0791 - Diondra - einfach mörderisch
Eingang auf, als wollte sie mir damit andeuten: Schau her, hier ist es!
Ich staunte.
Es war ein Raum voller moderner Computertechnik, von der ich nicht viel verstand. Rechner, Telefone, Kommunikationsmittel, ein sehr großer Schreibtisch, helles Licht. Ich sah Papiere und Aufzeichnungen, Blätter mit endlosen Zahlenkolonnen, es war ein Wirrwarr, das mir den Kopf verdrehte.
»Nun?«
»Ich bin zufrieden, Diondra, obwohl ich damit nicht zurechtkomme. Ich bin kein Computermensch.«
»Ich auch nicht«, gab, sie zu und schloss die Tür wieder. »Diese Rechner können ja nicht denken. Sie sind die reinen Hilfsmittel für mich. Sie sind nur so gut wie die Menschen, die sie erstellt haben oder die mit ihnen arbeiten. Am wichtigsten ist der Mensch, in seinem Kopf muss alles gespeichert sein.«
»Das denke ich.«
»Bei mir ist es der Fall. Ich bekomme die Informationen geliefert und denke darüber nach. So einfach ist das.«
»Ja, so einfach ist das«, wiederholte ich murmelnd. »Wenn nur die Bedrohung nicht wäre.«
Diondra war schon ein paar Schritte vorgegangen und drehte sich wieder um. »Richtig, die Bedrohung, John. Sie ist es, die mich von den Problemen ablenkt.«
»Und was soll ich dagegen tun?«
»Ich sagte Ihnen schon, einfach nachdenken. Vielleicht finde ich eine Lösung.«
Sie wollte nichts mehr sagen und ging zur Wohnungstür. Ich konnte schlecht in diesen Räumen bleiben, wenn Diondra nicht da war.
Noch war es hell, aber in dieser Umgebung wirkte auch ein Sonnentag immer düster. Hier kam nicht so viel vom Licht rüber. Ein Schutz- oder Abwehrschild hatte sich über das Gelände gelegt, um nur nichts Fremdes herankommen zu lassen.
Diondra Mayne öffnete die große Tür. Von den Leibwächtern sah ich nichts. Ich wunderte mich darüber, zumindest Cusor hätte erscheinen müssen. Auch er ließ sich nicht blicken.
Als wir auf der Treppe standen und unsere Gesichter in den Wind hielten, erklärte mir Diondra, dass sie gern allein sein würde.
»Sie haben keine Furcht?«
»Danke, John, ich komme schon zurecht.«
»Was ist mit den anderen vier Aufpassern? Sie sind auch nicht in der Nähe, und Sie werden sehr allein sein.«
Diondra nickte. »Das weiß ich. Es macht mir nichts aus, denn das bin ich gewöhnt.«
»Keine Furcht?«
Sie schüttelte den Kopf. Ich wusste nicht, ob ich es ihr glauben sollte, aber ich konnte nichts tun, und deshalb ließ ich sie gehen. Als schmale Gestalt schritt sie durch das Gras. Sie machte einen so hilflosen Eindruck. Jeder, der sie sah, wollte sie beschützen, aber so sah es meiner Ansicht nach nicht aus. Mich hatte Diondra Mayne nicht täuschen können. Ich dachte über sie nach und stellte mir die Frage, wer sie eigentlich war. Okay, sie war ein Mensch, eine Frau mit besonderen Fähigkeiten, ein Genie. Doch war das alles? Konnte ich mich damit zufrieden geben?
Im Prinzip schon, nur wollte ich es nicht. Das war einfach nicht alles, zum Teufel! Es musste mehr hinter dieser Person stecken. Eine überbegabte Person, das stimmte schon, auch ein Genie, aber sonst…
Es war schwer für mich, zu einem Resultat zu gelangen; denn zu wirr waren meine Gedankengänge. Andererseits aber konzentrierten sie sich auf einen Punkt. So sehr ich davon auch abweichen wollte, es gelang mir nicht. Er war fantastisch, aber nicht unmöglich. Damit war ich wieder beim alten Thema. Gehörte diese Frau zu einer Art neuem Mensch? Eine andere Spezies, die dem allmählichen auslaufenden Jahrhundert Rechnung trug? Denn immer hatte es um diese Zeiten Veränderungen gegeben. Besonders im historischen und politischen Bereich. Auch in der Soziologie hatte sich etwas getan, ich aber spann den Faden weiter.
Konnten sich auch Dämonen darauf einstellen? Fremde, unheimliche Mächte diesem Zustand Rechnung tragen?
Ich wusste es nicht, aber der Gedanke ließ sich auch nicht vertreiben, und er konzentrierte sich natürlich auf die Person der Diondra Mayne. Wer war sie? über welche Fähigkeiten verfügte sie? War sie nur ein mathematisches Genie oder auch eine Gestalt, die etwas mit der Vergangenheit zu tun hatte, denn aus ihr war angeblich die Bedrohung emporgestiegen, die Diondra quälte.
Ich sah sie vor dem »Pavillon«, wo sie für eine Weile stehen blieb.
Sie schaute sich nicht zu mir hin um, blickte sehr wohl in andere Richtungen. Wenig später öffnete sie die Tür und war verschwunden.
Ich hatte das Gefühl, als wäre sie in ein Grab aus der Vergangenheit getreten…
***
Als Professor Palmer nach
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