0799 - Zum Nachtisch kam der Teufel
Überlebenswille funktionierte seltsamerweise noch.
Prather duckte sich, um zur Seite zu tauchen. Er wollte den Vorhang aufreißen und verschwinden.
Leider bewegte er sich zu hastig. Auf der glatten Fläche geriet er ins Rutschen, verlor den Halt, fasste nach. Der Vorhang konnte der Kraft nicht standhalten. An einigen Stellen in der Haltestange riss er, aber ein anderes Geräusch drang ebenfalls an die Ohren des Mannes.
Ein hartes Schneiden, und dann erwischte ihn das Messer.
Es traf seinen Rücken.
Im ersten Augenblick spürte er nichts. Bis er das Blut sah, das durch die Duschkabine schäumte und sich als Wirbel um das Abflussloch drehte.
Wie im Film…
Das ist mein Blut!
Als ihn dieser Gedanke erfüllte, stieß die Mörderhand erneut zu.
Wieder traf die Klinge das Ziel.
Jerry Prather brach zusammen.
Doch die Hand hörte nicht auf, das Gesicht schaute zu, den Blick der kalten Augen auf den Abfluss gerichtet, wo sich Wasser und Blut vermischten, bevor beides verschwand.
Leider war das kein Film…
***
Eine Frau mit aschblonden Haaren und einem netten Lächeln empfing uns an der Rezeption, die ebenso rustikal gebaut war wie die Empfangshalle des Landhaus-Hotels, das wir durch die Glastür des Eingangs betreten hatten.
Steinfußböden, Teppiche, schwere Eichenmöbel, Balken unter der Decke, die das alte Gemäuer stützten. Es passte eigentlich alles, auch die Kleidung der Frau, die mit ihrer kurzen Trachtenjacke auf mich einen etwas kernigen Eindruck machte. Hinzu mochte kommen, dass die Bluse ein Pflaumenblau zeigte und der Rock weit und glockig schwang, wenn sie sich bewegte. Sie lächelte weiter und fragte:
»Sie hatten reserviert, bitte?«
»Ja.«
»Auf welchen Namen?«
Ich stellte die beiden Koffer ab. »Collins und Sinclair.« Dann grinste ich Jane zu. »Zwei Einzelzimmer.« Ich hatte es getan, um Glenda zu beruhigen, denn die Reservierung hatte ich in ihrem Beisein vorgenommen.
»Ja, natürlich.« Die Dame nickte. »Sie sind Mister Sinclair?«
Ich bestätigte dies.
»Dann heiße ich Sie und Mrs. Collins herzlich bei uns in Suffolk Manor willkommen.«
Wir bedankten uns, bekamen die Anmeldeformulare und anschließend, nachdem wir sie ausgefüllt hatten, auch die Zimmerschlüssel.
Beide Räume lagen nebeneinander, wie man uns informierte.
»So, jetzt werde ich noch jemand holen, der sich um Ihr Gepäck kümmert.« Die Frau schlug auf eine Klingel, und der helle Ton schwang durch die Halle. Danach stellte sich die Empfangsdame als Margot Ferguson vor. Sie erkundigte sich auch, ob wir ein Dinner nehmen wollten. Wir bestätigten und ließen uns auch einen Tisch im Restaurant reservieren.
»Dann kann ich Ihnen nur einen angenehmen Aufenthalt bei uns wünschen«, erklärte Mrs. Ferguson und lächelte, als machte es ihr besonderen Spaß, gerade uns zu begrüßen.
Inzwischen war auch der Gepäckträger aufgetaucht. Bevor er unsere Koffer nehmen konnte, wandte ich mich noch mit einer Frage an die Frau. »Bei Ihnen wohnt ein Mister Prather, nicht wahr?«
»Das stimmt.«
»Können Sie mir sagen, in welchem Zimmer ich ihn finden kann?«
Margot Ferguson lächelte. »Sie haben Glück. Mister Prather wohnt rechts neben Ihnen.«
»Das ist gut.«
»Soll ich ihm Bescheid geben, dass Sie eingetroffen sind?«
Ich winkte hastig ab. »Nein, das ist nicht nötig. Wir sehen ihn sicherlich beim Dinner.«
»Ja, er hat reservieren lassen.«
»Umso besser«, sagte ich.
»Ihre Zimmer liegen übrigens in der ersten Etage«, sagte sie noch.
»Sie können gern den Lift nehmen.«
Das taten wir auch. Als wir in der Kabine standen, schaute Jane gegen die Decke, ich zu Boden, und unser Kofferträger blickte stoisch ins Leere.
Rasch stiegen wir wieder aus, gerieten in einen breiten Flur, der mit roten Platten gefliest und für meinen Geschmack etwas zu dunkel war. Man hatte auch den Neubau, in dem die Zimmer lagen, düster gehalten, denn die in den Lichthof hineinfallende Helligkeit strahlte nicht bis in den Gang hinein.
Jane konnte ihr Zimmer zuerst betreten, ich wenig später. Der Kofferträger bekam ein Trinkgeld, bedankte sich und zog sich zurück.
Ich stellte meinen Koffer auf einer Bank ab und schaute mich um.
Das Zimmer war ziemlich groß. Allerdings nahmen die wuchtigen Eichenmöbel viel Platz weg. Ein sehr großes Fenster, in das eine Tür integriert war, führte zum Balkon. Von dort schaute ich nach rechts, wo Jane Collins’ Zimmer lag.
Links von mir wohnte Jerry Prather. Ich schielte um die
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