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0791 - Der COMP und der Kybernetiker

Titel: 0791 - Der COMP und der Kybernetiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unglaublich langsam.
    Die Pufferspeicher waren mehr als eine Sekunde lang aktiv, um die Antwortimpulse aufzusammeln und aneinanderzureihen.
    „Das Triebwerkssystem reagiert nicht auf meine Befehle", las der Stellvertreter.
    Die Aussage war inhaltslos. Durch irgendeinen Effekt, den der Stellvertreter im Augenblick nicht zu ergründen vermochte, war SENECA gegenüber seiner üblichen Funktionsgeschwindigkeit erheblich verlangsamt worden.
    Ohne Zweifel war dies der Grund dafür, daß das Triebwerk nicht auf die Steuerbefehle des Rechners angesprochen hatte.
    Der Stellvertreter wußte viel über die Technik von Raumschiffstriebwerken.
    Es war ihm bekannt, daß die Steuerimpulse in einem gewissen, ziemlich raschen Rhythmus abgesetzt werden mußten, besonders während des Kaltstartprozesses. SENECA war nicht in der Lage gewesen, die nötige Geschwindigkeit zu entwickeln.
    Daher war das Triebwerk nicht gestartet worden, und das Raumschiff verharrte nach wie vor an Ort und Stelle.
    In einem Sektor, der nach Ansicht des Stellvertreters vor den Abgesandten BARDIOCs nicht sicher war.
    Die Gefahr, der er sich hatte entziehen wollen, bestand also nach wie vor. Er wußte nicht, wie die Menschen - die ihn anscheinend tatsächlich als Gegner betrachteten - die Verlangsamung des Rechners bewerkstelligt hatten. Demzufolge hatte er auch kein Mittel, den Bann der Langsamkeit zu brechen.
    Er mußte abwägen. Er konnte warten und nach Mitteln suchen, mit denen SENECA zu seiner ursprünglichen Funktionsgeschwindigkeit verhelfen werden konnte. Aber jeder Zyklus, den er wartete, vergrößerte die Gefahr, daß das Raumschiff von BARDIOCs Schergen entdeckt und angegriffen wurde.
    Schließlich entschloß sich der Stellvertreter, den alternativen Kontakt aufzunehmen.
    Ein Mensch an Bord dieses Fahrzeugs war Träger seines Kristalls und ihm damit zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet.
    Ihm untertan waren zwei menschenähnliche geformte Maschinenwesen, die Stücke von Kristallgespinst auf den metallenen Oberflächen ihrer Körper trugen. Auch sie würden bedingungslos gehorchen.
    Der Stellvertreter schickte Impulse aus, von denen er wußte, daß sie auf das Bewußtsein des Kristallträgers einwirkten. Der Kristall arbeitete als Verstärker. Mit Hilfe des Kristalls konnte der Stellvertreter auch die mentale Ausstrahlung des Kristallträgers erfassen.
    Der erste Versuch der gezielten Kommunikation erwies sich als schwierig und für beide Seiten verwirrend.
    Bisher hatte sich der Stellvertreter darauf beschränkt, Eindrücke im Bewußtsein des Kristallträgers entstehen zu lassen. Er hatte ihm den Gedanken an die Allmacht der Kaiserin von Therm nahegebracht und ihm den Begriff „Erster COMP-Ordner" vermittelt.
    Das war einfach gewesen. Jetzt jedoch stellte der Stellvertreter Fragen. Er wollte wissen, wie es an Bord des Raumschiffs aussah und ob es irgendwelche Anzeichen dafür gab, daß die Menschen unter der Verlangsamung des Zentralrechners, die sie ja selbst veranlaßt hatten, litten. Diese Möglichkeit zog er bewußt in Erwägung. Denn er hatte seine Erfahrung mit Raumschiffen und wußte, wieviel von der Funktionstüchtigkeit des Zentralrechners abhing.
    Nach anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten, die aus der unterschiedlichen Mentalität der beiden Gesprächspartner rührten, kam die Kommunikation endlich in Fluß. Der Stellvertreter erfuhr, daß seine Vermutung gerechtfertigt war.
    Auch das Klimasystem des Fahrzeugs unterstand der Kontrolle des Zentralrechners. Die Luft an Bord begann, schlecht zu werden.
    Der Stellvertreter schloß daraus, daß es für ihn von Vorteil war, noch eine Zeitlang zu warten. Zwar vergrößerte er dadurch das Risiko, daß das Raumschiff - und damit er selbst - von BARDIOCs Sendboten aufgebracht wurde.
    Andererseits bestand eine von null wesentlich verschiedene Wahrscheinlichkeit dafür, daß er durch weiteres Ausharren das Fahrzeug letzten Endes doch unter seine Kontrolle brachte.
    Dann nämlich, wenn die Menschen infolge der Klimaverschlechterung aufzugeben gezwungen waren und dem Zentralrechner SENECA seine ursprüngliche Funktionsgeschwindigkeit zurückgaben.
    Dies erschien ihm eine sinnvolle Abwägung der Vor- und Nachteile gegeneinander. Er ging auf Warteposition.
     
    *
     
    Dem Krisenstab wurde klar, daß er sich über kurz oder lang der eigenen Waffe werde beugen müssen. Die Klima-Monitoren hatten längst Alarm geschlagen. Der CO und CO2-Gehalt der Bordatmosphäre war längst über den als Grenze des

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