0798 - Der Hausmeister
Hilfe.
Er hatte mir zwei Geschichten erzählt.
Zum einen hatte er noch einmal von der Rettung seiner Tochter gesprochen, dies aber nicht zu sehr in den Vordergrund gestellt.
Ihm war es mehr um die Erscheinung gegangen, die aus der Wohnung des Hausmeisters gekommen war.
Ich hatte von einer Halluzination im Moment des Schocks gesprochen und war mit dieser Meinung bei ihm nicht angeeckt. Er hatte ähnlich gedacht, dann aber berichtete er, was ihm im Krankenhaus widerfahren war, und ich erfuhr, wie es ihm bei dem Besuch des Geistes ergangen war.
Da hörte ich schon besser hin.
»Jetzt glauben Sie mir?«, fragte er, als der Ober die kleineren Vorspeisenteller abräumte.
»Ich habe nie gesagt, dass ich Ihnen nicht geglaubt hätte.«
Er lächelte und strich über sein Gesicht, das in den letzten Wochen voller geworden war. Ein ruhiges Leben hatte ihm einige Pfunde wachsen lassen, die ihm aber gut standen, so sah er nicht so asketisch aus. Er hatte auch sein Haar länger wachsen lassen, das ihm immer wieder in die Stirn fiel und von ihm des öfteren zurückgeschoben werden musste. »Danke, John.«
»Wofür?«
»Erst mal für das Zuhören.«
»Es war interessant.«
»Aber Sie sehen keinen Grund, einzugreifen?«
Ich lächelte. »Soll ich ehrlich sein?«
»Darum bitte ich.«
»Bis jetzt noch nicht. Zudem habe ich den Eindruck, dass dies noch nicht alles gewesen ist.«
Don atmete tief durch. »Da haben Sie sich nicht geirrt, John, verdammt nicht geirrt.« Er legte seine Hände übereinander und rieb sie. Dabei schaute er sich in dem kleinen Lokal um, als könnte er auf einem der anderen mit Speisen und Getränken gedeckten Tische die Lösung finden. Wir hatten einen Platz am Fenster bekommen, und unser Blick fiel hinaus in den Garten, in dem einige Lampen gelbweißes Licht abstrahlten und manche Gewächse aussehen ließen, als würden sie über dem Boden schweben.
»Sie haben recht, John, das ist nicht alles gewesen.«
»Ich dachte es mir.«
Er senkte den Blick. »Wollen Sie es jetzt hören, oder soll ich damit bis nach dem Hauptgericht warten?«
»Erzählen Sie es mir gleich. Dann haben wir es hinter uns.«
»Und ich denke, dass Sie den Fall dann mit anderen Augen betrachten werden.«
»Mal schauen.« Noch nahm ich es locker, aber in meinem Innern spürte ich bereits, dass ich an der Schwelle zu einem neuen Fall stand, den ich eigentlich gar nicht gebrauchen konnte, denn ich fühlte mich noch ziemlich ausgelaugt nach der letzte Sache, die Suko und mich nach Russland geführt hatte, wo es Rasputins Tochter beinahe gelungen wäre, mich zu töten. Ich hatte wieder einmal Glück und einen guten Helfer gehabt, denn mein Leben verdankte ich einem Mönch namens Fjodor. Das lag erst drei Tage zurück. Als ich wieder an meinem Schreibtisch saß, hatte ich den Brief des Kollegen mit der Einladung zum Essen gefunden. Wir hatten dann mündlich einen Termin vereinbart, und ich war jetzt gespannt, was er mir noch zu berichten hatte.
Er nickte, bevor er sprach. Auf mich wirkte es wie ein Startsignal.
»Wie ich schon erklärte, ich hatte da zwei Begegnungen, und nach der letzten hörte es auf. Es vergingen Tage, Wochen, ich trat meinen Job hier an, aber diese Drohung geriet trotzdem nicht in Vergessenheit. Seltsamerweise musste ich immer daran denken, aber man ließ mich in Ruhe.«
»Wer ließ Sie in Ruhe?«
»Die anderen Kräfte, denke ich.«
»Gut, sprechen Sie bitte weiter.«
»Es kam zu einer dritten Begegnung. Vor drei Tagen genau geschah dies. Aber nicht bei mir, sondern bei meiner Tochter Dinah.«
Meine Augen bewegten sich nicht. Ich saß plötzlich gespannt da.
Die Erinnerung wühlte Don Cavendish auf, er amtete heftiger, und auf seiner Stirn schimmerte ein dünner Schweißfilm, was sicherlich nicht an der Wärme im Lokal lag, denn Don hielt die innere Erregung gepackt. Er räusperte sich.
»Dinah kam zu mir. Sie war… ja, sie war völlig verstört, denn sie hatte am Abend von einem Geist Besuch gekriegt. Und sie hat ihn auch identifizieren können. Es war Ewald Trigger, der Hausmeister.«
Ich schloss für einen Moment die Augen, brachte meine Gedanken in Ordnung und bat Cavendish, von vorn zu beginnen und kein Detail auszulassen.
»Meine Frau war an diesem Abend nicht da. Sie hat da mit mehreren Freundinnen zusammen einen Bridge-Club, und Dinah war schon zu Bett gegangen. Ich hockte im Sessel, starrte auf die Glotze, was ich gesehen habe, weiß ich nicht mehr, jedenfalls erschien Dinah plötzlich in
Weitere Kostenlose Bücher