08 - Ehrenschuld
konnte es kaum noch erwarten, Kleider und Rasierzeug für Durling bereitzulegen. Der Mann hatte bereits zwei Stunden darauf verwendet, die schwarzen Lederschuhe des Präsidenten in glänzendes Chrom zu verwandeln, und es wäre schnöde gewesen, ihn vor den Kopf zu stoßen. Die Leute waren so verdammt eifrig darauf bedacht, ihre Loyalität zu beweisen. Außer denjenigen, auf deren Loyalität man angewiesen war, dachte Durling, als er in den kleinen Waschraum trat.
»Wir haben noch mehr entdeckt.«
Sanchez kam aus der Toilette neben dem Feuerleitstand und sah Leute um den zentralen Plottisch versammelt. Sie hatten jetzt drei Gruppen von Diamantformen, die für feindliche Überwasserschiffe standen. Charlotte hatte außerdem Peilung von einer V-Form, die ein feindliches Unterseeboot bedeutete, und Asheville hatte angeblich auch was aufgespürt. Was das beste war: Die gemeinsame Patrouillenkette von Anti-UnterseebootFlugzeugen vom Typ S-3 Viking hatte dem Gefechtsverband zweihundert Meilen voraus, wie es schien, eine Patrouillenkette weiterer Unterseeboote identifiziert. Zwei waren beim Schnorcheln erwischt worden, eines durch SOSUS und eines durch Schallbojen, und nachdem man zwischen diesen beiden Positionen eine Linie gezogen hatte, waren zwei weitere gefunden worden. Jetzt hatten sie sogar einen vorhersagbaren Abstand zwischen den Booten, auf den sich die Flugzeuge konzentrieren konnten.
»Morgen bei Sonnenuntergang?« fragte der CAG.
»Die lieben doch die aufgehende Sonne, oder? Laßt sie uns also zur
Abendbrotzeit erwischen.«
»Keine Einwände.« Sanchez nahm den Hörer an seinem Platz ab, um
seinen Geschwadereinsatzoffizier zu benachrichtigen.
»Dauert ganz schön lange«, murmelte Jones.
»Ich kann mich an Zeiten erinnern, als Sie in der Lage waren, wirklich
lange Wache zu schieben«, entgegnete Wally Chambers dem Zivilisten. »Damals war ich jung und dumm.« Außerdem habe ich damals
geraucht, erinnerte er sich. Das förderte die Konzentration und die
Wachsamkeit. Aber auf den meisten Unterseebooten durfte gar nicht
geraucht werden.
Erstaunlich, daß nicht die eine oder andere Besatzung gemeutert hatte. Wo war die Navy hingekommen. »Verstehen Sie jetzt, was ich Ihnen über
meine Software gesagt habe?«
»Soll das heißen, daß sogar Sie durch einen Computer zu ersetzen
sind?«
Der Rüstungslieferant drehte sich um. »Wissen Sie, Mr. Chambers,
wenn man älter wird, muß man aufpassen, wieviel Kaffee man vertragen
kann.«
»Habt ihr beide es wieder miteinander?« Admiral Mancuso trat zu
ihnen, nachdem er sich in der angrenzenden Toilette rasiert hatte. »Ich glaube, Jonesy hatte vor, heute nachmittag am Banzai Beach zu
landen.« Captain Chambers kicherte und nahm einen Schluck von seinem
Koffeinfreien. »Die Übung langweilt ihn.«
»Sie brauchen ziemlich lange«, bestätigte der SubPac.
»Hey, Jungs, es geht um die Einsatzprüfung meines Produkts, klar?« »Wenn ich Ihnen eine Insiderinformation verraten darf, also, ich werde
empfehle, Ihnen den Auftrag zu geben.« Was nicht zuletzt daran lag, das
Jones IBM um gut zwanzig Prozent unterboten hatte.
»Zum nächsten Thema: Ich habe gerade zwei Typen aus Woods Hole
angeheuert. Darauf sind die Herren von IBM nie gekommen.« »Und was soll das?«
»Wir werden die Sprache der Wale entschlüsseln, wo wir sie doch jetzt
soviel besser hören können. Greenpeace wird uns dafür lieben. Die Mission
der U-Boote für die nächsten zehn Jahre: die Meere für unsere MitSäugetiere sicher zu machen. Wir können auch die japanischen Mistkerle
aufspüren, die auf sie Jagd machen.«
»Und was soll das?« fragte Chambers.
»Ihr braucht Geld, nicht? Ich hab' 'ne Idee, die eure Finanzierung
sichert.«
»Und das wäre, Jonesy?« fragte Mancuso.
»Die Typen aus Woods Hole glauben, die Alarmrufe von drei Walarten
identifiziert zu haben: von Buckelwalen, Finnwalen und Tümmlern. Sie
haben sie bei Fahrten auf Walfängern mit Hydrophonen aufgenommen. Ich kann den Frequenzbereich aktivieren es ist der, auf dem wir senden. Wir können also die Walfänger mit unseren U-Booten beschatten und den Ruf aussenden, und wissen Sie, was passiert? Die Walfänger werden nichts finden. Jeder Wal, der bei Verstand ist, wird die zwanzig Meilen um einen anderen Wal meiden, der in höchster Not schreit, weil man ihn überfallen
hat. Unter den Cetaceen gibt's keine Solidarität.«
»Werden Sie langsam zum Ökofritzen?« wunderte sich Chambers. Aber
dann dachte er darüber nach und nickte
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