0795 - Netz des Todes
Liftschacht.
„Du wirst mich begleiten", sagte er, während sie nach oben schwebten. „Eigentlich hatte ich vor, dich als Geisel zu benutzen, aber das ist nun nicht mehr nötig. Immerhin ist es gut, auf einer so langen Reise jemanden bei sich zu haben."
Jennifer schwieg. Ihr Gesicht blieb ausdruckslos.
„Keine Angst", redete Vigeland unbekümmert weiter. „Wir werden nicht auf ewig da draußen bleiben müssen.
Die Laren werden mitsamt ihrer verdammten Falle eines Tages verschwinden, und dann sind wir dran!
Du wirst noch merken, was es heißt, Macht zu besitzen.
Schade, daß du nicht zu meinem Volk gehörst, aber das läßt sich nicht ändern. Meine Leute waren zu dumm. Sie haben nicht weiter gedacht, als ihre Arme reichen. Aha, da sind wir schon!"
Er zog Jennifer mit sich, und sie standen in der Kommandozentrale. Vigeland schritt rasch die Reihe der Kontursitze ab und überzeugte sich davon, daß sich tatsächlich niemand hinter den hohen Lehnen verbarg. Dann betrachtete er aufmerksam eine Schalttafel. Ein Knopfdruck sorgte dafür, daß die untere Polschleuse geschlossen wurde. Ein zweiter setzte eine ganze Batterie von Beobachtungsgeräten in Betrieb.
„Diese Narren!" lachte Vigeland grimmig. „Endlich haben sie gemerkt, was gespielt wird. Sie sind auf dem Wege hierher. Ich werde Tekener das Vergnügen bereiten, beim Start der REDHORSE anwesend zu sein.
Aber vorher gibt es noch etwas, was wir beide miteinander abmachen sollten!"
Er streifte die Kette jenes Zellaktivators über den Kopf, der vorher Frascati gehört hatte.
„Er gehört dir", sagte er und hielt Jennifer das Gerät hin. Sie blickte wie hypnotisiert auf das hin und her pendelnde Ei aus schimmerndem Metall. „Nun nimm ihn schon, oder hast du Angst?"
„Nein", murmelte sie und biß sich auf die Lippen. „Ich habe keine Angst. Es spielt wohl keine Rolle, ob man mit einem Aktivator in die Luft fliegt, oder mit zweien."
Vigeland lachte dröhnend, und Jennifer hielt sich hastig die Ohren zu.
„Du gefällst mir", verkündete der Ertruser lautstark, während sie sich den Aktivator umhängte. „Von jetzt an sind wir aufeinander angewiesen.
Willkommen im Klub der wandelnden Bomben."
„Darauf sollte man direkt anstoßen."
Vigeland klatschte sich vor Vergnügen auf die Schenkel.
„Das werden wir auch tun. Später, wenn wir die letzten Sonnen der Milchstraße hinter uns gelassen haben. Hoffentlich sind genug Vorräte an Bord."
„Es dürfte für Sie gerade reichen", sagte sie anzüglich.
„Allerdings sollten wir uns ein bißchen beeilen."
„Tekener ist noch nicht da. Er soll zusehen, wie wir starten.
Das bin ich ihm schuldig. Bevor er zur Hölle fährt, soll er wissen, daß ich davongekommen bin."
Die Sekunden vergingen. Jennifer Thyron begriff plötzlich, daß von nun an die Sekunden für sie eine andere Rolle spielen würden - wenn sie der Falle der Laren entkam.
Diese Erkenntnis versetzte ihr einen Schock. Vigeland hatte ihr die relative Unsterblichkeit geschenkt. Es war für ihn selbstverständlich, daß man niemandem ein größeres Geschenk machen konnte. Jennifer war sich dessen nicht so sicher.
Sie schrak aus ihren Gedanken auf, als Vigeland mit einem zufriedenen Knurren einen Schalter betätigte.
„Hallo, Tekener!" sagte er in ein Mikrophon. Seine Stimme donnerte vielfach verstärkt über die Lichtung.
„Diesmal bist du zu spät gekommen. Du wirst auf diesen lausigen Planeten sterben, während ich überlebe. Deine Freundin nehme ich mit. Sie wird mir helfen, ein Imperium aufzubauen, das größer ist als alle anderen, die es jemals gegeben hat. Für uns spielt es keine Rolle, wenn wir ein wenig warten müssen, ehe wir uns an die Arbeit machen. Was sind schon hundert oder tausend Jahre, wenn man einen Aktivator trägt?"
Er hatte die Vergrößerung hochgeschaltet und beobachtete Tekeners Gesicht sehr genau. Er genoß seinen Triumph.
„Ah!" machte er genießerisch. „Jetzt begreifst du erst, wem du in die Falle gegangen bist, nicht wahr?
Ja, ich bin Nos Vigeland, und das Mädchen trägt Frascatis Aktivator. Irgendwann in der Zukunft wird man wieder von mir hören - aber du wirst dann leider nicht mehr unter den Lebenden weilen. Einen angenehmen Aufenthalt auf Legga II wünsche ich dir, Tekener. Genieße die Stunden, die dir noch bleiben!"
Vigeland lachte seinen Haß und seine Schadenfreude so laut heraus, daß die Lautsprecher zu klirren begannen. Gleichzeitig schlug er auf den Hebel, der den Start verursachen
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