0796 - Larissas blutiger Weg
mich auf den Arm genommen. Sie lachte mich innerlich aus.«
»Denkst du«, sagte ich.
»Ja, so ist es.«
Suko fragte: »Hast du sonst irgendwelche Beweise dafür?«
»Leider nicht.«
»Das heißt«, fasste Suko zusammen, »du bist in diesem Fall nicht weiter gekommen.«
»Sonst säße ich nicht hier«, brummelte Tanner vor sich hin und zog die Stirn kraus.
Ich kam wieder zum Thema. »Wie können wir dir helfen, alter Knabe?«
Tanner drückte seinen Hut noch weiter zurück. Jetzt sah er aus wie der Chef aus einer amerikanischen Polizeiserie, zudem hatte er seine Beine noch ausgestreckt. »Ich habe mir da etwas zurechtgelegt und ausgedacht. Natürlich nur, wenn ihr damit einverstanden seid. Ihr braucht nicht zuzustimmen, weil ich selbst weiß, wie man manchmal eingespannt ist, was bei euch nicht der Fall ist, sonst wärt ihr ja nicht so spät hier erschienen, sage ich mal.«
»Danke, das haben wir verstanden.«
Suko grinste. Auch er wusste, dass Tanner scherzte. Diese Spitzen zwischen uns gehörten einfach dazu, und der Chiefinspector rückte in den folgenden Minuten mit seinem Plan heraus. Er wollte mich dazu gewinnen, als Kunde in die Bar zu gehen.
»Gefällt dir das, John?«
»Ja. Ich wollte schon immer mal ein richtiger Mann sein.«
»Und dann kümmerst du dich um Larissa.«
»Indem ich sie aushorche?«, fragte ich grinsend.
»Nein und ja. Du musst so tun, als wolltest du… na ja … das weißt du ja selbst. Vielleicht kannst du dich auch von ihr weglocken lassen und in einem anderen Haus oder an einem anderen Ort zur Sache kommen. Das geht, John, die drei Leichen haben es bewiesen.« Als er unsere düpierten Gesichter sah, fing er an zu lachen. »Nun ja, das soll nicht heißen, dass wir dich auch als Leiche finden, und ohne Rückendeckung brauchtest du den Job nicht zu übernehmen. Ich denke, dass sich auch Suko in der Bar umschauen wird.«
»Danke für dein Vertrauen.«
Tanner winkte nur ab und schaute auf mich, weil ich ihm noch eine Antwort schuldig war. »Du meinst also, dass es etwas bringt, wenn ich Larissas Dienste in Anspruch nehme.«
»Das denke ich.«
»Ohne dich auf Beweise stützen zu können?«
»Ich verlasse mich auf mein Gefühl. Diese Frau…« Tanner verdrehte die Augen. »Verdammt noch mal, ich saß ihr gegenüber, sprach mit ihr und hatte immer den Eindruck, dass sie mich eiskalt hat abfahren lassen. So richtig auf der Schiene ins Lächerliche. Da kannst du lachen, das kannst du drehen und wenden, wir werden immer zu denselben Resultaten gelangen. Auch ich hatte Zeit genug, darüber nachzudenken, und du weißt selbst, dass auch du deinen Gefühlen und Eingebungen folgst.«
»Das stimmt.«
»Sie ist Russin, nicht«, sagte Suko.
»Genau, und sie hält sich nicht mal illegal hier auf der Insel auf. Ich habe das nachprüfen lassen. Alle Mädchen haben eine Aufenthaltserlaubnis, und über eines sollten wir uns trotz allem im Klaren sein. Es werden immer mehr Mädchen aus der ehemaligen Sowjetunion kommen, denn junge Russinnen sind sehr beliebt. Man zahlt für eine Stunde ziemlich hohe Summen, und alles ist fest in der Hand einer gewissen Russen-Mafia, aber da erzähle ich euch wohl nichts Neues.«
Nein, das tat er wirklich nicht. Nur hatten wir bisher mit dieser Russen-Mafia nichts zu tun gehabt. Es fiel einfach nicht in unser Gebiet, wir waren für andere Dinge zuständig. Dennoch interessierte es mich, wie Logan Costello, der oberste Mafiachef Londons, zu der Konkurrenz aus dem Osten stand.
Da lachte Tanner. »Costello hat seinen Frieden mit denen geschlossen. Erst vor kurzem hat man sich auf allerhöchster europäischer Ebene getroffen und Einigung erzielt. Das gab man weiter, und so arbeitet mal wieder die Mafia mit der Mafia Hand in Hand. Wir können sie eben nicht ausmerzen.«
Ich blickte Suko an. »Was meinst du? Sollen wir einem alten Spezi helfen?«
»Klar. Außerdem kennt man uns in der Szene nicht.«
»Darauf habe ich ja gesetzt«, sagte Tanner.
»Fragt sich nur«, sagte ich gedehnt, »wie wir es machen. Soll ich tatsächlich als Kunde auftreten?«
»Sicher, John. Du musst doch an sie herankommen. Larissa ist für mich der springende Punkt.«
»Hoffentlich hüpft sie mir nicht weg.«
»Keine Sorge. Wenn ihre Chefs Scheine riechen, bekommen sie glänzende Augen.«
»Wer ist der Chef?«, fragte Suko.
»Ein gewisser Valentin, auch ein Russe, aber jemand, der schon seit einigen Jahren hier lebt und sich sehr gut eingebürgert hat. Jedenfalls leitet er die
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