0796 - Larissas blutiger Weg
gepolsterte Hocker standen.
Es war wirklich noch früh, außer mir hatten erst zwei weitere Gäste das Lokal betreten, und als ich mich setzte, reihte ich mich gewissermaßen in die Phalanx der Girls ein, die ebenfalls an der Bartheke hockten und mich lächelnd anschauten.
Zuerst bestellte ich einen Drink. »Was trinkt man denn hier so?«, fragte ich die Barmaid mit dem durchsichtigen Oberteil, unter dem spitze Brüste hüpften. »Oh, eigentlich alles.«
»Was heißt das, schöne Frau?«
»Von Krimsekt bis zum Wodka. Aber eines ist sicher, Sie sollten diese edlen Getränke nicht allein zu sich nehmen.«
»Mal sehen.«
»Für was haben Sie sich entschieden?«
»Ich fange von hinten an und nehme den Wodka. Aber einen doppelten.«
»Einfache gibt es bei uns auch nicht.«
»Das dachte ich mir.«
Die Barmaid zog sich zurück. Zielsicher holte sie eine Flasche aus dem Regal. Ich war in weiches, rötliches Licht getaucht. Ich hörte russische Folklore und konnte auch die Couch sehen, die schräg gegenüber stand.
Jemand lenkte mich ab. Ich bemerkte die Kleine erst, als sie sich räusperte. Sie drückte sich auf den freien Hocker an meiner rechten Seite und lächelte mit blitzenden Zähnen. Ihr Gesicht war rund, puppig und das dunkle Haar hatte sie mit kleinen Perlenketten geschmückt. »Allein schmeckt es oft nicht, Towaritsch.«
»Du bist Russin?«
»Das sind wir alle hier.«
»Also echte.«
»Ja.«
»Dann stimmt es, was mir der Freund gesagt und auch empfohlen hat.«
»Was sagte er denn?« Sie strich über meinen Handrücken und lächelte weiter.
»Nun er sprach von einem Geheimtipp.«
»Er hat Recht, dein Freund. Wir alle hier sind Geheimtipps. Die russische Liebe ist schon etwas Besonderes. Du kannst sie genießen in allen Variationen.«
Ich bekam meinen Wodka. »Hört sich gut an.« Ich probierte und war zufrieden.
»Möchtest du es testen?«
Ich drehte den Kopf und lächelte sie an. »Wäre nicht schlecht, wirklich. Wo gehen wir denn hin?«
»Wir bleiben hier im Haus.«
Ich spielte den Entrüsteten und auch den Enttäuschten. »Das ist mir zu unbequem und zu… nein … ahm … hier will ich nicht bleiben. Können wir nicht irgendwohin fahren?«
»Ich bitte dich, hier ist alles, was du dir wünschst. Sogar ein Whirlpool, eine Sauna, wir haben bestimmte Domina-Keller und…«
Ich hob die Schultern. »Mal sehen.«
»Warte nicht zu lange. Noch hast du die freie Auswahl. Später wird es dann eng.«
Ich nickte in Richtung Theke. »Das hat mir mein Bekannter auch gesagt. Bist du Larissa?«
Die Frage hatte sie enttäuscht. »Nein, die bin ich nicht. Warum? Sollte ich sie sein?«
»Ja. Weißt du, mein Freund sagte mir, dass ich Larissa als Begleiterin nehmen sollte. Ich will dich nicht beleidigen, aber er kennt meinen Geschmack ziemlich gut. Es hat sich herumgesprochen, dass sie eben, nun ja…«
Die Kleine rutschte aus meiner Nähe weg. Ihr Lächeln sah jetzt verzerrt aus. »Verdammt noch mal, immer nur sie! Was hat sie denn, was ich nicht habe?«
»Das will ich eben herausfinden. Kann ja sein, dass ich dich beim nächsten Besuch toll finde.«
»Aber sie ist teuer.«
»Mein Taschengeld wird reichen, denke ich.«
Die Kleine mit den schwarzen Perlenhaaren nickte. »Ja, ich sehe schon, dein Freund hat wirklich gute Überzeugungsarbeit geleistet, aber im Moment ist sie nicht hier.«
»Dann muss ich warten.«
Weitere Gäste kamen und drängten gegen die Bar vor. Sie waren ziemlich laut, und die Kleine an meiner Seite verschwand blitzartig, um sich einem Vollbart um den Hals zu hängen, den sie begrüßte wie einen alten Freund.
Hinter der Bar erschien ein Mann. Schwarzes Hemd, weißer Anzug, das musste Valentin sein. Zumindest hatte ihn Tanner uns so beschrieben. Er schaute sich kurz um, sein Blick traf auch mich und meinen winkenden Finger.
Er kam zu mir.
Das graue Haar umrahmte lang seinen Kopf. Der Dschingis-Khan-Bart ließ ihn wild und brutal aussehen. »Was kann ich tun?«
Ich hatte einen Schein zusammengerollt und schob ihn wie ein Röhrchen auf ihn zu. »Sie nicht.«
Er schaute auf den Schein. »Sondern?«
»Larissa.«
Mit spitzen Fingern nahm er die Note und ließ sie in seiner Tasche verschwinden. »Eine gute Wahl haben Sie da getroffen, Mister.«
»Das denke ich auch. Aber sie ist nicht hier, hat man mir gesagt. Schade.«
»Das lässt sich ändern.« Er lächelte.
»Sie wird gleich kommen, aber ich werde es beschleunigen.« Er drehte sich und deutete auf die plüschige
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