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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Hätte er davon offiziell Kenntnis erhalten und sich nicht klar und deutlich dagegen ausgesprochen, was wäre er dann für ein Mann gewesen? Nach Meinung vieler wurden hohe Regierungsbeamte von keinerlei moralischen Bedenken geplagt, wenn sie das taten, was sie im Interesse ihres Landes tun mußten. Das hatte vielleicht einmal gestimmt und mochte für manchen immer noch stimmen, aber die Welt hatte sich verändert, und Jack Ryan war der Sohn eines Polizeibeamten.
»Sie sind die erste, die das ausgesprochen hat, wohlgemerkt. Das Mädchen ist amerikanische Bürgerin, und vermutlich braucht sie ein bißchen Hilfe. Bleiben wir doch bei unserer bisherigen Linie, einverstanden? Wer ist darauf angesetzt, Clark und Chavez?«
»Stimmt.«
»Ich denke, hier ist Zurückhaltung angebracht, aber mindestens sollten wir dem Mädchen ein Heimflugticket anbieten. Wenn sie nein sagt, können wir uns unter Umständen etwas anderes überlegen, aber es bleibt bei unserer klaren Linie. Wir bieten ihr höflich einen Heimflug an.« Ryan las Clarks kurzen Bericht noch einmal aufmerksam durch. Er hätte ihn nicht so ernst genommen, wenn er von jemand anderem gewesen wäre, aber er kannte John Clark, hatte ihn gründlich kennengelernt.
»Das hier behalte ich. Man sollte es vielleicht auch dem Präsidenten vorlegen.«
»Einverstanden«, erwiderte die DDO.
»Falls etwas in dieser Art eingeht ...«
»Sie werden informiert«, versprach Mary Pat.
»Gute Idee, das mit THISTLE .«
»Ich denke, Clark sollte noch ein bißchen weiterbohren, ob auch andere diese Meinung vertreten.«
»Genehmigt«, sagte Ryan sofort. »In der Richtung haben Sie freie Hand.«
    Yamatas Privatjet war ein alter Gulfstream G-IV. Trotz Zusatztanks schaffte er die 6740 Meilen von Tokio nach New York normalerweise nicht, ohne aufzutanken. Doch heute, erklärte ihm sein Pilot, blies über dem Nordpazifik ein Jetstream mit hundertneunzig Knoten, und den würden sie einige Stunden im Rücken haben.
    Damit kamen sie auf eine Geschwindigkeit von 782 Meilen pro Stunde und würden gegenüber der normalen Flugzeit volle zwei Stunden einsparen.
Yamata war froh. Auf die Zeit kam es an. Was er vorhatte, war nirgendwo schriftlich niedergelegt, und so gab es keine Pläne, die er durchgehen konnte. Obwohl er von den Anstrengungen der letzten Woche müde war, fand sein Körper keine Ruhe. Er las sonst viel, aber was er an Bord hatte, konnte sein Interesse nicht fesseln. Er war allein und konnte mit niemand sprechen. Er konnte überhaupt nichts tun, eine seltsame Erfahrung für Yamata. Sein G-IV flog in einer Flughöhe von 41000 Fuß, und unter ihm breitete sich der Nordpazifik im klaren Morgenlicht aus. Er sah deutlich die endlosen Reihen der schaumgekrönten Wogen. Die unvergängliche See. Sie war, solange er zurückdenken konnte, ein amerikanisches Binnenmeer gewesen, kontrolliert von ihrer Marine. Ob die See das wußte? Ob sie wußte, daß sie sich verändern würde?
Veränderung. Yamata brummte vor sich hin. Wenige Stunden nach seiner Ankunft in New York würde sie beginnen.
    »Hier ist Bud. Mein Vogel bringt achttausend Pfund Treibstoff mit«, kündigte Captain Sanchez über Sprechfunk sein Kommen an. Als Kommandeur des für USS John Stennis (CVN-74) vorgesehenen Geschwaders würde er mit seiner F/A-18F als erster an Bord landen. Er war zwar der älteste Flieger an Bord, kannte aber seltsamerweise die Hornet nicht, weil er immer die F-14 Tomcat geflogen hatte. Das Ding war leichter und wendiger, und schließlich faßte es genügend Treibstoff, um mehr zu schaffen, als zu starten, einmal das Deck zu umkreisen und wieder zu landen (so kam es ihm oft vor), und es gefiel ihm, zur Abwechslung einmal allein fliegen zu können, nachdem er sein ganzes Fliegerleben in zweisitzigen Maschinen verbracht hatte. War vielleicht doch keine so schlechte Idee von den Air- Force-Typen ...
    Vor ihm auf dem Flugdeck des neuen Flugzeugträgers nahmen die Mannschaften die entsprechenden Spannungsregulierungen an den Fangkabeln vor, indem sie zum Leergewicht seines Jagdfliegers die von ihm gemeldete Treibstoffmenge hinzurechneten. Riesiges Flugdeck, dachte er, 'ne halbe Meile lang. Den an Deck Stehenden kam es groß genug vor, doch auf Sanchez wirkte es zusehends wie ein Streichholzbrief. Er verscheuchte den Gedanken und konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Die Hornet flatterte ein bißchen im Wirbel, den der massive Inselaufbau des Trägers erzeugte, doch der Pilot fixierte die leuchtend rote Anflugmarkierung

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