0796 - Larissas blutiger Weg
nichts dagegen haben.«
»Ist das der Dschingis-Khan?«
»Richtig.«
»Der sieht auch aus wie ein Boss.«
»Tausend Pfund!«
Ho, das war nicht wenig. Da musste ein Stahlarbeiter verdammt lange und schwer malochen. Beinahe hätte ich sie ausgelacht, im letzten Augenblick fiel mir meine Rolle ein. Ich senkte den Kopf und tat, als müsste ich nachdenken.
»In Vorkasse natürlich.«
»Klar, ich kenne die Regeln.«
»Einverstanden?«
Ich schaute sie wieder an. Diesmal glaubte ich, ein Lauern in ihren Augen zu sehen.
»Du bleibst aber die ganze Nacht…«
»So ist es«, erklärte sie nickend.
Ich lachte. »Okay, ich bin aber auf jeden Fall dabei.«
Das Spesengeld hatte ich lose in meinen Taschen verteilt, und zufällig steckten in der rechten Innentasche genau tausend Pfund.
Ich holte sie hervor, legte sie auf den Tisch, behielt noch die Hand darauf und bekam einen leichten Stoß in den Rücken. »Pardon, Mister, aber ich bin ausgerutscht.«
Als ich den Kopf drehte, sah ich Suko, der mich anlächelte. »Macht nichts, kann passieren.«
»Stimmt, Sir. Einen schönen Abend noch mit der schönsten der Frauen«, säuselte er, was mich überraschte, denn die Wortwahl und Aussprache waren für ihn ungewöhnlich.
Jedenfalls war er eingetroffen, auch wenn ich in bald nicht mehr sah, weil er im Gewühl der Gäste auf der Tanzfläche untertauchte und sich ein rothaariges Girl an seinen Hals gehängt hatte. Ich aber wandte mich wieder Larissa zu. Noch immer hatte ich die Hand auf dem Geld liegen. »Tausend Pfund sind nicht wenig«, erklärte ich, worauf sie mit den Schultern zuckte, ich aber rasch weitersprach.
»Ich könnte mir vorstellen, dass wir nicht unbedingt hier in der Bar bleiben müssen. Oder sehe ich das falsch?«
»Nein, das siehst du nicht falsch. Ich freue mich, wenn wir woanders hinfahren.«
»Einverstanden.«
»Hast du einen Wagen dabei?«
»Leider nicht.«
»Wir werden mit meinem fahren.«
»Okay – und wohin?«
Larissa nahm das Geld an sich und stand auf. »Lass dich überraschen, John. Ich bin gleich wieder zurück.« Sie warf mir eine Kusshand zu und ging davon.
Wahrscheinlich würde sie das Geld abliefern oder einen großen Teil davon. Das interessierte mich jetzt nicht. Ich dachte über ihren schnellen Entschluss nach. Es war mir so vorgekommen, als hätte sie nur auf den Vorschlag gewartet, endlich von hier verschwinden zu können, und ich dachte wieder an die drei Leichen, die an verschiedenen Orten gefunden worden waren. Alle drei jungen Männer hatten mit der jungen Russin Kontakt gehabt.
Da würde noch etwas auf mich zukommen, das stand fest, und ich war gespannt, wie es weiterging.
Sie blieb erst einmal verschwunden. Ich lehnte mich zurück und schaute mich um. Suko entdeckte ich an der Bar. Auch er schaute in den Raum hinein, sah mich und auch mein zweimaliges Nicken.
Wir hatten die Gesten zuvor abgesprochen. Er wusste jetzt, dass Larissa und ich nicht lange bleiben würden und er konnte sich darauf einstellen. Ob er uns verfolgte oder nicht, das hatte ich ihm überlassen. Er fuhr an diesem Abend den Rover.
Aus den Lautsprechern hörte ich den Titelsong aus dem Film Bodyguard. Die Tanzfläche war voll. Im wechselfarbigen Licht drehten sich die Tänzer und hielten sich dabei eng umschlungen.
Ich wartete auf Larissa.
Und wieder war sie plötzlich aufgetaucht. Nur sah sie verändert aus, denn sie hatte einen Pelzmantel aus Fuchsfell übergestreift. »Es ist alles klar«, sagte sie.
»Keine Schwierigkeiten?«
»Nein, warum?«
»Nur, so.« Ich hob die Schultern und stand auf. »Möchtest du noch einen Schluck?«
»Nicht mehr.« Sie streckte mir die Hand entgegen, die ich nahm, und dann führte sie mich auf den Ausgang zu. Mir gelang noch ein Blick auf die Bar, wo Suko saß und über seinen Kopf strich. Er wusste also Bescheid und würde das Seine tun.
»Wo steht dein Wagen?«, fragte ich.
»Nicht weit entfernt.«
Sie hatte nicht gelogen. Ihr Fahrzeug, ein Renault Clio, stand auf einem schmalen Hinterhof zwischen einigen anderen Fahrzeugen, die durchweg zur Oberklasse gehörten.
Sie schloss auf und bat mich, einzusteigen.
»Wo liegt denn unser Liebesnest?«
»Hab Geduld?«
»Es fällt mir schwer.«
Sie lachte und öffnete ihren Mantel. »Keine Sorge, John, du wirst zufrieden sein.«
»Das hoffte ich auch.« Nur dachte ich anders darüber als sie…
***
Da lagen schon zahlreiche Nadeln in Sukos Magen, als er sah, wie sein Freund John Sinclair zusammen mit Larissa
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