Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
Dakota. Er hatte gerade den letzten Draht angeklemmt. »Okay, die Leitungen sind unter Strom. Die Drähte sind heiß.« Nur ein einziger Sicherheitsschalter verhinderte, daß die Explosivstoffe hochgingen, und auf dem ruhte seine Hand. Er hatte persönlich alles überprüft, und eine ganze Kompanie Militärpolizei streifte durch die Gegend, weil Friends of the Earth gedroht hatten, das Ereignis zu vereiteln, indem sie Leute dorthin schickten, wo sich die Explosivstoffe befanden, und so wünschenswert es sein mochte, die Mistkerle mit in die Luft zu jagen, würde der Offizier doch die Zündschaltung unterbrechen müssen, sollte es dazu kommen. Wie zum Teufel kann man hiergegen protestieren? Er hatte schon eine Stunde lang vergeblich versucht, das seinem russischen Partner zu erklären.
    »Es ist hier wie in der Steppe«, sagte der Mann, der in dem eisigen Wind bibberte. Beide schauten auf einen kleinen Fernseher, der ihnen ihr Stichwort geben sollte.
    »Schade, daß die Politiker nicht hier sind, um uns heiße Luft zu spenden.« Er ließ den Sicherheitsschalter los. Warum konnten sie nicht einfach loslegen?
    Der russische Offizier, der die anzügliche Bemerkung sehr wohl verstanden hatte, lachte und tastete unter seinem weiten Parka nach einer Überraschung, die er für den Amerikaner bereithielt.
    »Herr Präsident, die Gastfreundschaft, die wir in dieser großartigen Stadt erfahren haben, ist ein überzeugender Beweis dafür, daß zwischen unseren Völkern Freundschaft herrschen sollte, herrschen kann und herrschen wird, genauso stark wie unsere früheren Gefühle, aber weit produktiver. Heute machen wir dem Krieg ein Ende«, schloß Durling unter freundlichem Beifall und wandte sich zu Gruschawoj, um ihm nochmals die Hände zu schütteln. Die beiden Männer nahmen Platz. Nun hatten sie merkwürdigerweise ihre Befehle von einem amerikanischen Fernsehregisseur entgegenzunehmen, der sehr schnell in ein Kopfmikrofon hineinsprach.
    »Nun«, sagten Männer in zwei Sprachen, »wenn die Damen und Herren sich bitte den Bildschirmen zuwenden möchten ...«
»Als ich Leutnant bei den Pionieren war«, flüsterte der russische Präsident, »fand ich es toll, Dinge in die Luft zu jagen.«
Durling grinste und beugte sich zu ihm hinüber. Manches war nicht für Mikrofone geeignet. »Wissen Sie, was ich als kleiner Junge werden wollte ich weiß nicht, ob es das bei Ihnen auch gibt?«
»Was denn, Roger?«
»Der Kerl, der den Kran mit der großen Eisenkugel dran fährt und Gebäude einreißt. Das muß der beste Job der Welt sein.«
»Besonders, wenn Sie vorher Ihre parlamentarische Opposition in das Gebäude stecken können!« In diesem Punkt waren sich beide einig.
»Es ist soweit«, sagte Durling auf ein Zeichen des Regisseurs hin.
Die beiden Männer setzten ihren Daumen auf den jeweiligen Knopf.
»Bei drei, Ed?« fragte Durling.
»Ja, Roger!«
»Eins«, sagte Durling.
»Zwei«, fuhr Gruschawoj fort,
»Drei!« sagten beide und drückten auf den Knopf.
Die beiden Knöpfe schlossen einen einfachen Stromkreis, der zu einem Satellitensender draußen führte. Es dauerte ungefähr eine Drittelsekunde, bis das Signal den Satelliten erreichte und wieder herunterkam, danach eine weitere Drittelsekunde, bis das Resultat denselben Weg in umgekehrter Richtung zurücklegte, und während einer kleinen Ewi gkeit dachten viele, daß irgend etwas schiefgegangen sei. Aber es hatte geklappt.
    »Wow!« entfuhr es dem Major, als hundert Pfund Mischung vier hochgingen. Der Krach war ohrenbetäubend, auch noch aus achthundert Meter Entfernung, und dann folgte die Stichflamme nach der Zündung des Feststoff-Raketenmotors. Dieser Teil der Zeremonie war haarig gewesen. Sie mußten dafür sorgen, daß das Ding nur von oben her brannte. Sonst hätte es passieren können, daß die Rakete aus dem Silo flog, und gerade das war nun gar nicht erwünscht. Eigentlich war die ganze Übung unnötig kompliziert und gefährlich. Der kalte Wind trieb das giftige Verbrennungsgas nach Osten, und wenn es bei menschlichen Behausungen ankommen würde, dann würde es bloß noch ein übler Gestank sein, und das war ziemlich genau das, was man von den politischen Verhältnissen sagen konnte, die den brennenden Raketenmotor überhaupt erst hatten entstehen lassen. Trotzdem war es schon beeindruckend. Das größte Feuerwerk der Welt, das etwa drei Minuten lang nach rückwärts brannte, bis nur noch Qualm übrigblieb. Ein Sergeant betätigte das Feuerlöschsystem des Silos, das

Weitere Kostenlose Bücher