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079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

Titel: 079 - Im Würgegriff des Nachtmahres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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mißt, so tasten Sheherezades Sinne als hockempfindliche
Meßinstrumente das Fluidum dieses Raumes ab.
    „Aber es ist nicht das Ungeheuer, nein — ein Mensch — nein, kein
Mensch ... Er hat nur die Gestalt eines Bekannten angenommen, eines Freundes —
die Gestalt von Louis Blanche! Der Eindringlich ist — eine Frau!"
    Und dann passiert etwas Entsetzliches.
    Wie ein Strom geht es durch den Körper der Inderin. Sie gibt einen
langen, klagenden Laut von sich.
    „Ich bin Germaine! Ich hasse dich! Euch alle. Keine wird mir
entkommen. Ich werde das Leben aus ihren Leibern pressen, ich . . ."
    Sheherezade sprach mit fremder Stimme. Ihr Gesicht war
kreidebleich.
    Sie brachte plötzlich keinen Laut mehr über ihre Lippen.
    Sie schnappte nach Luft. Ihre Hände griffen ins Leere, stießen
nach etwas Unsichtbarem, das sie zu bedrohen schien und das in dieser Sekunde
anwesend war und sie angriff!
    Sie keuchte und riß den Mund weit auf.
    Sheherezade wirbelte um ihre eigene Achse.
    Der kleine indische Sekretär warf sich nach vorn. „Wir müssen ihr
helfen! Schnell!" Seine Stimme überschlug sich. Er griff nach der einen
Hand seiner Herrin und versuchte die gegen unsichtbare Feinde Kämpfende
wegzuziehen.
    Dock Sheherezade entwickelte Kräfte, die man ihrem schlanken
Körper nicht zugetraut hätte.
    Sie schlug um sich, versetzte ihrem Diener einen Stoß vor die
Brust, ehe Larry Brent und Tolbiac dies verhindern konnten. Wie ein lästiges
Insekt schleuderte sie den kleinen Mann zu Boden.
    Der Sekretär schrie: „Wir müssen ihr helfen! Schnell! Sie verliert
den Verstand! Die vergiftete Atmosphäre in diesem Raum - bringt sie um!"
    Da löste sich Larry aus seiner Erstarrung.
    Er schnellte nach vorn.
    Blitzschnell griff er zu, riß die Inderin an sich und drückte
deren Arme nach hinten auf den Rücken, ehe sie zu einer Gegenwehr fähig war.
    Sie gurgelte. Ihr Mund war weit aufgerissen, als würge sie jemand.
Ihr ganzer Körper zuckte. Sie strampelte. Es gelang ihr, eine Hand nach vorn zu
bekommen. Larry drehte geschickt den Kopf weg, um dem Schlag auszuweichen.
    Dies war nicht mehr die sanfte, von Buddha gesegnete Madame Sheherezade.
Dies war eine Megäre, eine Teufelin, die selbst in Todesgefahr schwebte und
ihrem Helfer noch Schmerzen zufügte.
    Alles war ins Schwimmen gekommen. Hier stimmten die Gesetze, die
Werte nicht mehr.
    Was für ein Teufel war in die Seele von Madame Sheherezade
gefahren?
    X-RAY-3 eilte aus der Wohnung.
    Die Inderin warf den Kopf hin und her: Ihr Gesicht war blau
angelaufen, und ihre Augen traten aus den Höhlen.
    Larry legte
die Exotin auf den Boden. Der furchtbare Krampf, der ihren Körper schüttelte, schwächte
sich ab. Ihr Herzschlag beruhigte sich, und sie fing wieder an zu atmen, als sei
die Ursache für ihr Leiden beseitigt.
    Sheherezade hustete. Der blaue Schimmer auf ihrer Haut verschwand,
zitternd, wie die Flügel eines scheuen Vogels, bewegte sie ihre Augenlieder.
    „Wie geht es Ihnen?" fragte Larry besorgt. Er fühlte sich
schuldig an der Situation. Schließlich war er es gewesen, der die Hilfe des
Mediums in diesem undurchsichtigen Fall angefordert hatte.
    Auf dem eben noch verzerrten Gesicht glätteten sich die Züge.
    „Danke", murmelte Sheherezade. „Schon besser. Verzeihen Sie,
Monsieur Brent. Ich habe versagt."
    „Sie haben nicht versagt."
    „Es war
stärker als ich." Ihre Stimme gewann wieder an Festigkeit. Sie klang noch etwas
kratzig
    und heiser, und die Inderin mußte sich mehrmals räuspern.
    Marcel Tolbiac und der kleine Inder tauchten auf. Besorgt hockte
sich der Sekretär neben seine Herrin, sah sie an und redete leise in seiner
Muttersprache auf sie ein. Madame Sherezade antwortete ihm im gleichen Dialekt.
    Der kleine Mann atmete auf, erhob sich wieder und rückte seine
Krawatte zurecht.
    Die Inderin kam mit Hilfe Larrys wieder auf die Beine.
    „Was haben Sie gesehen? Wer griff Sie an?" fragte X-RAY-3
leise.
    „Ich bin dem Geist — der anderen begegnet. Überall war er zu
spüren. Viele Male mußte er in dieser Wohnung gewesen sein und sein Opfer mit
bösen Träumen gequält haben, ehe er endlich zuschlug. Er ist das, was Sie als
Nachtmahr bezeichnen. Die Seele einer bösen, teuflischen Frau tobt sich hier
aus. Aber ihre Seele ist nicht auf dieses Zimmer beschränkt, nicht das Zimmer
ist verhext. Diese Seele kann überallhin, wo immer sie will. Und sie hat nur
einen Wunsch, der sie wie ein unstillbares Verlangen erfüllt: töten, sich
rächen für das, was vor

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