08 - Ehrenschuld
Kampfgeschwadern von echten Flugzeugträgern fliegen zu lassen, hatte man zunächst den Kompromiß gefunden, sie in Flugzeuge für elektronische Kriegsführung zu stecken, und auf diese Weise wurde Commander Roberta Peach von VAQ-137, »The Rooks«, zum ersten weiblichen Geschwaderführer der Navy. Als rangälteste Trägerfliegerin sah sie es als ihr größtes Glück an, daß eine andere Marinefliegerin bereits die Kennung »Peaches« hatte, so daß sie sich für »Robber« entscheiden konnte, einen Namen, auf dem sie bestand, wenn sie in der Luft war.
»Kriege jetzt Signale, Robber«, meldete der erste EWO im rückwärtigen
Teil ihres Prowler. »Viele Anlagen in Betrieb.«
»Mach sie dicht«, befahl sie knapp.
»Wirklich 'ne Menge ... lenke eine Harm auf ein SPG-51. Ziel aufgefaßt
und bereit.«
»Abschuß jetzt«, sagte Robber. Schießen war ihr Vorrecht als
Flugzeugkommandantin. Solange das SPG-51-Raketenerfassungsradar an
war und ausstrahlte, mußte die Harm-Antiradarrakete es todsicher treffen.
Sanchez sah die Schiffe jetzt, graue Gestalten am sichtbaren Horizont. Ein unangenehmes Quietschen in seinem Kopfhörer sagte ihm, daß er jetzt sowohl von Such- als auch von Feuerleitradar erfaßt war, nie eine freudige Nachricht, selbst bei einer Übung nicht, zumal der »Feind« in diesem Fall aus amerikanischer Produktion stammende Standard-Boden-Luft-Raketen vom Typ SM-2 hatte, deren Leistung ihm durchaus vertraut war. Es sah nach einer Hatakaze-Klasse aus. Zwei SPG-51C-Raketenradars. Nur eine einzige Abschußanlage. Sie konnte zwei Raketen zur gleichen Zeit lenken. Die hätten seinem Flugzeug den Garaus gemacht. Die Hornet war ein größeres Ziel als die Harpoon und flog nicht so tief und nicht so schnell wie die Rakete. Andererseits konnte er sich durch einen Störsender schützen, was die Gleichung ein wenig zu seinen Gunsten veränderte. Bud zog seinen Knüppel nach links. Da es gegen die Sicherheitsvorschriften verstieß, unter diesen Umständen über ein Schiff hinwegzufliegen, flog er wenige Sekunden später in einer Entfernung von dreihundert Metern am Bug des Zerstörers vorbei. Wenigstens eine seiner Raketen hätte getroffen, schätzte er, und das da war bloß ein Fünftausend-Tonnen-Zerstörer. Ein einziger Harpoon-Sprengkopf würde ihm den ganzen Tag verderben und den nachstoßenden Angriff mit Streumunition noch tödlicher machen.
»Slugger, hier ist eins. Formiert euch hinter mir.«
»Zwei ...«
»Drei ...«
»Vier«, bestätigte sein Schwarm.
Jetzt durfte er sich auf die Landung freuen, darauf, in den
Gefechtsleitstand zu gehen und den Rest der nächsten vierundzwanzig Stunden damit zu verbringen, die Treffer zu zählen. Es war nicht mehr besonders aufregend. Er hatte echte Schiffe versenkt, und dagegen zählte alles andere wenig. Aber Fliegen war immer noch Fliegen.
Das Donnern der über ihn hinwegfliegenden Flugzeuge war wie immer von aufrüttelnder Wirkung. Sato sah den letzten der grauen amerikanischen Jäger hochsteigen und griff zu seinem Fernglas, um ihre Flugrichtung zu verfolgen. Dann stand er auf und ging hinunter in den Gefechtsleitstand.
»Nun?« fragte er.
»Abflugkurs ist so, wie wir angenommen hatten.« Der
Flotteneinsatzoffizier tippte auf das Satellitenfoto, das die beiden amerikanischen Kampfverbände zeigte, die sich noch immer westwärts in Windrichtung bewegten, um Flugoperationen durchzuführen. Das Foto war erst zwei Stunden alt. Der Radarplott zeigte, daß die amerikanischen Flugzeuge den erwarteten Punkt anstrebten.
»Ausgezeichnet. Grüße an den Kapitän, wir gehen auf Kurs eins-fünffünf, höchste Geschwindigkeit.« In weniger als einer Minute bebte die Mutsu von der erhöhten Maschinenleistung und begann, mit voller Kraft die sanften Wogen des Pazifiks zu durchpflügen, mit Kurs auf die amerikanische Streitmacht. Es kam alles auf die Zeit an.
Im Saal der New Yorker Börse macht ein junger Angestellter eines Händlers um genau 11.43.02 Uhr Oststaatenzeit einen Buchungsfehler bezüglich der Merck-Aktie. Der Fehler wurde ins System übernommen, und die Aktie wurde mit 23 1/8 an der Tafel angezeigt, weit unter ihrem aktuellen Wert. Dreißig Sekunden später tippte er ihn nochmals ein, wieder mit demselben Betrag. Diesmal wurde er angebrüllt. Er entschuldigte sich damit, daß die verdammte Tastatur klebrig sei, zog sie heraus und tauschte sie gegen eine neue aus. Das war nichts Ungewöhnliches. Es ging hier oft drunter und drüber, die Leute verschütteten Kaffee
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