0796 - Larissas blutiger Weg
die Bar verließ. Er musste zugestehen, dass diese junge Frau eine außergewöhnliche Person war, wirklich das Top-Girl in dieser Bar, aber er dachte auch daran, dass drei Tote entdeckt worden waren.
Deshalb die Nadeln, deshalb das Unwohlsein, und er fasste innerhalb von Sekunden den Entschluss. Er würde die beiden verfolgen und dabei immer in guter Deckung bleiben.
Gezahlt hatte er schon. Zudem würde John nichts gegen eine Observation einzuwenden haben, denn auch sie war in den Plan mit einbezogen, wenn auch nicht abgesprochen worden.
Um ein Mädchen brauchte er sich nicht zu kümmern. Es gab genügend andere Gäste, die sich mit den Girls verlustieren konnten, es würde nicht auffallen, wenn er verschwand.
Suko rutschte vom Hocker, drehte sich um – und schaute in die Visage von Valentin Smirnow. Der Kerl stand so dicht vor Suko, dass er ihn beinahe hätte küssen können, aber das war es nicht, was den Inspektor beunruhigte, sondern mehr der Mann dicht hinter Valentin, ein gelackter Frauentyp mit Brillanten in den beiden Ohrläppchen und einem wissenden Grinsen auf den Lippen.
»Sie wollen schon gehen?« Valentin stellte die Frage mit einer falschen Freundlichkeit.
»Das hatte ich vor.«
»Warum denn?«
»Ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig, Mister, und jetzt lassen Sie mich vorbei.«
»Wenn Sie können, ja.«
Smirnow hatte es nicht grundlos gesagt, denn Suko konnte nicht, weil er plötzlich den harten Druck ungefähr dort spürte, wo sich der Bauchnabel befand. »Das ist die Mündung einer Waffe«, erklärte der Mann, »und ich habe sie mit einem Schalldämpfer versehen. Ein Schuss würde sich demnach leiser anhören als das Öffnen einer Sektflasche und überhaupt nicht auffallen.«
»Stimmt.«
»Wir verstehen uns.«
»Behandeln Sie alle Gäste so?«
»Nein, überhaupt nicht. Nur diejenigen, die sich hier einschleichen. Es ist immer gut, wenn man einheimische Freunde hat, die sich auskennen.«
»Klar, verstehe.« Das war von Suko nicht einfach dahingesagt worden, er brauchte sich nur den Gelackten anzuschauen. Der musste ihn erkannt haben, er gehörte bestimmt zur Szene und wusste bei welcher Firma Suko sein Geld verdiente.
»Was soll das?«
»Wir werden uns unterhalten, Bulle.«
Suko lächelte. »Danke, Sie haben es richtig erkannt. Ich gehöre zur Polizei, und durch Ihre Tat haben Sie sich strafbar gemacht. Sie wissen, wer ich bin und bedrohen mich trotzdem mit einer Waffe. Das könnte für Sie ins Auge gehen.«
»Es soll eine Unterhaltung werden. Niemand wird bezeugen können, dass ich Sie bedrohe. Und meine beiden Freunde decken mich.«
Der Gelackte und ein frisch hinzugekommener Kumpan, der in seinem weißen Rollkragenpulli auffiel, lächelten Suko so harmlos an, dass es schon wieder gefährlich wirkte. Der Inspektor hatte sie entsprechend eingestuft.
Die beiden gehörten zu der Firma, die man auch die Mafia nannte.
Da sich die italienische und die russische zusammengeschlossen hatten oder sich wenigstens nicht bekriegten, lag es auf der Hand, dass die eine Seite der anderen auch Schützenhilfe gab. Von diesen Kerlen musste Smirnow mehr über Suko erfahren haben.
Es gefiel dem Inspektor überhaupt nicht, in gewissen Kreisen bekannt zu sein, und es gefiel ihm noch weniger, dass er hier aufgehalten wurde. Auch wenn er sich jetzt zurückzog, der Vorsprung der beiden war so gut wie uneinholbar.
»Warum sind Sie hier?«, fragte Valentin.
»Ich schaue mich um. Es ist nicht verboten.«
»Nein, aber Sie sind dienstlich gekommen. Dieser Tanner hat sich angemeldet. Hier ist alles in Ordnung, Mister. Sie werden nichts finden. Nur nette Mädchen und gute Musik. Keine Drogen und auch sonst nichts, was euch Bullen quergehen könnte.«
»Bis auf die drei Toten.«
Valentin schrak zusammen. »Damit haben wir nichts zu tun.«
»Sie nicht, das denke ich mir. Aber es gibt da eine junge Frau namens Larissa…«
»Ja, die gibt es. Aber sie ist keine Mörderin.«
»Sind Sie sicher?«
»Das bin ich.«
»Deshalb haben Sie Larissa also mit einem Kunden weggehen lassen, denke ich.«
»Stimmt.«
»Kunde ist gut«, sagte der Gelackte. »Wer da mit ihr verschwunden ist, der hat es faustdick hinter den Ohren. Das ist John Sinclair, noch ein Bulle. Wenn du den Chinesen siehst, Valentin, ist der andere nicht weit weg. Jetzt nicht mehr, aber sie sind zusammen gekommen, sie haben etwas vor.«
»Bei mir nicht.« Valentin ruckte mit dem Kopf. »Oder haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
»Auf
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