0798 - Der Hausmeister
Lage gebracht, die unverzeihlich ist. Ich kann selbst kaum nachvollziehen, was da geschehen ist, aber ich sah die Gestalt…«
»Trigger!«
»Den toten Trigger?«
»So ähnlich.«
Sie schaute mich an. »Das glaube ich Ihnen nicht. Lassen Sie sich auf Ihren Geisteszustand untersuchen, Mister. Es ist ein Trauerspiel, dass Menschen wie Sie bei der Polizei arbeiten.«
Was sollte ich zu meiner Entschuldigung sagen? Auch wenn mir etwas eingefallen wäre, ich kam nicht mehr dazu, denn aus der ersten Etage hörte ich ein Krachen und wenig später einen schrillen Schrei.
Auch Suko hatte ihn gehört.
Jetzt wussten wir beide, wo sich Trigger aufhielt…
***
Als wir die letzten Stufen der Treppe nahmen, schaute uns Charles Rees entgegen. Er war totenbleich. Vielleicht sah das Blut in seinem Gesicht deshalb so schlimm aus. Es kam aus einer Wunde am Kopf, wo das Haar feucht und dunkel auf der Haut klebte. Mit einem irren Blick schaute er in unsere Gesichter und hatte die Hände um den Handlauf des Geländers gelegt.
»Was ist passiert?«
Er schwieg.
Ich schüttelte ihn durch. Durch diese Bewegung verteilte sich das Blut noch stärker auf seinem Gesicht, es geriet auch in seine Augen, machte ihn beinahe blind.
»Bitte, Mister Rees, reden Sie!«
Er konnte nicht mehr. Vor dem Geländer und noch in meinem Griff sackte er zusammen. Zuletzt hob er mit einer schwachen Bewegung die Hand und wies auf die Doppeltür, die nicht mehr ganz geschlossen war. Die rechte Hälfte stand offen. Dahinter, wo gedreht wurde, herrschte eine bleierne Stille.
Suko nickte mir zu.
Ich nickte zurück.
Wir beide wussten, worauf es ankam, und wir gingen den Weg auch ohne mein Kreuz…
***
Die verdammte Stille blieb. Sie konnte alles bedeuten. Grauen, Entsetzen, Leid. Es änderte sich erst, als wir die Tür erreicht hatten, da merkten wir, dass es doch nicht so still war. Es entstehen immer bestimmte Laute oder Geräusche, wenn Menschen unter einem direkten Angsteinfluss oder auch unter Schock stehen. Dann hörte sich das Luftholen oft gepresst und stöhnend an.
So war es auch hier.
Menschen waren in Gefahr, Menschen konnten auch verletzt sein, denn wir hörten ebenfalls ein leises Stöhnen.
Suko zögerte für einen Moment. Er nutzte die Pause aus, um die Dämonenpeitsche in die Hand zu nehmen. Ich war vor ihm hergehuscht und hatte die Tür bereits passiert, ohne sie auch nur leicht zu streifen. So weit stand sie immerhin offen.
Vor mir lag ein Gang. Damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet.
Er mündete jedoch in den Studioraum, der für mich noch nicht einsehbar war, weil er sich am Ende des Ganges nach links hin ausbreitete. Wahrscheinlich befanden sich dort die zahlreichen Anlagen wie Kameras, Monitore, Mischpulte und so weiter.
An den Wänden hingen Bilder. Die Fotos waren auf das schallschluckende Material geklebt worden. Sie zeigten die Menschen, die hier ihre Sendungen hatten produzieren lassen.
Nach einem weiteren Schritt sah ich die erste Frau. Sie lag auf dem Boden und bewegte sich nicht. Sie hatte eine Rückenlage eingenommen, die Arme wie auch die Beine von sich gestreckt, aber das war nicht schlimm. Ihr helles Kleid zeigte in der Mitte einen tief roten Fleck. Blut!
Ich konnte nicht erkennen, ob die Frau noch lebte. Jedenfalls hatte sich in meinem Magen die Rolle Stacheldraht ausgebreitet. Dieser Anblick schmerzte. Ich spürte die eigene Ohnmacht und fragte mich, ob es richtig war, sich dem Geist ohne das Kreuz zu stellen.
Wir hätten es doch mitnehmen sollen.
Für ein Zurück war es zu spät.
Ich bewegte mich weiter, immer damit rechnend, den Geist des Hausmeisters plötzlich vor mir auftauchen zu sehen. Bewaffnet und mordgierig, damit er mir den Schädel spalten konnte.
Suko hatte mich eingeholt. Gemeinsam gingen wir den letzten Schritt und standen im Studio.
In einem Raum ohne Leben. Sie alle waren tot, so jedenfalls sah es im ersten Augenblick aus, bis wir erkannten, dass die Studiogäste wie bleiche Statuen auf den Sesseln einer kleinen Sitzgruppe hockten und dabei von zwei Kameraaugen beobachtet wurden. Die Kameras liefen noch, ich sah es am wechselnden Rotlicht, aber die dahinter stehenden jungen Männer in Jeans, Turnschuhen und Hemden waren ebenfalls zu Stein geworden.
Drei Frauen unterschiedlichen Alters saßen in den Sesseln. Zwischen ihnen stand ein Tisch. Auf ihm waren Grundrisse verschiedener Gebäude ausgebreitet. Sicherlich gehörten die Frauen einer Bürgerbewegung an, die sich gegen eine Bebauung
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