0796 - Larissas blutiger Weg
keinen Fall. Ich hatte auch nicht vor, Ihre Bar zu durchsuchen. Ich wollte nur schauen.«
»Was haben Sie denn entdeckt?«
»Nicht mehr, als Sie auch gesehen haben. Nur wird es in der Zukunft nicht leicht für Sie werden, denn Sie haben mich genau im falschen Moment aufgehalten. Sollte es in dieser Nacht wieder einen Toten geben, sind Sie dran! Schwedische Gardinen sind Ihnen für den Fall sicher.«
Valentin schüttelte den Kopf. »Daran glaube ich nicht. Es wird keinen vierten Toten geben, und wenn doch, dann hat keiner von uns etwas damit zu tun. Auch Larissa nicht. Sie ist super, und sie wird nicht so dumm sein, sich selbst das Grab zu schaufeln. Sie verdient sehr viel Geld, denke ich. Ihr geht es gut, und wir haben ihr einige Privilegien zugestanden. Ihr Kollege wird enttäuscht sein.«
»Abwarten.«
Valentin senkte die Waffe. Dann bewegte er sich, und plötzlich war das Ding verschwunden. Er hob die Arme und lächelte Suko strahlend an. »Na, wollen Sie mich nicht untersuchen? Ich bin unbewaffnet, niemand wird oder kann bezeugen, dass ich Sie bedroht habe.«
»Darauf kommt es nicht an, Mr. Smirnow, überhaupt nicht. Es geht um andere Dinge.«
»Aber nicht um Mord.«
»Doch, darum.«
Smirnow legte dem Inspektor eine Hand auf die Schulter. »Was immer Sie denken, was immer Sie vorhaben, mir ist es egal. Ich weiß, wer Sie sind, ich werde und kann Sie aus meinem Reich nicht entfernen, deshalb gebe ich Ihnen den Rat, sich zu amüsieren, falls Sie es nicht vorziehen, von hier zu verschwinden.«
»Das werde ich.«
»Um so besser…«
»Aber ich komme zurück.« Suko setzte sich in Bewegung. Mit einem Schulterstoß brachte er Valentin ins Wanken, der zufällig auf dem falschen Fuß gestanden hatte. Er konnte sich noch am Handlauf festklammern, sonst hätte er sich auf seinen Hosenboden gesetzt.
Suko drängte sich bis zum Ausgang durch. Er war sauer und wütend, dass er sich hatte aufhalten lassen. Nur, was hätte er anders machen können. Mit Gewalt versuchen, den Ausgang zu erreichen.
Bei einer Schlägerei hätte er leicht verlieren können, hinzukam, dass auch sie ihn Zeit gekostet hätte, und so wäre John immer verschwunden gewesen.
In der kalten Luft verschwanden seine bissigen Gedanken wieder.
Er brauchte ein Telefon, um mit Tanner in Kontakt zu treten. Der hatte ihm versprochen, in seinem Büro Wache zu halten, und ein Mann wie Tanner hielt das durch.
Suko telefonierte vom River aus. Der Chiefinspector hob schnell ab. Seiner Stimme entnahm Suko, dass er regelrecht unter Strom stand. »Gibt es was Neues?«
»John hat es geschafft.«
»Zsssst!«, zischte Tanner, »das ist gut. Dann kann er sie ja verbal in die Mangel nehmen.«
»Ich weiß nicht, ob es so gut ist«, widersprach Suko. »Beide sind verschwunden.«
»Nicht mehr in der Bar? Wohin sind sie denn?«
»Ich habe keine Ahnung.«
Tanner stöhnte auf. »Das gibt es nicht. Wolltest du dich nicht auf ihre Fersen setzen, wenn das passiert?«
»Das hatte ich vor, aber man ließ mich nicht. Mein Gesicht ist wohl in gewissen Londoner Kreisen zu bekannt.« Er berichtete, was ihm widerfahren war. Tanner wusste als Antwort darauf nur das harte Wort für eine weiche Masse.
»So sehe ich es auch.«
»Halten wir mal fest, Suko. Dann ist John zusammen mit Larissa verschwunden, und nur die beiden wissen, wo sie jetzt sind.«
»Perfekt.«
»Verdammt, verdammt, die Augen«, flüsterte der Chiefinspector.
»Die haben etwas an sich, das kann ich dir sagen.«
»Was denn?«
»Den Tod, Suko, den Tod…«
***
Wir waren durch das nächtliche London in Richtung Süden auf den Fluss zu gefahren und hatten den Stadtteil Westminster erreicht, durchfuhren ihn und waren dann in Pimlico dicht an der Grosvenor Road, die am Flussufer entlang lief.
Man hatte hier einige neue Häuser gebaut, keine hohen Kästen, sondern kleine Apartmentbauten mit Blick auf den Fluss und einer dementsprechend hohen Miete.
Zu den Häusern gehörten auch Tiefgaragen, und in eine von ihnen waren wir hineingerollt.
»So, jetzt sind wir da«, sagte Larissa, bevor sie rasch ausstieg. Ich folgte ihr langsamer und schaute mich in der leeren und ziemlich kahlen Garage um.
Der Beton an den Wänden roch noch frisch, und auch die kräftigen, farbigen Striche der Parktaschen wiesen darauf hin, dass die Garage noch nicht lange stand.
»Komm, mein Lieber…« Wieder streckte sie mir die Hand entgegen.
»Schlimmer kann es ja nicht werden«, sagte ich mir und nahm ihre
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