0791 - Der COMP und der Kybernetiker
Deighton an.
„Ich möchte, daß auf einer Serie von Ortergeräten die Reflexe eines schwarzen Raumschiffs simuliert werden!" sagte er.
Jedermann horchte auf.
„Der COMP will dieses Fahrzeug unter seine Kontrolle bringen", erläuterte Rhodan. „Wir glauben, daß seine Intelligenz ausreicht, um ihn erkennen zu lassen, daß eine Zusammenarbeit mit uns ihm am ehesten dazu verhelfen würde, sein Ziel zu erreichen - welches immer das auch sein mag.
Er versucht also, die Kontrolle über die SOL, unter Mißachtung unserer Belange, an sich zu bringen - nicht, weil er in seiner fremden Mentalität unser Denken nicht versteht. Sondern weil es einen zwingenden Anlaß gibt, auf den er alleine schneller reagieren kann, als wenn er uns mühselig und mit vielen Verständigungsschwierigkeiten zuerst ins Vertrauen ziehen muß.
Welcher Anlaß, frage ich euch, kann das sein?"
„Er fürchtet sich vor CLERMACs schwarzen Raumschiffen", antwortete Atian ohne Zögern.
„Richtig! Er weiß von der Verschlechterung des Klimas. Er hofft, daß er uns sozusagen aushungern kann - an Sauerstoff. Aber die ganze Zeit über denkt er an die Gefahr, die von den schwarzen Raumschiffen droht."
Galbraith Deighton erhob sich.
„Ich verstehe", sagte er. „In vier oder fünf Minuten hast du deine Pseudo-Reflexe!"
*
Für den Stellvertreter war in erster Linie wichtig, daß er über die Vorgänge in seiner Umgebung auf dem laufenden blieb. Er hatte noch keine Zeit gehabt, eigene Wahrnehmungsmechanismen zu entwickeln. Dies war ein schwieriger und langwieriger Vorgang, der viel Konzentration erforderte. Derweilen stand ihm jedoch je ein paraphysischer und ein parapsychischer Kommunikationskanals zur Verfügung, mit deren Hilfe er die Wahrnehmungsorgane anderer für sich tätig werden lassen konnte.
So wurde zum Beispiel der Rechner SENECA von der Peripherie her nach wie vor mit Informationen beliefert. Die Daten landeten in Pufferspeichern und warteten dort -fast unendlich lange - auf ihre Verarbeitung. Der Stellvertreter aber, der inzwischen SENECAs Sprache im großen und ganzen beherrschte, konnte ohne Verzögerung auf die gepufferten Informationen zurückgreifen und sie auswerten.
Über den paraspychischen Kanal stand er in Verbindung mit dem Kristallträger und somit indirekt mit den beiden Maschinenwesen, die dem Kristallträger Untertan waren.
Der Kristallträger, der sich Joscan nannte, informierte den Stellvertreter laufend über die Vorgänge an Bord des Raumschiffs. Vor allen Dingen berichtete er über die ständige Verschlechterung des Bordklimas und gab Schätzungen ab, wie lange es noch dauern könnte, bis der Widerstand der Besatzung endgültig zusammenbrach.
So hatte der Stellvertreter allen Grund, seine Aussichten für vielversprechend zu halten. In einer Zeit, die von den Menschen eine Stunde genannt wurde und etwa fünfhundert Milliarden Zyklen seines internen Rhythmotors entsprach, würden mehr als fünfzig Prozent der Besatzung dieses Fahrzeugs bewußtlos sein.
Zu diesem Zeitpunkt, meinte der Kristallträger, würden die Menschen, die an Bord des Raumschiffs das Sagen hatten, sich dem Stellvertreter beugen.
Dann aber erschien in einem von SENECAs Pufferspeichern ein Satz neuer Informationen. Der Stellvertreter wurde sofort aufmerksam; denn die Daten hatten die typische Struktur eines digitisierten Bildes, etwa einer in elektronische Impulse verwandelten Photographie.
Er analysierte den gesamten Informationssatz und kam zu dem Schluß, daß es sich um die Ausgabe eines Ortergeräts handeln müsse. Einer der Orter, mit denen dieses Raumschiff ausgestattet war, hatte eine Wahrnehmung gemacht. Aus dem zweiten Datensatz, den der Stellvertreter wenige Zyklen später in SENECAs Puffer las, war zu entnehmen, daß es sich bei dem vom Orter erfaßten Objekt um ein bewegliches handelte.
Was anders hätte es sein können als eines der schwarzen Raumschiffe, die BARDIOCs Schergen benutzten? Die Gefahr, die er gesehen hatte, stand im Begriff, Wirklichkeit zu werden! In aller Eile analysierte er eine Gruppe weiterer Sätze, die jetzt pausenlos in SENECAs Speichern eintrafen.
Dabei stellte er erstens fest, daß inzwischen mehr als zehn bewegliche Objekte vom Orter erfaßt worden waren. Zweitens ermittelte er aus den Bewegungsdaten, daß die feindlichen Fahrzeuge noch ziemlich weit entfernt waren. Es verblieb eine Spanne von zwei- bis dreihundert Milliarden Zyklen, in der das Raumschiff der Menschen mit ausreichender Aussicht
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