ich es noch einmal riskieren, müßte ich das Fluidum
ganz in mich aufnehmen, ganz Germaine werden. . ." Ihre Stimme war so
leise, daß nur Larry Brent sie verstand, der ganz dicht neben ihr stand.
    „Vor allen Dingen ist es wichtig zu wissen, was das Schloß damit
zu tun hat", fügte sie abwesend hinzu, und ihr Blick war in eine
unwirkliche Ferne gerichtet.
    „Was für ein Schloß?" fragte X-RAY-3.
    „Der Bruchteil einer Sekunde lang, als ich Germaine war, wußte
ich, daß ich woanders lebe, woanders hingehöre. Ein Fluch bannte sie an einen
unseligen Ort. Aber der Fluch wurde durch beschwörende Formeln aufgehoben, und
der satanische Geist Germaines wurde frei. Sie gehört nicht mehr in diese Welt,
nicht in diese Zeit — und doch gibt es sie."
    „Ich muß das Phantom finden", sagte Larry zu ihr. „Wenn das
stimmt, was Sie gefühlt haben, dann vermag dieses gespenstische Geschöpf, das
Lucelion als erster als Nachtmahr bezeichnete, noch mehr. Die Ereignisse der
letzten Tage beweisen, daß jeder, der sich mit dem Gespenst beschäftigt, zu
Tode kommt. Angefangen hat es mit Patloff. Er muß der erste gewesen sein, der
etwas erfuhr. Und er ist verschwunden."
     
    ●
     
    Virginie de Ayudelle schlief an diesem Morgen besonders lang.
    Als sie schließlich im Bad lag und verschiedene Duftwässerchen in
ihr Badewasser träufelte, wurde ihr Blick plötzlich nachdenklich.
    Ein neuer Erinnerungsschub kam durch, wie Dr. Monette es ihr
vorausgesagt hatte.
    Gilbert!
    „Gilbert?" flüsterte sie, und ihr Blick verklärte sich. Aus
der Erinnerung tauchten Begegnungen mit ihm auf.
    Wieso hatte sie ihn vergessen können. Er war ihre erste große
Liebe gewesen. Nach und nach reihte sich ein Mosaiksteinchen an das andere.
    Unruhe erfüllte sie plötzlich.
    Das Baden, das sie normalerweise bis zu einer Stunde ausdehnte,
war ihr verleidet.
    Sie mußte mit Monette sprechen!
    Sie begriff nicht, wieso sie dies alles hatte vergessen können.
    Angst ergriff sie. Waren das die Anzeichen zunehmender
Geistesschwäche?
    Rasch stieg Virginie de Ayudelle aus der Wanne. Ihr schlanker,
fester Körper war mit zahlreichen Schaumflocken besetzt. Die Fabrikantenfrau
warf ein Frotteetuch über sich und trocknete sich ab.
    Die seidige Wäsche, die sie anzog, bedeckte wie ein Nichts die
getönte Haut. Virginies Haut war niemals schneeweiß. Man entdeckte auch keine
weißen Streifen auf ihrer gebräunten Haut.
    Den Sommer verbrachte sie im Süden des Landes auf einer Domaine am
Ufer des Mittelmeeres. Von einer fünf Meter hohen Mauer umgeben, abseits jeder
menschlichen Siedlung, konnte sie hier einen Ganz-ohne-Urlaub verbringen. Die
kühlen Tage verbrachte sie dann wieder in Paris, wo sie das hauseigene Solarium
als Bräunespender benutzte.
    Virginie de Ayudelle kleidete sich an und verließ das Bad.
    Draußen schien schwach die Sonne, aber auf der glasverkleideten
Terrasse war es schon sehr schön warm. Das Frühstück stand bereit.
    Auch die Morgenzeitung lag auf dem Tisch.
    Virginie de Ayudelle nahm ihren Platz ein.
    Das Mädchen kam sofort aus der Küche, die Kanne mit Kaffee
bereithaltend. Hier im Haus lief alles wie am Schnürchen ab.
    Monsieur de Ayudelle kam zwei Minuten später zum Frühstückstisch.
    Er begrüßte

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